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Winchester - Das Haus der Verdammten

Eigentlich wollte ich den neuesten Horror-Beitrag im Kino schon letzte Woche gesehen haben, wegen eines privaten Vorfalls musste ich jedoch nach den Vorstellungen von "Maria Magdalena" und "Tomb Raider" schon wieder Richtung Heimat aufbrechen und verpasste den dritten Film meines wöchentlichen Kinotages. Nun habe ich ihn nachgeholt, mir weiterhin nicht allzu viel davon versprochen und meine Erwartungen unten gehalten, schließlich waren die Kritiken bislang nicht allzu freundlich. Ich wollte mich einfach nur ein wenig gruseln und dies am besten noch in Begleitung zweier spielfreudiger Stars... doch selbst diese geringen Erwartungen wurden bei meinem Kinobesuch noch deutlich untertroffen.

WINCHESTER


Im Jahr 1906 reist Dr. Eric Price (Jason Clarke) zum dauerhaft im Bau befindlichen Winchester-Haus. Dort soll er den Erbanspruch des verstorbenen Ehemannes von Bauherrin Sarah Winchester (Helen Mirren) klären und ihren Geisteszustand prüfen, um ein Gutachten auszustellen. Allzu herzlich wird er nicht empfangen, auch wenn Sarah dem Mann gleich ein Quartier zuteilt. Unter Medikamenteneinfluss glaubt Price bald, seltsame Dinge und Gestalten im Haus zu sehen, schiebt dies jedoch auf seine Einbildung... zumindest solange bis Sarah ihm eröffnet, dass das Haus tatsächlich von Geistern erbaut wurde und dementsprechend für spezielle, verlorene und gefährliche Seelen auch einen wichtigen Zweck erfüllt.

Jaja, das beruht natürlich alles wieder auf einer wahren Begebenheit. Oder soll es zumindest, wenn uns die Texttafel zu Beginn des Films diese Tatsache nahelegt. Zu viel reininterpretieren sollte man da natürlich nicht, denn auch wenn das Winchester-Haus heute zu den bekanntesten und meistbesuchtesten Spukhäusern Amerikas gehört, sollte man vorsichtig sein, was man so glaubt... und "Winchester" ist nicht so gut inszeniert, dass man sich nun wirklich gruseln dürfte. Im Grunde hängt sich der Film einzig und allein an altbekanntem Grusel-Schnickschnack auf, was ja so erstmal nichts Schlechtes ist - obwohl er das Rad nicht neu erfand, war beispielsweise James Wans Horror-Schocker "Conjuring" einer der besten Vertreter seines Genres. Dies lag aber daran, dass Wan die Klaviatur auf dem Piano der Angst konsequent beherrschte und fähig war, eine schneidende Atmosphäre zu erschaffen, bei der man sich nur noch die Decke über den Kopf ziehen wollte... und das ist etwas, was die Regisseure Michael und Peter Spierig bei ihrem Werk offensichtlich nicht draufhatten.
Immer wieder flechten sie kleine Schockeffekte ein, die niemals im Dienste der Geschichte stehen und offenbar nur dazu da sind, um das Publikum kurz aus den Sesseln zu reißen, da sonst eben nicht allzu viel erwähnenswertes passiert. Da grinst da mal eine Fratze aus dem Spiegel, da wackelt eine Schranktür bedrohlich oder das im Haus wohnende Kind schlafwandelt des Nachts durch die einsamen Gänge. Problematisch, dass die Schocker dabei bis auf einen einzigen Moment, den man zudem auch bereits aus den Trailern kennt, nicht zünden, da sie viel zu gewollt wirken und keinerlei Zweck erfüllen, außer irgendwie das Horror-Alphabet runterzubeten.
In der Geschichte, die all diese kleinen Spukgestalten zusammenhalten soll, sieht es nicht viel besser aus. Die Charaktere entwickeln kein echtes Feuer, die Handlung hat keinerlei Dringlichkeit und ist in ihrer eigenen Mystik sehr vieles - über unfreiwillig komisch bis hin zu stupide, aber sicherlich niemals gruselig oder auch nur spannend. Das wirkt alles ziemlich diffus und die Begründung, wieso sich das Haus noch immer im Bau befindet und was das eigentlich mit dem Spuk zu tun hat, ist so offensichtlicher Blödsinn, dass man nur noch die Hand vor die Stirn schlagen möchte. Bei dem Versuch, dabei eine neue Wendung zu präsentieren, die man zumindest in Ansätzen so noch nicht gesehen hat, überziehen die Macher vollkommen und machen ihren eigenen Spuk zu einer clownesken Zirkusveranstaltung.
Man freut sich viel mehr auf die Atempausen, da in diesen zumindest die Schauspieler mal ein wenig von der Leine gelassen werden und nicht nur entgeistert gegen leere Wände starren müssen. "Hitchcock"-Star Helen Mirren wirkt dabei aber leider ziemlich gelangweilt und sprüht keinerlei Funken... offensichtlich schien sie manchmal selbst kaum zu wissen, was sie hier eigentlich soll und ruht sich daher auf ihrer ohnehin enormen Präsenz aus, ohne mehr zu versuchen. "Terminator"-Star Jason Clarke hingegen müht sich redlich und funktioniert als Sympathieträger, durch dessen Augen der Zuschauer den Spuk verfolgt... doch auch er kann das marode Drehbuch kaum retten, welches Löcher ohne Ende bietet. Immerhin sorgt das Haus für einige nette Eye-Catcher, ansonsten ist hier aber wenig gewesen außer einer erneuten wahren Geschichte, die für ein fiktives Horror-Märchen herhalten muss... bitte nicht noch einmal und wenn, dann bitte besser.

Fazit: "Winchester" ist ein Grusel-Streifen, der nicht gruselt, so einfach ist es. Die Schauspieler wirken gezügelt, die Handlung ist ein schwacher Abklatsch von besseren Horror-Stoffen, die Schocks sitzen nicht, die Auflösung ist dämlich. Ein Film, den man schnell wieder vergessen darf.

Note: 4-





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