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Irgendwie schwanger

Seit ihrer Kindheit wollte Lainy Newton (Amy Schumer) nichts anderes als Mutter zu werden. Doch in ihren Vierzigern dann plötzlich der Schock: Ihre Beziehung geht in die Brüche und statt ihr ist es ihre beste Freundin Kate (Jillian Bell), die plötzlich schwanger wird. Lainy fühlt sich ausgegrenzt, weit den Scherben ihrer Beziehung nach und verfällt in eine depressive Phase. Im Affekt trifft sie eine Entscheidung, die sie im Nachhinein noch bereuen wird: Sie kauft sich einen Fake-Schwangerschaftsbauch und legt diesen an, um an einem Yoga-Kurs für Schwangere teilzunehmen und somit irgendwie das Gefühl einer Mutterschaft zu erleben. Doch die Ereignisse verlangen es, dass Lainy noch weiterhin eine Schwangerschaft vortäuschen muss und das führt daraufhin zu einigen sehr heiklen Situationen und einem chaotischen Lügengestrüpp...

Und wieder so eine Komödie bei Netflix. Natürlich ändert der Streaming-Gigant seine Strategien auch im Jahr 2025 nicht (oder nur marginal)... und wieso sollte er auch? Die Original-Filme mit bekannten Namen in den Hauptrollen werden auch trotz ihrer bisweilen mangelhaften Qualität zigfach angesehen und somit zu großen Erfolgen. Das wird auch bei "Irgendwie schwanger" nicht anders sein und trotz weitestgehender Langeweile und einer schwachen Witze-Qualität dementsprechend wieder millionenfach geklickt werden. Und natürlich ist Humor wie immer eine Geschmackssache: Worüber ich mich nicht amüsiere, dürfte bei anderen Lachflashs auslösen. Trotzdem habe ich auch hier, innerhalb von 100 bisweilen arg zähen Minuten, nur sehr selten lachen müssen, wobei die meisten Volltreffer auf Kosten eines ziemlich banalen Sidekicks gehen, wobei mit dem Holzhammer zugeschlagen wird, so hart es nur geht. Nicht unbedingt witzig, oftmals aber so trocken und überzogen, dass sich mein Hirn wohl ergeben hat und doch noch ein Lachen hervorbrachte.
Ansonsten habe ich, von dem generischen Plot und dem vorhersehbaren Konstrukt aus ebenso peinlichen wie albernen Situationen, ein Problem mit Hauptdarstellerin Amy Schumer. Diese hat sicherlich nicht ohne Grund eine große Fanbase und ich habe definitiv noch nicht genug Filme mit ihr gesehen, um mir eine wirklich allumfassende Meinung zu ihrem Schauspieltalent bilden zu dürfen. In diesem Film zumindest zeigt Schumer jedoch, dass eine Comedy-Schauspielerin nicht automatisch lustig ist, nur weil sie ganz viel macht. Leider tut Schumer genau das: Sie gestikuliert wild, sie schreit sehr viel, dann wird geweint oder überzogen gelacht. Sie fällt hin, sie stößt sich, sie tobt durch die Wohnung. Das ist physisch ungemein viel... zu viel. Dadurch wirkt sie in der Hauptrolle vollkommen albern und dass man mit der Figur, die sie spielt, rein moralisch schon nicht viel anfangen kann und eher daran ist, ihr Leben als reichlich verkorkst zu bezeichnen, hilft da nicht viel. Im restlichen Cast gibt es dabei durchaus einige, die abseits des Holzhammer-Humors eine etwas glaubwürdigere Figur darstellen dürfen, doch das Drehbuch macht aus ihnen letztendlich leider auch nicht viel mehr als holzschnittartige Charaktere, die Schumer die Bälle zuspielen müssen.
Ein paar weitere Fehltritte gibt es obendrauf. So ist die Haltung des Films gegenüber Beziehungen, die nicht rein monogam sind, irgendwie ziemlich eklig - alles läuft hier ausnahmslos auf das Mutterglück hinaus, was doch etwas eng gestrickt daherkommt und ein Lebensziel vergöttert, welches viele andere nicht haben können oder wollen, wodurch andere Meinungen förmlich herabgesetzt werden. Zudem funktioniert der Mix aus trockenem Humor und alberner Mega-Comedy nicht. Denn gerade letzterem wird hier zwar ausladend gefröhnt, jedoch nie so chaotisch, wie es der banalen Geschichte und den einzelnen, peinlichen Momenten angemessen gewesen wäre. Erst der allerletzte Gag zeichnet hier ein Bild davon, was wirklich möglich gewesen wäre, doch auch hier bleibt "Irgendwie schwanger" trotz sichtbarer Ansätze zu brav, zu nett, zu langweilig. Immerhin gibt es nebenbei ein paar recht nette Running Gags (die Familie aus der Nachbarschaft, die immer dann vorbeischaut, wenn es richtig unangenehm wird) und die kitschigen Momente gegen Ende sind zwar immer noch ein Klischee, wirken dabei aber zumindest ehrlicher und aufrichtiger als vieles davor. Wer auf diese Art Humor steht, dürfte erneut ein passendes Fressen von Netflix geliefert bekommen - alle anderen sollten sich (wie gewohnt) lieber nach besseren Alternativen umsehen.

Fazit: Eine recht typische Netflix-Komödie - meist unlustig, ziemlich langweilig und bezüglich seiner Message auch nicht wirklich aussagekräftig. Amy Schumer albert sich dabei recht nervenzehrend durch einen vorhersehbaren Plot, wobei nur wenige gute Gags eingesammelt und gute Ideen im Drehbuch nicht ausreichend genutzt werden.

Note: 4-



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