Gleich zwei deutsche Thriller starteten am vergangenen Donnerstag und ich hatte die Wahl zwischen dem sich an seiner Prämisse deutlich bei "Nicht auflegen!" anbiedernden "Steig. Nicht. Aus!" oder dem mit Frederick Lau in der Hauptrolle besetzten "Spielmacher". Der Trailer zu letzterem wurde in den Kinosälen förmlich totgespielt und sah immer sehr bemüht aus, weswegen ich dem Thriller mit Wotan Wilke Möhring den Vorzug gab. "Spielmacher" werde ich sicherlich in naher Zukunft noch mal nachholen, da Thriller aus den deutschen Landen doch gut und gerne auch mal sehr überzeugend ausfallen können... nun widmen wir uns jedoch erst mal einem Familienvater, der sich in einer sehr prikären Situation wiederfindet.
STEIG. NICHT. AUS!
Eigentlich wollte Karl Brendt (Wotan Wilke Möhring) seine Frau Simone (Christiane Paul) nur überraschen, indem er sie am Hochzeitstag in Berlin überrascht und ihr über den Vormittag hinweg ein wenig Raum gibt und die gemeinsamen Kinder Josefine (Emily Kusche) und Marius (Carlo Thoma) zur Schule fährt. Doch dann erhält er im Auto den Anruf eines unbekannten Mannes - er und seine Kinder sitzen auf einer Bombe und sie geht hoch, sobald er auflegt, die Polizei alarmiert oder sich einer der drei von den Sitzen erhebt. Der Täter verlangt hohe Geldsummen und Karl ist daran gelegen, diese zu liefern, um seine Kinder und sich zu retten. Daraus entsteht eine gefährliche Amokfahrt durch Deutschlands Hauptstadt, während welcher Karl langsam aber sicher droht, die Kontrolle über die Lage zu verlieren...
Regisseur Christian Alvart, der seine fünf Minuten in Hollywood mit den gefloppten Genre-Kino-Beiträgen "Pandorum" und "Fall 39" hatte und nun als Mastermind hinter den gespalten aufgenommenen Til-Schweiger-Tatorten wieder in Deutschland angekommen ist, hat sich wieder an das Steuer eines Action-Thrillers gesetzt und zeigt, dass er tatsächlich noch immer intensives Spannungskino inszenieren kann. Die Herausforderung ist nicht klein, schließlich muss er den Film nach einem kurzen Vorgeplänkel schon früh am Leben und das Tempo gleichmäßig hochhalten, es zwischendurch gar immer wieder erhöhen, um nicht den Faden zu verlieren.
Das gelingt ihm aber durchaus und Alvart und seine Autoren lassen sich immer neue, clevere Ideen einfallen, um Karl in neue Zwickmühlen zu treiben und das Leben an Bord des Vans noch dringlicher und gefährlicher zu gestalten. Die immer neuen Hindernisse, die Karl, Marius und Josefine überstehen müssen, sorgen für etliche, intensive Spannungsspitzen und dafür, dass "Steig nicht aus" nach gerade einmal fünfzehn Minuten nicht mehr für einen Augenblick stillsteht. Immer wieder bricht eine neue Taktik zusammen, erneut ist der Täter dem Familienvater einen Schritt voraus, Siege sind nur kurzzeitig, alles steht auf dem Spiel.
Keine sonderlich neue, dafür aber eine mörderisch intensive Prämisse, die auch von einem Wotan Wilke Möhring in absoluter Höchstform getragen wird: Möhring spielt so gnadenlos gut und überzeugend, dass er oftmals schier hinter seiner Rolle verschwindet, wir sehen keinen Schauspieler mehr, sondern einen mit der Situation kämpfenden Familienvater, dem alles um die Ohren fliegt und der vollkommen aufgelöst nach einem Ausweg sucht. Ihm ebenbürtig zeigt sich auch Hannah Herzsprung, die als Bombenspezialistin mit Köpfchen einige ganz starke Szenen hat, und auch Emily Kusche als Karls Tochter Josefine, die wesentlich mehr aus der anfangs klischeehaft dargestellten Figur des desinteressierten und zickigen Mädchens macht.
