Direkt zum Hauptbereich

Couchgeflüster - Die erste therapeutische Liebeskomödie

Ich bin ein Verfechter der Tatsache, dass das Alter eines Menschen im Grunde wenig Aussagekraft hat und auf die verschiedenen Beziehungen untereinander nicht zu viel Einwirkung haben sollte. Was spielt denn eine Zahl, die nur auf einem Papier steht, in engen Freundschaften, Bekanntschaften und auch Liebschaften denn schon für eine Rolle, wenn man sich einfach versteht, wenn man miteinander lachen oder sich auch verlieben kann? Natürlich, Grenzen außerhalb der Gesetze gibt es definitiv, aber ich denke, dass ihr wisst, was ich meine. Die RomCom "Couchgeflüster" setzt sich mit diesem Thema auseinander, findet dabei aber nicht immer den richtigen Drive.

COUCHGEFLÜSTER


Die siebenunddreißigjährige Rafi Gardet (Uma Thurman) hat sich gerade erst von ihrem sie betrügenden Ehemann scheiden lassen und findet sich in einem Persönlichkeitsloch wieder. Ihre Therapeutin Lisa Metzger (Meryl Streep) rät ihrer Patientin, ihr Leben auszukosten... wenn nicht jetzt, wann dann? Kurz darauf lernt Rafi den dreiundzwanzigjährigen David Bloomberg (Bryan Greenberg) kennen und trotz des Altersunterschiedes von vierzehn Jahren funkt es zwischen den beiden schnell und die Affäre verwandelt sich bald in eine echte Liebesbeziehung. Was Rafi jedoch nicht weiß: David ist der Sohn ihrer Therapeutin, was noch für einige recht groteske Zwischenfälle sorgen soll.

Es ist doch schon eine recht frische Idee, der sich Regisseur Ben Younger, der auch das Drehbuch verfasste, hier widmet und dass man zudem auch noch das Altersthema aufbricht und somit über die sonst so glanzvollen, dafür aber immer auch recht brav gleichaltrigen Paare hinweggeht, hat sowohl Charme als auch in manch konservativen Kreisen sicherlich auch Mut. Younger kratzt auf diesem Wege mit witzigen Dialogen weitere Themen an, Religion steht gerne im Vordergrund, das Erwachsenwerden, die Erfüllung durch einen Job und natürlich die große Liebe. Nicht all diesen Plots wird sich mit ausreichender Kraft gewidmet, einige der Storys laufen sogar ziemlich ungezielt ins Leere und gegen Ende verhaut man es sich mit dem üblichen, kitschigen Schlussakt, der doch gewaltig das Tempo rausnimmt. 
Zuvor ist jedoch auch nicht immer alles gut, da sich Younger hier doch teilweise recht ungelenk zwischen einer herrlich witzigen Komödie und einer eher seichten RomCom bewegt, wobei das Gaspedal in letzterem Genre nie wirklich durchgedrückt wird. Die Szenen rund um "Glaubensfrage"-Star Meryl Streep als ebenso nachsichtige wie letztendlich doch ziemlich überforderte Therapeutin, die gleich auch noch eine eigene Therapie beginnt, sind wahres Comedy-Gold, halten einige irrwitzige Dialoge und natürlich eine herausragend agierende Darstellerin bereit (die Hauptakteurin ist sie jedoch, obwohl sie in der Besetzung als erste genannt wird, keineswegs). Besonders, wenn sich die Schnur um ihren Hals langsam verengt und sie beginnt, die Kontrolle über das Geheimnis, welches sie wahren muss, um weder ihrem Sohn noch ihrer Patientin zu schaden, zu verlieren, hat man als Zuschauer richtig viel Spaß und die einzelnen Therapiesitzungen mit einer immer mehr mit der Situation hadernden Streep, die dennoch nie wirklich überzeichnend agiert, muss man einfach gesehen haben. 
Im direkten Vergleich fällt der wesentlich humorlosere und vorhersehbare Romantik-Hauptplot aber deutlich ab, denn abgesehen von der Tatsache, dass hier ein Paar mit einer wesentlich größeren Altersspanne agiert, was für einige interessante Fragen und Missverständnisse sorgt, tut sich da nicht viel, was wir nicht woanders auch schon besser gesehen haben. Es wird sich verliebt, man lernt sich kennen, schwebt auf Wolke 7, dann wird auch mal gestritten, über weitergehende Beziehungen philosophiert, die Unterschiede der eigenen Persönlichkeiten stehen im Weg... keine Frage, das ist alles recht unterhaltsam und hat dank einer starken Uma Thurman und einem charmanten Bryan Greenberg auch einige nette Szenen zu bieten, es ist auf Dauer aber eben leider doch ziemlich handzahm. 
So richtig traute sich Younger offenbar nicht, das Thema vollkommen auszuloten, sodass der Film zwar immer wieder mal einen kleinen Zeh ins kalte Wasser setzt, es aber vermeidet, einfach mal reinzuspringen. Es wirkt etwas unentschlossen, manchmal auch ziellos, bis man sich doch wieder beim Mainstream anbiedert und somit niemanden richtig zufrieden stellt. Streep und auch ein als Sidekick solide aufspielender Jon Abrahams, unter anderem bekannt aus "House of Wax" oder der meisterhaften Beziehungskomödie "Meine Braut, ihr Vater und Ich", sorgen immer wieder für Heiterkeit, dazwischen herrscht aber auch leider zu viel unbedarfter Leerlauf.

Fazit: Die Grundidee sorgt für einige urkomische Verwicklungen, die Darsteller agieren überzeugend und im Falle von Streep herrlich witzig. Leider macht man zu wenig aus dem eher halbgaren Romantik-Plot, traut sich oftmals nicht, auch etwas weiterzugehen und nimmt den Fuß viel zu oft vom Gas.

Note: 3-




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...