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Silo - Die erste Staffel

In einer dystopischen Zukunft lebt der Rest der Menschheit in einem gigantischen Silo, von der tödlichen Wüste der Außenwelt, die einen innerhalb von Minuten sterben lässt, weitestgehend abgeschnitten. Das Leben im Silo folgt strengen Regeln und die Machthaber herrschen dabei mit harter Hand, doch haben alle Menschen ihren Platz. Als die im Silo lebende und arbeitende Alison (Rashida Jones) jedoch den Verdacht erhebt, dass die Machthaber Geheimnisse vor den anderen Menschen haben, bittet sie ihren Ehemann Holsten Becker (David Oyelowo), den Sheriff des Silos, mehr über die Sache herauszufinden. Becker nimmt sich der Aufgabe an und stößt erst auf die ebenfalls Geheimnisse verbergende und mit einer regelrechten Verschwörung rechnende Ingenieurin Juliet (Rebecca Ferguson), die den offensichtlichen Selbstmord eines Freundes als Mord anprangert. Schon bald glaubt nicht nur Alison mehr, dass etwas mit dem Silo nicht stimmt... und die Außenwelt womöglich nicht so tödlich ist, wie die Menschen glauben.

Es ist nicht so, dass "Silo", eine der großen Original-Serien, die exklusiv auf Apple's Streamingdienst laufen, die originellste Ausgangssituation hätte - etwas ähnliches hat Michael Bay mit seinem "Die Insel" immerhin schon vor rund zwanzig Jahren auf die Leinwand gebracht. Wobei sich "Silo" in vielen Details aber natürlich dennoch unterscheidet, denn in der Geschichte rund um eine ganze Kolonie, die unter der Erde lebt, weil es draußen völlig unbewohnbar sein soll, geht es nicht um Klone. Trotzdem kommt einem einiges bekannt vor und sie Serie leidet ein wenig darunter, dass man immer ein bisschen ahnt, wohin die Geschichte nun laufen und mit welcher Wendung man als nächstes überrascht werden wird. Trotzdem ist die Story, allein schon aufgrund des zentralen Mysteriums und zahlreicher Fragezeichen, die dieses zusätzlich mit sich bringt, spannend genug, um bei der Stange zu halten. Allerdings spielt dieses zentrale Mysterium nach der ersten Folge erst mal länger keine Rolle mehr - "Lost"-typisch verschiebt sich der Fokus später und nimmt sich mehr Zeit für deutlich kleinere Handlungen. Auch das ist nicht uninteressant, allerdings fehlt es "Silo" im direkten Vergleich an den wirklich spannenden Charakteren, weswegen diese Serie bisweilen doch etwas unfokussiert vor sich hinmäandert.
Später nimmt die Staffel aber noch mal deutlich an Schwung auf und kann die reguläre Schwäche, dass man hier doch weitestgehend nach altbekannten Versatzstücken vorgeht, mit einer starken Inszenierung ausgleichen. An den spannenden Look hat man sich zwar recht schnell gewöhnt - nachdem die erste, große Freude über die detailreichen und handgemachten Sets (keine Greenscreens weit und breit) verklungen ist, wird es zumindest optisch ein bisschen monoton, wenn sich die Charaktere zu neunzig Prozent in sehr ähnlichen, zumeist auch ziemlich düster ausgeleuchteten Räumlichkeiten aufhalten. Trotzdem wird Apple seinem Ruf, stets Serien und Filme auf hohem Qualitätsmaß zu produzieren, auch hier gerecht, denn das teure Budget sieht man der Show an. Und wenn die Drehbücher später mehr Schwung aufnehmen und man die anfangs etwas blassen Nebenfiguren etwas mehr ins Herz geschlossen hat, hängt man recht sicher am Haken. Ein paar Klischees muss man dabei ebenso mitkaufen wie einige Probleme in der inneren Glaubwürdigkeit: So sind die finsteren Bösewichte in der Tat ein bisschen klischeehaft und es gibt viele Szenen, in denen glückliche Zufälle unserer Heldin stets so in die Karten spielen, wie es die Dramaturgie gerade braucht. Dem gegenüber stehen aber auch einige spannende Momente, die recht clever eine Ausgangslage der Marke "Wie sollen die da denn jetzt wieder rauskommen?" entstehen lassen.
Wie von Apple gewohnt, macht auch der namhafte Cast seine Sache sehr gut, auch wenn die Drehbücher die wichtigen Positionen der Charaktere bisweilen nur schemenhaft erahnen lassen. "Mission: Impossible"-Star Rebecca Ferguson war in ihrer Karriere sicherlich schon mal energetischer, funktioniert als treibender Pol in diesem finsteren Mysterium aber ebenso gut wie als Sympathieträgerin fürs Publikum. Ihr gegenüber muss der großartige Tim Robbins bisweilen ebenso chargieren wie der aus dem Actioner "Wanted" bekannte Common als grobschlächtiger Justiz-Angestellter, doch machen diese ihre Sache ebenfalls so gut es eben geht. Unter dem großen Cast finden sich zudem weitere bekannte Namen wie Will Patton, David Oyelowo und "Game of Thrones"-Star Iain Glen, was beweist, dass der Streamingdienst gerade für Cineasten immer wieder ein paar Bonbons im Gepäck hat. Das große Finale endet natürlich mit einem spannenden Cliffhanger, welches für einige Fragezeichen sorgt, bei denen man schwer hofft, dass sich die zweite Staffel diesen ansprechend nähern kann. Auch hier passiert zwar wenig, was man so nicht erwartet hat, aber es ist alles gut genug gemacht, um sich nicht wirklich zu langweilen. Dementsprechend darf man auf die Fortführung zumindest gespannt sein, auch wenn diese nun ein bisschen zulegen sollte, um aus der Ausgangslage noch mehr herauszuholen als das dramaturgische Mittelmaß.

Fazit: Obwohl die Geschichte bisweilen zu erwartbar verläuft und der Look auf Dauer ein wenig monoton ist, hält "Silo" in dieser ersten Staffel aufgrund seiner spannenden Mysterien ordentlich bei der Stange. Kein großer Wurf und dramaturgisch oft etwas zu durchsichtig, aber immerhin packend inszeniert und mit einem namhaften Cast, der Spielfreude beweist.

Note: 3



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