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Sleeping Dogs - Manche Lügen sterben nie

Vor zehn Jahren wurde Roy Freeman (Russell Crowe) wegen seines Alkoholproblems aus dem Polizeidienst entlassen - heute leidet er unter Alzheimer und hat deswegen latente Probleme, sich an Details zu erinnern, als er einen seiner damaligen Fälle neu aufrollen soll. Der wegen des Mordes an dem College-Professor Dr. Joseph Wieder (Marton Csokas) verurteilte Isaac Samuel (Pacharo Mzembe) beteuert wenige Wochen vor seiner geplanten Hinrichtung nämlich seine Unschuld. Trotz seiner Krankheit recherchiert Freeman nun erneut in dem Fall, um im Zweifel keinen Unschuldigen in den Tod gehen zu lassen. Dabei stößt er tatsächlich auf einige seltsame Sackgassen und sogar klare Fakten, die damals nicht richtig untersucht wurden... und auf weitere Verdächtige, die womöglich etwas mit dem Mord an Wieder zu tun haben könnten.

Russell Crowe hatte in den letzten Jahren wahrlich nicht die beste Rollenauswahl und man kann nur hoffen, dass ihm nicht alsbald das Karriere-Schicksal eines Liam Neeson oder Bruce Willis zuteil wird - drehen wie Besessene, wobei meistens nur noch Direct-to-DVD-Schund herauskommt. In diesem Film, der es in Deutschland tatsächlich noch auf die Kinoleinwände schaffte, wirkt Crowe entgegen seiner anderen, vergangenen Ausrutscher aber noch ziemlich motiviert. Angenehm zurückhaltend und um jegliche Authentizität bemüht, was die Darstellung der Krankheit seiner Figur angeht, funktioniert er als Fixpunkt des Films und wirkt dabei durchgehend sehr glaubhaft - schön, Crowe endlich wieder in solch einer schauspielerischen Form zu erleben. Da kann der restliche Cast, obwohl ebenfalls namhaft besetzt, nicht wirklich mithalten: "Unbekannter Anrufer"-Star Tommy Flanagan bleibt gleich völlig blass, während Karen Gillan wie schon so oft unpassend chargiert und in der Rolle der verdächtigen Studentin viel zu viel Aufsehen erregt. Es überwiegt der Eindruck, dass abseits von Gillans Auftritten in den "Jumanji"-Filmen und im Marvel Cinematic Universe nicht mehr so viel von ihr kommt, was wirklich schauspielerisch wertvoll wäre.
Da Crowe seine Sache aber gut genug macht, ist man zumindest in der ersten Hälfte noch voll dabei, wenn sein mit sich hadernder Roy Freeman einige Hinweise zusammensammelt und dann beginnt, diese zusammenzusetzen. Dabei wird "Sleeping Dogs" immer wieder mit aufschlussreichen Rückblenden, bei denen verschiedene Figuren im Mittelpunkt stehen, bereichert. Leider beginnt dieses Puzzle mit fortschreitender Laufzeit aber völlig auseinanderzubrechen. Nicht nur ist die letztendliche Auflösung völlig diffus und überzeichnet, der Film hat auch zuvor schon mit schweren Glaubwürdigkeitsproblemen zu kämpfen. Gerade der Story-Kniff, durch welchen sich die Hauptfigur passenderweise genau dann an Begebenheiten erinnern kann, die sie gerade braucht, wird hier zwar durchaus erklärt, liefert aber nur reichlich... nun ja, unwahrscheinliche Hintergründe, die fast schon in Richtung Science-Fiction gehen. Auch darüber hinaus fallen einige Plotholes negativ auf und auch das Tempo stimmt innerhalb der bisweilen etwas langatmigen 112 Minuten nicht immer.
Gegen Ende bricht der Film dann fast völlig zusammen, schiebt in den letzten Minuten auf etliche Wendungen noch eine weitere hinterher, die absolut unnötig ist und versagt auch in den wenigen Momenten, in denen so etwas wie Action ins Spiel kommen soll. Obwohl der ruhige und bisweilen gar klassische Ton dem Werk gut zu Gesicht steht, um ihn wie einen klassischen Who-Dunnit aufzubauen, offenbart die Inszenierung ihre billigen Wahrheiten, wenn plötzlich Schusswaffen ins Spiel kommen. Gerade ein kleiner Schusswechsel gegen Ende ist so dilletantisch inszeniert, dass es einen völlig aus dem Film herauszieht. Hier merkt man, dass es eben doch ein etwas schmaler budgetiertes Werk ist und der Regisseur in diesen Momenten nicht wirklich glänzen kann, wo er zuvor sonst alles recht bieder nach Lehrbuch abfilmen konnte. Immerhin gibt uns "Sleeping Dogs" aber die Hoffnung zurück, dass Crowe auch mit schwächeren Drehbüchern noch solide Leistungen abliefern kann, wenn er denn nur möchte und ansatzweise gefordert wird.

Fazit: Recht müder Thriller, der anfangs noch mit einigen spannenden Brotkrumen bei Laune hält, ehe die ganze Geschichte mit obskursten Wendungen auseinanderfällt. Russell Crowe gibt eine angenehm zurückhaltende und glaubwürdige Leistung, was man von seinen bisweilen arg chargierenden Co-Stars leider nicht behaupten kann.

Note: 4+



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