Direkt zum Hauptbereich

Spring Breakers

Es muss wohl so ziemlich die größte und abgefahrenste Party auf diesem Planeten sein: Der Spring Break. Unzählige Jugendliche und junggebliebene Erwachsene tummeln sich, Alkohol fließt in Strömen, die Menschen sind leicht bekleidet, die Polizei überfordert angesichts der Übermacht von Drogen und Übermut. Man kann sich dieses alljährliche Ereignis wohl kaum vorstellen, wenn man nicht selbst einmal dabei war... es könnte jedoch sein, dass man das auch gar nicht mehr will, wenn man Harmony Korines Version gesehen hat. Denn in dieser geht es nicht nur schön zu, auch wenn Korines Inszenierung eine eigenartige Sprache spricht...

SPRING BREAKERS


Sie wollen einmal richtig die Sau rauslassen, tagelang durchfeiern und das Leben in vollsten Zügen genießen: Candy (Vanessa Hudgens), Brit (Ashley Benson), Cotty (Rachel Korine) und die wesentlich gediegener erzogene und christliche Faith (Selena Gomez) reisen nach Florida, um dort am Spring Break teilzunehmen. Während einer Party werden die vier wegen Drogenmissbrauchs verhaftet und in eine Zelle geworfen, aus welcher sie der in Geld und Waffen schwimmende Kriminelle "Alien" (James Franco) per Kautionsbezahlung freikauft. Sein Reichtum und seine Macht blenden die Mädels und sie verfallen ihm, was sie jedoch schon bald auch in Gefahr bringt...

Es ist nicht einfach, eine Wertung zu "Spring Breakers" abzugeben, da jeder Zuschauer wohl eine gänzlich andere Message unterhalb der visuellen Pracht des Films sehen wird. Regisseur Harmony Korine behält seine Absichten dann auch recht deutlich für sich... so richtig weiß man nie, was er eigentlich aussagen will, was seine Message ist, ob er seine Protagonisten einfach nur abfeiert oder sie doch kritisieren will. Es wird nicht deutlich und genau das ist das Problem des Films, weiß der Zuschauer da doch auch nicht wirklich, wo er denn nun andocken soll. Teilweise scheint Korine die Überschwänglichkeit seiner sich immer weiter zerfasernden, im Kern grausam schalen Handlung überspitzen zu wollen, lässt Ironie einfließen... dann scheint er jedoch das plötzliche Einfließen eines kitschigen Popsongs wieder als ernsthaften Gedankengang zu simplifizieren. 
Man wird nicht ganz schlau aus seinem Vorhaben und generell ist ja auch nichts schlechtes daran, wenn ein Regisseur ein Geheimnis aus seiner wirklichen Message macht und den Zuschauer somit dazu bringt, vielleicht selbst mal sein Hirn anzustrengen - ein großer Meister wie Stanley Kubrick hat das immerhin beinahe dauerhaft genauso gemacht. Dafür fehlt es Korine im direkten, sicherlich unfairen Vergleich aber noch an Strahlkraft, oftmals lässt er den Style über die Substanz siegen. Die Bilder, die er von rauschenden Partys, zugekoksten Nächten und brutalen Überfallen ablichtet, sind oftmals von einer entwaffnenden Schönheit, sie entwickeln im Zusammenspiel mit dem basslastigen Soundtrack eine Art Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Der Film sieht, auch abgesehen von seinen stets knapp bekleideten, unverschämt attraktiven Hauptdarstellerinnen, hervorragend aus und man ertappt sich dabei, dass man sich in den bebilderten Drogen-, Sex- und Alkoholexzessen beinahe ein wenig verliert. 
Durch diese recht dialogarmen, überschnittenen und überlichteten Schnipsel zerschießt der Film jedoch das, was noch unter ihm schlummert. Die Charaktere bleiben bei aller Liebe doch nur Abziehbilder und man braucht auch als Fan der Darsteller zwischendurch echtes Durchhaltevermögen, wenn die Protagonisten alle paar Minuten ihre hippen Lebensmottos herumtuscheln, erneut ihre perfekt durchtrainierten Bodys in die Kamera halten oder "127 Hours"-Star James Franco in einer herrlich verrückten Performance einen weiteren, fluchenden Monolog zum Besten gibt und seine silbernen Beißerchen in die Kamera hält. Da fehlt es sicherlich an Substanz, der Regisseur lässt keine wirkliche Konfrontation zu, er hinterfragt seine Protagonisten nicht, nimmt eines der waghalsigsten Fragezeichen sogar schon recht früh aus dem Spiel, verspielt somit gewaltiges 
Konfliktpotential. 
Der Film macht es sich somit ein wenig schwer, trotzdem bleibt er irgendwie faszinierend. Faszinierend, weil die Bilder tatsächlich haften bleiben. Faszinierend, weil das Casting der ehemaligen Disney-Stars Vanessa Hudgens und Selena Gomez nicht nur als provokativer Werbe-Clou funktioniert, sondern beide auch mit genügend Freude und Mut gegen ihr Image anspielen. Und faszinierend, weil es irgendwie Spaß macht, etwas solch Mysteriöses zu sehen, von dem der Regisseur noch immer Geheimnisse hegt. Das funktioniert nicht immer und ist sicherlich hohler als es gemeint war... aber es bleibt hängen und sorgt für Diskussionsstoff.

Fazit: Stilsicher und mit grandiosen Visualitäten ausgestattet spielen sich die perfekt gegen ihr Image kämpfenden Hauptdarsteller gnadenlos und sexy die Bälle zu. Die Handlung bleibt fade, die Charaktere ein seltsamer Rückschluss. Man wird nicht schlau aus Harmony Korines Version, aber irgendeinen Eindruck hinterlässt sie sicherlich.

Note: 3






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se