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The Order (2024)

Im Jahr 1983 wird der pazifische Nordwesten von einer Reihe von Banküberfällen und Raubdelikten erschüttert. Der durch Alkohol und privaten Unruhen belastete FBI-Agent Terry Husk (Jude Law) ahnt schon bald, dass keine herkömmlichen Verbrecher hinter den Taten stecken. Als er sich mit dem jungen Polizeibeamten Jamie Bowen (Tye Sheridan) zusammentut, erkennt er, dass ein größerer Plan hinter den verschiedenen Überfällen steckt, bei denen vor allem die Beschaffung von hohen Geldsummen im Vordergrund steht. Tatsächlich plant eine hochgefährliche, gewaltbereite und zutiefst rassistische Gruppe von Terroristen einen bewaffneten Aufstand gegen die US-Regierung. Husk und Bowen ermitteln, um mit Bob Mathews (Nicholas Hoult) den Anführer der Gruppierung zu stellen, doch ist dieser niemals bereit dazu, sich lebend festnehmen zu lassen...

Scheinbar nach dem Vorbild eines Taylor Sheridan arbeitet sich "Assassin's Creed"-Regisseur Justin Kurzel ebenfalls an einem weitestgehend ruhig erzählten und urplötzlich immer wieder mit brutalen Gewaltakten aufwartenden Thriller ab, der durch seine unruhige Atmosphäre und die einsam wirkende Location, in der sich viele ungemütliche Einwohner herumtreiben, an Werke wie "Hell or High Water" und "Wind River" erinnert. Gerade im Vergleich zu letzterem hat "The Order" jedoch das Nachsehen, wenn es um die Figurenzeichnung geht. Über die Hauptrolle, die hier das Klischee eines seelisch verbrannten FBI-Beamten darstellt, erfährt man viel zu wenig, was es schwer macht, an diese ansonsten mit vielen, emotionalen Ausbrüchen belastete Figur anzuknüpfen. Auch die Nebenfiguren wirken bisweilen wie Abziehbilder und erhalten abseits der zentralen Ermittlungen zu wenig Zeit und schlichtweg zu wenig Fleisch auf die Knochen, um in Erinnerung zu bleiben. Auf Seiten der wirklich abartig grausam agierenden Bösewichte sieht das leider nicht viel anders aus, denn auch hier verpasst es das Drehbuch, ihnen abseits der finsteren Pläne ein genaueres Gesicht zu geben.
Dass diese Figuren dann sehr prominent besetzt sind, ist immerhin schon mal dankbar, denn charismatische Hollywood-Stars wie Jude Law oder der aus der "X-Men"-Reihe bekannte Tye Sheridan sind ohnehin viel zu gut, um sich hier irgendeine Blöße zu geben. Die große Überraschung des Castings dürfte jedoch Nicholas Hoult sein, dessen Besetzung gegen den Strich hier angenehm mutig ist. Hoult, der ansonsten als einer der für typische Good-Guy-Rollen bekannte Schauspieler im Ring steht, agiert hier als eiskalter Nazi-Verbrecher mit einer schier hypnotischen, angsteinflößenden Ausstrahlung. Gerade sein unauffälliges Äußeres kommt ihm dabei mehr als einmal entgegen, da man droht, dieses "nette" Gesicht zu unterschätzen - die Abgründe, die sich dahinter auftun, sind in jeder Hinsicht erschütternd. Hoult sticht dementsprechend aus einem durchweg soliden Cast deutlich hervor und ringt der ansonsten recht unbeschriebenen Rolle noch wesentlich mehr ab, als auf dem Papier steht.
Darüber hinaus ist "The Order" durchweg sauber inszeniert. In den knapp zwei Stunden treten aufgrund der langsamen Erzählweise und der bisweilen nur marginal gezeichneten Charaktere zwar einige Längen auf, dennoch hält Regisseur Kurzel die Spannungskurve stets weit genug oben. Die wahre Geschichte hat sich zwar in den 80ern abgespielt, ist jedoch gerade zu heutigen Zeiten hoch aktuell und deswegen auch so belastend. Zu Zeiten, in denen ein rassistischer Mann wieder im Oval Office sitzt und auch in Deutschland Hass und Feindlichkeit wieder salonfähig geworden sind, ist eine Geschichte wie diese umso erschreckender. Schade nur, dass das Drehbuch nicht noch etwas deutlicher mit diesen Parallelen arbeitet und sich stattdessen zu oft auf die typischen Klischees des Genres verlässt. Das fällt vor allem in einem überzeichneten Action-Finale auf, welches so gar nicht richtig zum Rest des Films passen möchte. Letztendlich also ein Werk der vertanen Chancen, bei dem mehr drin gewesen wäre als ein solider Thriller mit einem erstklassig-hassenswerten Bösewicht und einigen recht banalen Versuchen, mehr Unterbau zu liefern.

Fazit: Aufgrund einiger unpassender Klischees und nur lapidar gezeichneten Figuren mag "The Order" trotz seiner dringlichen Botschaft und einigen erschütternden Momenten nie so richtig packen. In der Rolle des rassistischen Oberfieslings glänzt derweil der somit bravourös gegen den Strich besetzte Nicholas Hoult.

Note: 3-



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