Kaum ein disneyfiziertes Märchen wurde in den letzten Dekaden so oft neu für die Leinwand aufgelegt als die Geschichte des Jungen, der niemals erwachsen werden will. "Hook" gilt als Klassiker des Fantasy-Abenteuer-Genres und im Jahr 2015 floppte zuletzt die Vorgeschichte des Nimmerlands unter dem Titel "Pan" an den Kinokassen. Auch die als Real-Remake ausgerichtete Neuverfilmung aus dem Jahr 2003 war kein wirklicher Erfolg und blieb hinter den Erwartungen zurück, was leider auch ein wenig verständlich ist, fehlt es diesem verglichen mit den Originalen doch ein wenig an Charme und Magie...
PETER PAN
Die zwölfjährige Wendy Darling (Rachel Hurd-Wood) soll langsam zur Frau heranreifen - etwas, was ihr ganz und gar nicht gefällt und sie in Konflikt mit ihren Eltern (Jason Isaacs, Olivia Williams) bringt. Eines Nachts trifft sie den fliegenden Jungen Peter Pan (Jeremy Sumpter) in ihrem Zimmer an und entscheidet, gemeinsam mit ihm und ihren Brüdern Michael (Freddie Popplewell) und John (Harry Newell) nach Nimmerland zu reisen, wo sie niemals erwachsen zu werden braucht. In der fantastischen Welt angekommen finden die Kinder ein Indianerdorf, erleben Abenteuer mit den Verlorenen Jungs und fordern den bösen Piraten Hook (Jason Isaacs) zum Duell heraus...
Natürlich ist es reizvoll, das Nimmerland als Realverfilmung auferstehen zu lassen und 2003 hatten bereits etliche Adaptionen von beliebten Fantasy-Stoffen, insbesondere die ersten beiden Teile rund um "Harry Potter" und "Der Herr der Ringe", bewiesen, dass die heutige Technik durchaus in der Lage war, solcherlei Welten nun auf die Leinwand zu bringen. Bahn frei also auch für eine neue Runde mit Peter Pan... leider haben die Macher hier aber doch wesentlich zu viel gewollt. In dem Bemühen, Nimmerland, seine verschiedenen Ortschaften und Kreaturen und all die Reisen durch fantastische Welten möglichst bildgewaltig auf den Bildschirm zu bannen, um auch ja für staunende Gesichter zu sorgen, sind sie alle an ihre Grenzen gestoßen. Die visuellen Effekte sind auch für einen bereits fünfzehnjährigen Film erstaunlich mies, insbesondere immer dann, wenn die Darsteller anfangen, vor einem Greenscreen zu fliegen... was gefühlt alle fünf Minuten vorkommt.
Auch darüber hinaus konnte "Shopaholic"-Regisseur P.J. Hogan nicht widerstehen, die visuelle Kraft der Vorlage auszunutzen, packt den Film in bonbonbunte Farben, tobt sich in enorm langen Actionszenen auf, lässt das tickende Krokodil gleich mal zu einem gigantischen Monster mutieren und wirbelt mit Feenstaub und bunten Lichtern um sich, dass die Gefahr einer Erblindung droht. Gut möglich, dass Kinderaugen angesichts dieses Spektakels staunen werden, für Erwachsene macht sich jedoch bald Lethargie breit, da die Macher der bekannten, zeitlosen Geschichte doch nichts Neues hinzufügen und sich alsbald auf ihrem CGI-Run ausruhen.
Ganz begeistert werden aber auch die Kleinsten nicht sein, denn im Angesicht eines teilweise auch düsteren Tons setzt sich Hogan zwischen alle Stühle und erschafft zwischen dem extrem kindlichen Humor und den teils recht makaberen und drastischen Actionszenen, in denen etlichen Piraten sichtbar das Licht ausgeblasen wird, keine wirkliche Bindung. Die FSK-Freigabe gab dem Film grünes Licht für alle Kids, die das zwölfte Lebensjahr vollendet haben, gut möglich, dass diese sich angesichts der doch eher seichten, wenn auch nach wie vor wunderschönen Geschichte aber auch schon als zu alt und rausgewachsen sehen. Das richtige Zielpublikum wird also nicht klar und nimmt man dann noch einige Längen im etwas anstrengenden Mittelteil, eine vollkommen überdreht-nervige Tinkerbell und etwas zu kalte, sterile Sets hinzu, die nicht gerade zum Träumen einladen, möchte man "Peter Pan" doch gleich als Enttäuschung abhaken.
Ganz so schlimm ist es aber letzten Endes gar nicht, da beispielsweise die erste halbe Stunde, die noch in der realen Welt spielt, von charmantem Humor wimmelt, da die recht einfühlsam erzählte Liebesgeschichte zwischen Wendy und Peter überraschend gut funktioniert und "A Cure for Wellness"-Star Jason Isaacs in einer spaßigen Doppelrolle so richtig viel Spielfreude an den Tag legt. Gleiches gilt auch für eine überraschend starke Rachel Hurd-Wood, die damals gerade dreizehn Jahre alt war, aber sogleich eine schauspielerische Reife an den Tag legte, die dem vergleichsweise blasseren Jeremy Sumpter in der Titelrolle noch fehlte. Dementsprechend machte Hurd-Wood in den nächsten Jahren mit Werken wie "Das Parfum" und "Das Bildnis des Dorian Gray" eine solide Karriere, während Sumpters Name heute kaum noch jemandem geläufig sein dürfte.
Fazit: Etwas seelenlose Real-Adaption der sattsam bekannten Geschichte, die sich in schwachen Effekten austobt und dabei zu wenig Charme auffährt. Immerhin sind die Darsteller mit viel Spaß bei der Sache und in Einzelszenen können spaßiger Humor und eine funktionierende Lovestory tatsächlich aus der Vorlage herübergerettet werden.
Note: 3-
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