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Nightbitch

Eine namenlose Künstlerin (Amy Adams) hat ihre vielversprechende Karriere aufgegeben, als sie Mutter wurde. Ihr Ehemann (Scoot McNairy) ist zudem oft auf Reisen und kann sich daher nur selten um das Kind kümmern - selbst wenn er da ist, übernimmt er meistens nur die einfacheren Pflichten. Die Frau fühlt sich nach und nach mehr gefangen in der Rolle der Hausfrau, fühlt sich verloren ohne ihre Kunst, durch die sie zuvor deutlicher das aussprechen konnte, was sie bewegt. Zudem ist ihr Sohn auch noch in einer Trotzphase, was seine Erziehung ungemein erschwert. In dem psychischen Stress, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint, bemerkt die Frau plötzlich Veränderungen an ihrem Körper. Erst tut sie diese mit den sich anbahnenden Wechseljahren ab, doch tatsächlich scheint noch etwas anderes dahinterzustecken...

Die Ansätze, die "Can You Ever Forgive Me?"-Regisseurin Marielle Heller hier anbietet, sind tatsächlich interessant und frisch. So widmet sie sich einem weitestgehend tabuisierten Thema, in welchem eine Mutter ihr Kind zwar unabdinglich liebt, ihre Schwangerschaft und die Geburt ihres Sohnes im Nachhinein aber mehr als einmal kritisch hinterfragt, wenn nicht gar bereut. Dabei nimmt der Film die namenlose Frauenfigur nicht dauerhaft in Schutz, sondern beleuchtet auch diese kritisch, wenn sie eigene Fehler bei der Erziehung ihres Sohnes zugeben muss, die sich nun nicht mehr rückgängig machen lassen. Zudem liefert Heller einen erfrischenden, weil seltsam undynamischen Regiestil, der immer wieder einzelne Szenen aneinanderreiht und sie förmlich zersetzt, dabei aber wiederum eine eigene, bisweilen beunruhigende und gar stressige Dynamik entwickelt. Das hat seinen gewissen Reiz und besitzt zudem letztendlich eine gar aufmunternde Message, die zwar absolut vorhersehbar ist, aber auch ein wenig Hoffnung macht und berühren kann.
Darüber hinaus fällt "Nightbitch" in seinen vielen Ideen aber maßgeblich auseinander. Der wilde Mix aus Komödie, Familiendrama und Body-Horror-Thriller ist viel zu unausgewogen, zudem fehlt es über weite Strecken an einem narrativen, roten Faden. Gerade die Thriller-Elemente werden hier lange zurückgefahren, um schließlich urplötzlich ausgegraben und dann doch wieder fallengelassen zu werden. Die einzelnen Konflikte haben besonders dann Dampf, wenn es darum geht, dass die Mutter ihrem Kind weiterhin viel Liebe entgegenbringen will, aufgrund des störrischen Nachwuchses aber auch verzweifelt. Schade, dass der Film alsbald von diesem Thema ablässt und sich offensichtlich nicht traut, hier eine gewagtere, unangenehmere Message anzubringen. Stattdessen fokussiert man sich auf den wesentlich einfacher gestrickten, weil plakativen Konflikt zwischen Ehefrau und Ehemann. Letzterer wird hier als ziemlicher Trottel gezeichnet, sodass es leicht ist, ihn für seine Naivität zu verachten. Da Amy Adams' Figur dabei aber auch kein geeigneter "Gegner" zur Verfügung gestellt wird, verbleibt dieser Konflikt als recht schematische Abhandlung von Geschlechterrollen in der Kindererziehung und arbeitet dabei fortwährend mit Klischees.
Auch mit "Nocturnal Animals"-Star Amy Adams hatte ich meine Probleme, denn diese wirkt in der Hauptrolle eher überdreht als überzeugend und bringt damit das Dilemma dieses Films auf den Punkt. Als schrille Komödie ist er nicht witzig genug und vertraut dabei zu sehr auf abgehangene Klischees - so sind im Grunde alle weiteren Nebenfiguren reine, völlig realitätsferne Abziehbilder, die nur dazu da sind, um schwache Pointen zu bedienen und Adams selbst als größere Heldin erscheinen zu lassen. Der feministische Ansatz wird dementsprechend unpassend untergraben, da die anderen Frauenfiguren doch wieder nur überholte Klischees darstellen. Die zentrale Message ist indes mehr als wahr, doch hätte es eines besseren und ausgeklügelteren Drehbuchs bedurft, um diese mit etwas mehr Verve, auch mit einem Tritt in die Magengegend darzulegen. Denn so wirkt "Nightbitch" in seiner reichlich skurillen Form viel zu unentschlossen und letztendlich auch zu mutlos, um seinem wichtigen Thema gerecht zu werden. 

Fazit: Trotz vielversprechender Ansätze versiegt der düstere Ton in reichlich mauen Drehbuch-Elementen und die klischeehaften Figuren können die wichtige Message nur noch mit wenig Kraft transportieren. Obwohl viel unangenehme Wahrheit in diesem Film steckt, hätte es einen resoluteren Ton gebraucht, um diese auch wirklich passend darzubringen.

Note: 4



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