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The Gorge

Der früher bei den US-Marines tätige Scharfschütze Levi (Miles Teller) lebt stets nur für den nächsten Auftrag. Nun soll er sich für ein Jahr an einem Wachturm einrichten, der direkt an einer tiefen Schlucht positioniert ist, ohne genau zu wissen, was er hier tun soll und wo er sich überhaupt befindet. Auf der anderen Seite der Schlucht bezieht mit der russischen Scharfschützin Drasa (Anya Taylor-Joy) ebenfalls eine Person einen Wachtposten. Die Kontaktaufnahme miteinander ist beiden zwar strengstens verboten, doch aufgrund der latenten Einsamkeit und Langeweile setzen sich beide bald darüber hinweg. Doch die Geheimnisse, die unter ihnen in der Schlucht verborgen liegen, kommen alsbald ans Tageslicht... und fordern die beiden sich langsam näherkommenden Elite-Agenten zu kaum erahnten Herausforderungen auf Leben und Tod.

Was genau es denn nun mit dieser mysteriösen Schlucht auf sich hat, darum machte das Produktionsstudio ein Geheimnis - was in Zeiten von Trailern, die bereits vor dem Filmstart zahlreiche Handlungsdetails spoilern, eine erfreutliche Ausnahme ist. Deswegen halte auch ich mich natürlich bedeckt, was den Verlauf der Handlung angeht, der innerhalb dieser zwei Stunden natürlich ausreichend erschöpfend aufklärt, um was sich diese Mission dreht. Es sei nur so viel gesagt, dass das zu Beginn noch recht gemütliche Tempo nach der Halbzeit ordentlich anzieht und im späteren Verlauf zu einem atemlosen Action-Vehikel verwandelt wird, welches mit Schauwerten zu protzen vermag. Schauwerte, die jedoch wie so viele große Blockbuster der heutigen Zeit mit einem kaum beeindruckenden Look zu kämpfen haben: Da kommen die Spezialeffekte und emsig benutzten Greenscreen-Hintergründe sehr künstlich daher. Auch der typische Look des Apple-Streamingdienstes, welcher einen Großteil der nächtlichen Szenarien in ein monotones Grau sumpft, fällt dabei negativ auf. Das große Finale ist dabei noch die beeindruckendste von vielen Actionszenen, auch da dieses endlich mal bei Tageslicht vollzogen wird.
Darüber hinaus gefällt die erste Hälfte von "The Gorge" deutlich mehr, da das große Mysterium eben noch eine ganze Spur spannender ist, sofern man noch wenig darüber weiß und das Drehbuch bloß einige clevere Anspielungen zu geben bereit ist. Sobald man jedoch weiß, worauf das Ganze hinausläuft, ist außer viel Action nicht viel gewesen. Da die Actionszenen reichlich generisch ablaufen, ist die zuvor so dichte Atmosphäre alsbald kaum noch zu spüren. Da hat der Film mit der sympathisch erzählten und in dieser Form recht originellen Kennenlern-Geschichte der beiden Protagonisten zuvor wesentlich mehr Charme zu bieten. Zwar wünschte man sich, inbesondere über die weibliche Hauptfigur noch etwas mehr zu erfahren, da der Großteil der Geschichte aus Sicht des männlichen Schützen Levi erzählt wird. Trotzdem wissen gerade die ersten, vorsichtigen Versuche, trotz der großen Entfernung aufeinanderzuzukommen, durchaus zu gefallen. Das setzt sich auch später fort, wenn "Der Tag an dem Erde stillstand"-Regisseur Scott Derrickson sogar noch innerhalb der Actionszenen kleine Energiepunkte setzt, um die Charaktere greifbar zu halten.
Dass man sich an sie binden möchte, hat natürlich auch mit den Hauptdarstellern zu tun, wobei es da ebenfalls ein kleines Aber zu vermelden gibt. Denn zwar ist Miles Teller ein sehr charismatischer Schauspieler, dem es quasi spielend gelingt, einen Film wie diesen auf seinen Schultern zu tragen - er legt seinen nachdenklichen Levi immer wieder auch mit humorvollen Zügen und poetischer Größe an. Trotzdem ist Anya Taylor-Joy eben noch mal deutlich besser: Sie kann ihrer etwas dünner gezeichneten Drasa noch wesentlich mehr spannende Seiten abringen, gefällt durch ein feines Augenzwinkern und die von ihr gewohnte, enorme Ausstrahlung - wobei sie nur wenige Monate nach "Furiosa" erneut zeigen darf, dass großartige Actionstar-Qualitäten in ihr schlummern. Im direkten Vergleich zieht Teller trotz einer sehr soliden Performance einfach dauerhaft den kürzeren, wenn er gemeinsam mit Taylor-Joy zu sehen ist. Das ist keine Schande und die Funken sprühen zwischen beiden dennoch sehr passend. Ein kleines Gefälle ist jedoch während der zwei Stunden deutlich zu beobachten.

Fazit: Das aufgemachte Mysterium ist in der charaktergetriebenen, ersten Hälfte deutlich spannender als in der actionlastigen, zweiten Hälfte. Dank charismatischer Hauptdarsteller langweilt man sich zwar nie, doch bekommt man später immer mehr das Gefühl eines generischen und aufgrund mauer Spezialeffekte künstlichen Actioners.

Note: 3-



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