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Harold und die Zauberkreide

Harold (Zachary Levi) lebt in seiner eigenen Welt und hat seit Kindertagen seine lila Malkreide im Gepäck, mit welcher er wie aus Zauberhand alles zeichnen und somit auch erschaffen kann, was er sich vorstellt. Nun erfährt er jedoch von der realen Welt und von dem "alten Herrn", den er als seinen Schöpfer ansieht. Mit viel Abenteuerlust im Gepäck reist er in die echte Menschenwelt, dicht gefolgt von seinen eigentlich tierischen, nun aber Menschengestalt annehmenden Freunden Elch (Lil Rel Howery) und Stachelschwein (Tanya Reynolds). Auf der Suche nach dem alten Herrn werden sie von dem kreativen, kleinen Jungen Mel (Benjamin Bottani), der sogleich die Magie hinter Harold und seinen Freunden erkennt. Mels Mutter Terry (Zooey Deschanel) ist von dem Auftauchen der ziemlich verrückt wirkenden Erwachsenen jedoch nicht wirklich begeistert und befürchtet, dass sie Mel auf ihre ganz eigene Art schaden könnten...

Basieren tut dieser Familienfilm auf dem Kinderbuch "Harold and the Purple Crayon", wobei sich der Film weniger auf die Vorlage stützt und diese eher nutzt, um daraus eine eigene Geschichte mit einem gewissen Meta-Kommentar zu erschaffen - schließlich entfliehen die aus der Romanvorlage bekannten Figuren hierbei der Geschichte und verirren sich, ähnlich wie in "Barbie", in der echten Menschenwelt. Wir haben es hier also mit einer recht typischen Fish-out-of-Water-Geschichte zu tun, wobei sich sowohl Harold und seine Freunde erst einmal an die Gegebenheiten der wesentlich unmagischeren Menschenwelt gewöhnen müssen... als auch die Menschen aus der realen Welt an die verrückte Magie, welche diese Figuren hier naiverweise sogleich zur Schau stellen. Dabei drückt der Film im Grunde alle Knöpfe, die man für schnörkellose Familienunterhaltung braucht und überzeugt mit klaren Messages, viel Witz und Action sowie einer Portion Herz. Gerade jüngere Zuschauer und Zuschauerinnen dürften sich von der kinderfreundlichen Art und dem hohen Tempo, welches aber noch genug Zeit für angenehme Ruhepausen lässt, schnell abgeholt fühlen.
Als Erwachsener hätte ich mir zwar einen frecheren Ton gewünscht, der auch für ein älteres Publikum noch ein paar mehr Seitenhiebe bereithält - doch ich habe mich trotz des eher harmlosen Humors zumindest niemals gelangweilt. Es fällt leicht, sich in die Hauptfiguren hineinzuversetzen, die hier allesamt als Außenseiter auftreten und dementsprechend schnell die Sympathien auf ihrer Seite haben. Gerade Hauptdarsteller Zachery Levi sieht man die Freude an der Figur, die hier völlig naiv und orientierungslos, aber auch mit viel Herz daherkommt, durchgehend an. Und auch seine ebenfalls recht verwirrt, aber glücklich auftretenden Freunde, gespielt von Lil Rel Howery und "Sex Education"-Star Tanya Reynolds, versprühen eine Menge Frohsinn. Verloren wirkt hier nur Zoeey Deschanel, der man quasi durchweg ansehen kann, dass auch sie sich wohl etwas mehr Frechheit gewünscht hätte und die dementsprechend in dem Rahmen der harmlosen Familienunterhaltung immer ein wenig zurückhaltend, wenn nicht gar gelangweilt auftritt.
Darüber hinaus bleiben aber kaum Wünsche offen. Natürlich verläuft die Geschichte völlig vorhersehbar und wohin das Ganze mit welchen Enthüllungen und Wendungen nun laufen wird, ist praktisch nach zehn Minuten klar. Angesichts dieser recht dünnen Geschichte hätte man sich zumindest am Wegesrand noch ein paar mehr Überraschungen für Einzelszenen erhofft, doch auch der Einsatz der lila Malkreide oder ein angerichtetes Chaos an Terry's Arbeitsplatz bleiben stets harmlos, wobei hier auf Nummer sicher gegangen wird. Die Spezialeffekte, die hier auch das große Finale bestimmen, sind aber durchweg überzeugend und es gibt sowohl für Kinder als auch für Erwachsene genügend Momente, in denen man die Kreativität der Macher bestaunen und auch mal herzhaft lachen kann. Die Message am Ende, dass man auf seine eigenen Träume vertrauen und ihnen folgen soll, ist zwar dünn, aber für einen solchen Film auch völlig ausreichend. Die Regie von Carlos Saldanha ist zudem schwungvoll genug und in den kurzen Animationssequenzen, die in Harolds Heimat stattfinden, blitzt auch dessen Vergangenheit als Animationsregisseur für "Ice Age" und Co. charmant durch.

Fazit: Geradlinige Familienunterhaltung mit Herz, Witz und Schwung - handlungstechnisch zwar etwas dünn und leider auch ein wenig zu harmlos, weswegen Erwachsene nur zeitweise Spaß am kreativen, aber auch etwas zu simplen Chaos finden dürften. Langeweile kommt bei dem hohen Tempo und den sympathischen Figuren jedoch nie auf.

Note: 3 



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