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Das Fest

Den "Dogma"-Film riefen die Regisseure Lars von Trier, Kristian Levring, Soren Kragh-Jacobsen und Thomas Vinterberg 1995 per unterschriebenem Manifest ins Leben. In einem solchen Film sollen andere Regeln gelten, geltende Gesetze des Mainstream-Films aufgelöst werden. So darf der Streifen zum Beispiel keinem klaren Genre zugeordnet sein, nur Originalschauplätze dürfen als Drehorte herhalten, Spezialeffekte oder künstliches Licht sind tabu und noch viele weitere Eingrenzungen. Herauskommen soll dabei im Idealfall ein schon surreal echt wirkender Film, welcher allein durch seine starke Handlung, ein tragendes Skript und gute Schauspieler siegen soll. Und genau so einer ist "Das Fest" von 1998 geworden, ohne viel TamTam wird hier etwas ziemlich Beeindruckendes erschaffen.

DAS FEST

Helge Klingenfeldt-Hansen (Henning Moritzen) lädt zu seinem sechzigsten Geburtstag ein und scheut dabei keine Kosten. Die versprengte Familie kommt zu diesem Anlass in dem pompösen Anwesen von Mutter und Vater zusammen, um zu feiern und Frohsinn gelten zu lassen. Allerdings erfährt die erfolgreich anlaufende Feier einen herben Dämpfer, als der älteste Sohn Christian (Ulrich Thomsen) bei einer Rede auf seinen Vater ein Familiengeheimnis auspackt. Mit einem Mal droht das Fest zur Farce zu werden...

Mehr soll über die Handlung hier nicht verraten werden, denn "Das Fest" zeichnet sich dadurch aus, ständig mit offenen und doch wieder geschlossenen Karten zu spielen. Man bekommt schnell eine ganze Wahrheit aufgetischt, kann sich aber gar nicht sicher sein, ob dies denn wirklich die Wahrheit ist. Ist Christian mit seinen Vorwürfen gegen die Familienoberhäupter klar im Recht oder ist er tatsächlich nur krank, leidet an Wahnvorstellungen und bildet sich die Geschichte bloß ein? Bis zum Schluss des Films, welcher die Wahrheit klar aufdeckt, hat man zwar stets eine Vermutung, was wirklich gespielt wird... kann aber nie ganz sicher sein, da im Hintergrund ein größerer Masterplan zu laufen scheint. Dies bringt viele Überraschungen mit sich und gestattet dem Film, trotz viel Ruhe, stets bei der Stange zu halten. Die Schauspieler leisten hier allesamt Großes, verpassen ihren zweidimensionalen, menschlichen und echten Charakteren Ecken und Kanten, lassen uns sie hassen, verstehen und mögen (für ein lieben reicht es bei einer solch recht kaputten Familie dann eben doch nicht). Der Stil von Regisseur Vinterberg ist in der Tat gewöhnungsbedürftig, die recht ungewohnte Handkamera sowie die frischen, nicht nachbearbeiteten Bilder und das vollkommene Fehlen von Musik verwirren erst, könnten bei einigen sogar anstrengend wirken, entwickeln jedoch rasch einen Sog, welcher "Das Fest" real und lebendig wirken lässt. Leider werden einige der sehr interessanteren Nebencharaktere nicht richtig ausgespielt und nicht jeder Handlungsstrang kann zu einem befriedigenden Ende geführt werden (so zum Beispiel der Clinch zwischen dem jüngsten Bruder Michael und dem Freund seiner Schwester Helene) und im Mittelteil sowie im etwas gedehnten Ende gibt es dann doch einige Längen, welche dem Film ein wenig Drive kosten. Dank der hervorragenden Darsteller, des starken Skripts und der interessanten, wenn auch teils schwer verdaulichen Handlung fallen diese Kritikpunkte jedoch nicht allzustark ins Gewicht.

Note: 2

 

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