Manche Serien wissen einfach nicht, wann sie endlich zu ihrem Schluss kommen sollten - zufriedenstellende Quoten siegen dabei über den Sinn der Geschichte. "Prison Break" ist ein perfektes Beispiel dafür, dass ein Plot um mindestens zwei Staffeln zu viel ausgeschlachtet wurde und auch "The Walking Dead" irrte zuletzt recht ziellos umher. Ein weiteres schwarzes Schaf stellt auch ausgerechnet "The Blacklist" dar, denn obwohl die Crime-Serie in der dritten Staffel noch deutlich besser wurde, geht es nun wieder abwärts und man spürt beinahe durchgehend, wie sehr die Macher gewisse Antworten und wichtige Handlungen über mehrere Folgen verschieben, um noch auf genug Episoden zu kommen...
THE BLACKLIST - STAFFEL 4
Um Raymond Reddington (James Spader) zu entkommen, täuschte Elizabeth Keene (Megan Boone) gar ihren eigenen Tod vor und lebt nun zurückgezogen mit ihrem Ehemann Tom (Ryan Eggold) und der gemeinsamen Tochter außer Landes. Überrascht wurde sie dabei jedoch von Reddingtons Feind Alexander Kirk (Ulrich Thomsen), der sich als Liz' Vater vorstellt. Reddington will dies jedoch nicht auf sich sitzen lassen und macht sich auf die Suche nach Elizabeth, um sie von den Lügen des Mannes zu überzeugen. Dabei wird er jedoch auch Zeuge eines Verrats in den eigenen Reihen und auch die Taskforce wird angesichts von Elizabeths überraschendem Überleben vor neue Probleme gestellt...
Angesichts eines zwar spannenden, an sich dann aber doch eher unglaubwürdigen Finales einer ansonsten mehrheitlich guten, dritten Staffel war ich skeptisch, wie die Autoren mit "The Blacklist" weiter verfahren würden. Letzten Endes gehen sie nun Wege, die mir persönlich nicht allzu viel gegeben haben. All die Wirrungen um Familiengeheimnisse sind nämlich genau deswegen nicht allzu spannend, da deutlich wird, dass die Macher die Antworten, die schon viel früher hätten gegeben werden können, immer weiter nach hinten schieben, um die Staffel erneut auf über zwanzig Folgen aufzublasen. Die titelgebende Blacklist gerät dabei immer weiter in den Hintergrund, erst zur Halbzeit verfährt man mit dem gewohnten "Fall der Woche"-Prinzip weiter, hat sich dann allerdings schon in wirren und streckenweise leider sogar ziemlich blöden Subplots und Verschwörungen verstrickt.
Die Geschichte tappt auf der Stelle, einige der Plots sind schlichtweg unglaublich schwach geschrieben (so zum Beispiel der Aufenthalt einer Hauptfigur in einer Waldhütte) und einzelne Charaktere handeln vollkommen unglaubwürdig. Bezeichnend ist dabei, wie schnell Bösewichte nun ohne Grund ihre Pläne verraten... oder eine Szene, in der eine Figur einen jugendlichen Cybermobber mit einer Waffe bedroht und verspricht, ihn ins Leichenschauhaus zu bringen, sollte er den Mobbing-Post nicht löschen. Die Figuren geraten aus der Bahn, verlieren den Faden zum Zuschauer und auch der Plot gerät mehr als einmal aus den Fugen. Um solcherlei Plotholes zu verdecken, greifen die Macher auf die billigsten Klischees zurück und wiederholen diese oftmals gar alle zwei Folgen lang. Immer wieder wird eine Hauptfigur von einem Übeltäter entführt, hier und da muss wieder ein Ruf hergestellt werden und es geht immer um die Familie.
Betrachtet man nur einzelne Folgen, ist das alles gar nicht so unspannend, verstrickt in endlosen Wiederholungen und in ständigen, herumwurschtelnden Dialogen, in denen sogar eine sonst so starke Megan Boone ungemein müde wirkt, wird es aber ziemlich flott langweilig. Auch manch ein Charakter wird offenbar nur noch mitgeschleift, ohne noch etwas Redundantes zur Handlung beizutragen, was für Diego Klattenhoffs Donald Ressler und insbesondere für den diesmal im Grunde nur grummelige Befehle gebenden, ansonsten emotional aber niemals involvierten "Matrix"-Star Harry Lennix als Harold Cooper gilt. Eine Bereicherung ist aber nach wie vor James Spader als Raymond Reddington, der in jeden Satz so viel Verve und diabolische Freude gibt, dass ich es geliebt habe, ihm zuzusehen.
Leider werfen ihm die maroden Skripte der Show viele Steine in den Weg und auch Reddington wird oftmals zu einem Spielball der Handlung, die sich nur durch etliche Zufälle weiterspinnt und innerhalb der letzten Folgen dann zu einem Krieg der etwas anderen Art ausartet - kaum spannend, dafür aber immerhin endlich mit mehreren Plots abschließend. Das macht über weite Strecken zwar viel Spaß und auch namhafte Gaststars wie der aus "Prison Break" bekannte Wade Williams, "Iron Man"-Star William Sadler oder auch Anthony Azizi mühen sich redlich, aber es ist eben auch oftmals reichlich blöde. Die Serie dürfte bald zu ihrem Ende kommen, aber noch ist es nicht soweit, denn der Cliffhanger der letzten Folge deutet gleich den nächsten Verrat an. Man kann nur hoffen, dass es dann wieder runder wird... oder zumindest auf einen versöhnlichen Abschluss zuläuft.
Fazit: Die bislang deutlich schwächste Staffel einer ansonsten zumindest soliden Crime-Serie. Der Plot gerät außer Kontrolle, es gibt viel Füllmaterial, Charaktere handeln unglaubwürdig, Klischees wiederholen sich unangenehm. Spannend ist es zwischendurch dennoch immer wieder... auch dank der unfassbar starken Performance von Hauptdarsteller James Spader.
Note: 3-
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