Über eine Stunde lang hält Alvart die Zügel fest in der Hand, doch dann beginnt das sauber erstellte Konstrukt irgendwann leise zu bröckeln. Um die Protagonisten weiterhin im Auto festzusetzen und den Film statt bereits nach achtzig Minuten eben erst nach hundert Minuten zu seinem Ende rollen zu lassen, muss er sich ab und an ziemlich strecken, um genau dies überhaupt noch zu ermöglichen. Er erreicht die weitere Zuspitzung der Situation leider in vielen Momenten nur noch, weil sich einige der Protagonisten und schließlich auch der enthüllte Gegenspieler ziemlich blöde verhalten. Da Spannung durch die Dummheit der handelnden Personen dann nicht immer funktioniert, sinkt auch die Intensität und man schludert sich eher zu einem soliden, aber sicherlich nicht gerade berauschenden Finale, ohne dabei noch einmal die enorme Qualität der ersten sechzig Minuten zu erreichen.
Fazit: Hochspannend erreicht Alvart es, dass er die prikäre Situation rund um die Protagonisten durch starke Ideen immer weiter zuspitzt und auch Wotan Wilke Möhring zu einer grandiosen Leistung anstachelt. Gegen Ende geht dem Film dabei aber dank einigen unglaubwürdigen Handlungen doch etwas zu früh die Puste aus.
Note: 3+
Das gelingt ihm aber durchaus und Alvart und seine Autoren lassen sich immer neue, clevere Ideen einfallen, um Karl in neue Zwickmühlen zu treiben und das Leben an Bord des Vans noch dringlicher und gefährlicher zu gestalten. Die immer neuen Hindernisse, die Karl, Marius und Josefine überstehen müssen, sorgen für etliche, intensive Spannungsspitzen und dafür, dass "Steig nicht aus" nach gerade einmal fünfzehn Minuten nicht mehr für einen Augenblick stillsteht. Immer wieder bricht eine neue Taktik zusammen, erneut ist der Täter dem Familienvater einen Schritt voraus, Siege sind nur kurzzeitig, alles steht auf dem Spiel.
Keine sonderlich neue, dafür aber eine mörderisch intensive Prämisse, die auch von einem Wotan Wilke Möhring in absoluter Höchstform getragen wird: Möhring spielt so gnadenlos gut und überzeugend, dass er oftmals schier hinter seiner Rolle verschwindet, wir sehen keinen Schauspieler mehr, sondern einen mit der Situation kämpfenden Familienvater, dem alles um die Ohren fliegt und der vollkommen aufgelöst nach einem Ausweg sucht. Ihm ebenbürtig zeigt sich auch Hannah Herzsprung, die als Bombenspezialistin mit Köpfchen einige ganz starke Szenen hat, und auch Emily Kusche als Karls Tochter Josefine, die wesentlich mehr aus der anfangs klischeehaft dargestellten Figur des desinteressierten und zickigen Mädchens macht.
Über eine Stunde lang hält Alvart die Zügel fest in der Hand, doch dann beginnt das sauber erstellte Konstrukt irgendwann leise zu bröckeln. Um die Protagonisten weiterhin im Auto festzusetzen und den Film statt bereits nach achtzig Minuten eben erst nach hundert Minuten zu seinem Ende rollen zu lassen, muss er sich ab und an ziemlich strecken, um genau dies überhaupt noch zu ermöglichen. Er erreicht die weitere Zuspitzung der Situation leider in vielen Momenten nur noch, weil sich einige der Protagonisten und schließlich auch der enthüllte Gegenspieler ziemlich blöde verhalten. Da Spannung durch die Dummheit der handelnden Personen dann nicht immer funktioniert, sinkt auch die Intensität und man schludert sich eher zu einem soliden, aber sicherlich nicht gerade berauschenden Finale, ohne dabei noch einmal die enorme Qualität der ersten sechzig Minuten zu erreichen.
Fazit: Hochspannend erreicht Alvart es, dass er die prikäre Situation rund um die Protagonisten durch starke Ideen immer weiter zuspitzt und auch Wotan Wilke Möhring zu einer grandiosen Leistung anstachelt. Gegen Ende geht dem Film dabei aber dank einigen unglaubwürdigen Handlungen doch etwas zu früh die Puste aus.
Note: 3+
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