Eine schreckliche Cyber-Katastrophe erschüttert die USA: Für eine Minute versagt im gesamten Land der Strom, tausende Menschen kommen dabei ums Leben. Schnell ist klar, dass Terroristen dahinterstecken, doch wer die Attacke ausgeführt hat und aus welchem Grund, ist noch nebulös. Um der Sache auf den Grund zu gehen und die Drahtzieher des Anschlags ausfindig zu machen, wird der ehemalige US-Präsident George Mullen (Robert De Niro) aus dem Ruhestand zurückgeholt: Er soll eine fixe Untersuchungskommission leiten, um die Täter dingfest zu machen. Dabei wird jedoch klar, dass die aktuelle Regierung unter der Führung von Präsidentin Mitchell (Angela Bassett) nicht nur erschreckend machtlos gegenüber den unbekannten Feinden sind, sondern ebenjene auch nicht aus den Ländern stammen, die sie direkt zu Beginn in Verdacht haben. Tatsächlich könnten einige Drahtzieher sogar direkt im US-Apparat sitzen...
Mit dieser neuen und groß beworbenen Mini-Serie feiert Netflix eine echte Premiere: Zum ersten Mal spielt der große Hollywood-Star Robert De Niro in einer TV-Serie mit, was sogleich aus Aushängeschild für die Produktion genutzt wurde. Und De Niro wirkt durchaus vital und spielfreudig, was er in den letzten Jahren ja nicht in jedem Film, in welchem er mitgewirkt hat, unbedingt war. Darüber hinaus hat man dem "Casino"-Star aber noch weitere namhafte Darsteller und Darstellerinnen zur Seite gestellt, bei denen aufgrund des großen Figurenensembles aber nur wenige einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen können. So sind es nur Lizzy Caplan als Mullen's ebenfalls politisch aktive Tochter und Jesse Plemons als dessen rechte Hand, die aus ihren ambivalent geschriebenen Figuren noch das gewisse Etwas hervorholen können. Alle anderen, darunter die zweifach oscarnominierte Angela Bassett, "Avengers"-Star Clark Gregg oder auch Dan Stevens als Verschwörungstheoretiker mit eigener Mega-Sendung, verrichten mehr als solide Dienst nach Vorschrift, sind aber immer öfter auch nur Spielbälle in einer an Nebenhandlungen nicht gerade armen Geschichte.
Man hätte diese Story jedenfalls auch in solider Spielfilmlänge produzieren können, ohne angesichts der aktuellen Themen einen Substanzverlust zu fürchten. So beginnt sich "Zero Day" nach dem erwartbar spektakulären Auftakt doch ein wenig zu ziehen, wenn sich über lange Strecken den Handlungen der einzelnen Nebenfiguren gewidmet werden muss, wobei bei den meisten von ihnen dennoch nicht genug in die Tiefe gegangen werden kann, da es von ihnen einfach zu viele gibt. Der Polit-Thriller ist dabei von sorgsamer Hand inszeniert und wirkt auch in seiner Zeichnung des Regierungsapparates und der durchgetakteten Abläufe im Weißen Haus sehr realistisch. Dabei muss aber auch immer wieder mit einigen effekthascherischen Überzeichnungen innerhalb des Plots gerechnet werden, was diese sehr reale und deswegen auch angsteinflößende Ausgangssituation bisweilen etwas unnahbar wirken lässt. So sind einige Wendungen zwar überraschend, wirken aber ebenso wie der durchweg sichtbare Super-Patriotismus (gerade in Zeiten der neuen Trump-Regierung eben nicht so richtig passend) arg hollywood-esk.
Und das ist dann ein wenig das Problem einer ansonsten ziemlich spannenden Serie: Das Thema wird nicht dazu genutzt, um mal ordentlich auf den Tisch zu hauen, sondern nur als Rahmenhandlung für einen recht simpel gestrickten Who-Dunnit-Thriller. Das muss natürlich nichts Schlechtes sein und innerhalb dieser sechs Folgen bleibt die Nummer trotz einiger Längen und einer zu früh erahnten Auflösung recht packend. Die Highlights werden clever über die einzelnen Folgen verteilt, unnötige Action-Szenen sind Mangelware und werden (wenn überhaupt) realistisch und ohne Übertreibungen inszeniert. Leider geht der Show trotz der großen Stars schon lange vor dem reichlich vorhersehbaren Finale die Puste aus, weswegen sie sich nur noch recht ächzend über die Ziellinie schleppt. Es ist natürlich ein wenig problematisch, dass die Serie gedreht und produziert wurde, bevor Trump wieder an der Macht war - mit ein paar Monaten Verzögerung hätte die Geschichte vielleicht noch anders ausgesehen. Aus aktueller Sicht bleiben aber einige verschenkte Möglichkeiten zurück.
Fazit: Solide inszeniert, spannend geschrieben, gut gespielt - "Zero Day" ist durch und durch packende Thriller-Unterhaltung mit einem angsteinflößenden Grundkonflikt. Gerade dieser wird aber zu wenig mehr genutzt als oberflächlicher Spannung in einem recht altbacken wirkenden Drehbuch, weswegen die Aussagen zu solch aktuellen, brisanten Themen leidenschaftslos verpuffen.
Note: 3-
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