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Ghost Stories

Und plötzlich ist wieder die Gruselzeit angebrochen. Erst letzte Woche startete der Überraschungshit "A Quiet Place" in den deutschen Kinos und läuft seitdem auch hierzulande überaus erfolgreich - auch wenn ich in meiner Kritik zumindest ein kleines bisschen enttäuscht war. Eine Woche zuvor lief auch der neue Film von "Martyrs"-Regisseur Pascal Laugier in den Kinos an, den ich aber leider verpasst habe, "Ghostland" werde ich aber nach dem vielversprechenden Trailer sicherlich im Heimkino nachholen. Und auch diese Woche erwartet uns neuer Stoff zum Gruseln, diesmal sogar prominent mit "Sherlock"-Star Martin Freeman besetzt und ebenfalls einen ziemlich vielversprechenden Trailer hinter sich herziehend. Ob der Film hält, was er verspricht, wollte ich herausfinden...

GHOST STORIES


Professor Philipp Goodman (Andy Nyman) untersucht in seiner bekannten Fernsehsendung "Hellseher oder Betrüger" genau die Menschen, die im Rampenlicht stehen und eine Begabung zur Schau tragen... um sie als Betrüger zu entlarven. An höhere Mächte glaubt Goodman nicht, bis ihm ein Kollege drei Vorfälle vorstellt, die auch er sich nicht erklären kann. Goodman besucht die Leute und hört sich ihre schaurigen Geschichten an, um sie aufzuklären und zu beweisen, dass es sich dabei nicht um wirkliche Geister oder Dämonen handelt, die in der Welt existieren. Doch die Geschichten bringen auch Goodmans Verstand an seine Grenzen...

Die Prämisse erinnert an den absolut fiesen, leider aber nicht wirklich überzeugenden Horrorfilm "VHS", der ebenfalls mehrere Horrorgeschichten in einen Film verpackte und diese dabei mit einem durchgehenden Plot umrandete, der aber nicht viel mehr als eine simple Ausrede darstellte, um einfach möglichst viel Irrsinn zusammenzufügen. "Ghost Stories" gibt sich dagegen schon einmal deutlich mehr Mühe, die Geschichten miteinander zu verknüpfen und sie als ein großes Ganzes zu präsentieren, welches letztendlich schlüssig zueinander finden soll - es sind also nicht einfach nur drei simpel aneinandergetackerte Geisterhandlungen, die in keinem Zusammenhang zueinander stehen. 
Das macht den Film aber leider nicht besser, was unglaublich schade ist, wenn man sich vor Augen führt, wie ungemein atmosphärisch die Regisseure Jeremy Dyson und Andy Nyman (letzterer übernahm auch gleich die Hauptrolle) ihr Konstrukt eigentlich unter Kontrolle haben. Insbesondere in der ersten und zweiten Geschichte gelingen ihnen einige inszenatorische Kunststücke, manch ein starker Jumpscare und insbesondere eine atmosphärische Dichte. Das ist alles klassisch und erfindet das Rad zu keiner Sekunde neu, aber es gelingt den beiden, eine unangenehme Stimmung zu entfachen, die Räumlichkeiten und vor allem Licht und Ton zu nutzen und den Zuschauer dabei ordentlich schauern zu lassen. 
So stilsicher wie hier vorgegangen wird, umso mehr stellt sich jedoch nach und nach heraus, dass sie ihre Geschichte(n) zu keinem Zeitpunkt unter Kontrolle haben. Das geht alles noch einigermaßen interessant los und schürt gewisse Erwartungen, spätestens im Schlussakt, wenn man sich voll und ganz dem Wahnsinn verschreibt und sich dehnt und streckt, um für all die Zusammenhänge noch eine Erklärung zu finden, die letzten Endes nicht einmal ansatzweise zufriedenstellt, sogar regelrecht simpel und sinnfrei daherkommt, ist die Luft aber vollkommen raus. Der Plot mag zu Diskussionen anregen, die letzte Wendung, die all die Fragezeichen, die mit der Zeit in den Köpfen der Zuschauer herumschwirren werden, auflösen soll, ist aber an Bedeutungslosigkeit kaum zu überbieten und deutet sich auch schon viel eher an. 
Auch in Sachen Grusel überzeugt der Film nicht so sehr, wie er hätte können: Die Macher beweisen, dass sie eine extreme, manchmal richtig dreckige und gemeine Atmosphäre erschaffen können, ziehen oftmals aber viel zu früh die Notbremse, vielleicht um das auf glühenden Kohlen sitzende Publikum letzten Endes nicht zu sehr zu verschrecken. So endet die zweite Geschichte zum Beispiel erst, als es richtig losgeht... man hat das Gefühl, dass die Macher den Zuschauern nicht genug zutrauten oder dass sie vielleicht doch noch auf eine niedrigere FSK-Freigabe abzielten, was den Film aber einiges an Schauer kostet und Potenzial auf dem Boden liegenlässt.

Fazit: Unsinnige Aneinanderreihung von atmosphärisch dichten, aber oft etwas ausgebremst wirkenden Schauermärchen. Der Plot entblößt später enorme Lücken und in Sachen Horror wäre noch mehr möglich gewesen... die Macher gehen mutige Schritte, drehen sich dann aber um und laufen zurück, was dem Film nicht gut tut.

Note: 4









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