Direkt zum Hauptbereich

Troja - Directors Cut

Wie verfilmt man eine griechische Sage, deren zentrale Schlacht über viele Jahre andauert? Klar, man komprimiert die ganze Handlung auf wenige Wochen, erlaubt sich Freiheiten bei den Charakteren und generell dem ganzen Verlauf der Geschichte und schmeißt somit keine Verfilmung, sondern im Grunde nur einen Film, inspiriert von eben jener Sage, auf den Markt. Die Vorzeichen standen wahrlich nicht gut für "Troja" und die meisten hatten wohl höchstens nur noch die Hoffnung, dass das Epos zumindest als bildgewaltiger Blockbuster überzeugen würde. Aber Überraschung, mit seinem 2007 veröffentlichten Directors Cut von der Geschichte um Achilles, Hector und Co. lieferte Wolfgang Petersen dann doch noch ein richtig gutes Ding ab!

TROJA

Der herrschsüchtige König Agamemnon (Brian Cox) macht sich über Stadt und Land alles zu Eigen, was jemand anderem gehört. Mit einer immer größer werdenden Armee hat er nun auch die von ihrem König Priamos (Peter O'Toole) beherrschte Stadt Troja ins Auge gefasst. Da kommt es ihm gelegen, dass Helena (Diane Kruger), die Frau seines Bruders Menelaos (Brendan Gleeson) soeben von dem trojanischen Prinzen Paris (Orlando Bloom) wegen der unerschütterlichen Liebe der beiden zueinander in die Stadt mitgenommen wurde, wo sie sich zusammen mit Paris' Bruder Hector (Eric Bana) sowie der kompletten Bevölkerung hinter den gigantischen Mauern verbergen. Agamemnon nutzt die Wut seines Bruders und marschiert mit einer gigantischen Armee gegen Troja... an dessen Spitze der mächtige Krieger Achilles (Brad Pitt), der wegen Ruhm und Ehre in die Schlacht ziehen will.

Dass die Sage um Troja ziemlich dicke ist und somit vor allem in der Charakterzeichnung gerne mal schlampt, konnte man kommen sehen. Für eine Frau eine ganze Stadt anzugreifen, dafür tausende Männer zu opfern (und das überhaupt 50.000 Krieger bereit sind, ihr Leben für einen Tyrannen, der einzig auf Macht aus ist, zu geben), das wirkt eben nicht wirklich einleuchtend. Im Grunde ist der Aufhänger der Geschichte so nicht zu sonderlich viel zu gebrauchen und eigentlich hatte Wolfgang Petersen kaum eine Chance mit seiner Version der Geschichte. Aber er hat es irgendwie geschafft. Zum einen ist es überraschend, dass der Directors Cut trotz einer beachtlichen Länge von 196 Minuten keine wirklichen Hänger hat, die mehr als drei Stunden vergehen wie im Flug und eigentlich ist das plötzliche Ende sogar noch zu knapp... hier hat Petersen klar bewiesen, dass er eine lange Laufzeit gut füllen kann, langweilen tut man sich hier sicher nicht. Erstaunlich auch, wie gut sich der immerhin zehnjährige Film gehalten hat, die Effekte sind nach wie vor gut, die Schlachten haben Wumms (auch wenn es mit dem Blut dann doch ab und an übertrieben wird, wir befinden uns hier ja nicht im Splatter-Genre) und besonders die finale Belagerung Trojas ist dann auch ziemlich schonungslos und intensiv. Die Charaktere hätten gerne etwas mehr Tiefe vertragen können, aber die hier agierenden Schauspieler (der Cast ist bis in die Nebenrollen prominent besetzt) machen absolut das Beste daraus. Brad Pitt überzeugt, Eric Bana ist grandios, Peter O'Toole ebenfalls wieder fantastisch. Dazu gesellen sich große Talente wie Sean Bean, Brendan Gleeson, Saffron Burrows, Rose Byrne, Julie Christie und ein erneut überzeugend einen Bösewicht verkörpernden Brian Cox. Einzig Orlando Bloom und Diane Kruger bleiben als tragisches Liebespaar Paris und Helena noch recht blass. Ob das ihrer (damals) noch fehlenden Schauspielpräsenz oder einfach den passiv angelegten Rollen zu verdanken ist, erschließt sich leider nicht ganz. Im Großen und Ganzen hätte "Troja" etwas emotionaler sein können, seinen Charakteren mehr abverlangen und auch das Ende etwas mehr ausreizen können. Ansonsten gibt es aber wahrlich nicht viel zu meckern. Der Film ist ein wahnsinnig unterhaltsames, spannendes und von allen Seiten sehr gut gemachtes Epos mit Freiheiten, die absolut in Ordnung gehen. Empfehlenswert!

Note: 2



 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se