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Von der Kunst, sich durchzumogeln

Teenie-Filme sind oft eine schwierige Sache. Um dem popcornmampfenden, pubertären Publikum, welches hier größtenteils die angepeilte Zielgruppe darstellt, gerecht zu werden, tappen die Macher gerne in die ein oder andere Falle, wo kritischere Filmfans aufjaulen. Um die Prollos zufriedenstellen, müssen Gags der untersten Kanone her, über die Fünfjährige vielleicht noch lachen. Um die Mädchen zu versorgen, ist dann gerne noch eine große Portion Kitsch und überzogene Romantik dabei. Die Liste der ehrlichen, überzeugenderen Streifen für Teenies ist dementsprechend kurz. "Von der Kunst, sich durchzumogeln" hatte dabei aber noch großes Potenzial...

VON DER KUNST, SICH DURCHZUMOGELN

Der 17-jährige George (Freddie Highmore) sieht keinen großen Sinn in seinem Leben. Getreu nach dem Motto "Wir werden allen geboren und sterben auch allein" führt er ein Einzelgängerdasein, hat nicht mal Interesse daran, Freundschaften zu schließen und verweigert Hausaufgaben, um stattdessen beachtliche Zeichnungen anzufertigen. Seine Schullaufbahn steht kurz vor dem Aus, als George die toughe Sally (Emma Roberts) kennenlernt... und sich schlagartig in sie verliebt. Sally scheint in George jedoch nur einen guten Freund zu sehen, was die Freundschaft oder was auch immer das zwischen den beiden nun wirklich zu sein scheint, stark verkompliziert...

Um auf meine Einführung einzugehen: "Von der Kunst, sich durchzumogeln" gehört sicherlich in die Kategorie der überzeugenderen Streifen für unser Teenie-Publikum. Es gibt keine infantilen Gags (generell ist die Witz-Quote sehr niedrig, gelacht wird wenig, aber das ist auch nicht das Ziel) und auch der Kitsch-Faktor hält sich, da die Liebesgeschichte zwischen Sally und George erstens sehr ehrlich und unverkrampft angegangen wird und sie zweitens gar nicht mal so sehr der Mittelpunkt der Story ist. Dieser gehört nämlich dem Leben von George, welches er erst gegen die Wand fährt, um es dann (natürlich) wieder zusammenzupuzzeln. Das ist nicht sonderlich originell, recht vorhersehbar und hat sogar, trotz sehr knapper Laufzeit von 83 Minuten, einige kleine Längen zu bieten. Dass Freddie Highmore zudem ein Problem darstellt, da er weder eine wirklich überzeugende Leistung darbietet und den Film nicht ansatzweise tragen kann noch sein Charakter George eine großartige Sympathiefigur ist, die man nicht wirklich ins Herz schließen kann und dem man somit nicht immer gerne durch die lineare Geschichte folgt. Trotzdem: Der Film hat das Herz am rechten Fleck, gräbt einige emotional funktionierende Nebenhandlungen aus, hat mit Emma Roberts eine Idealbesetzung für Georges große Liebe und traut sich sogar mal, auch mal unkonventionelle Wendungen aus dem Hut zu zaubern. Dass das zuvor so gut aufgebaute, passende und mutige Ende am Schluss doch nicht durchgezogen wird, ist zwar schade, aber so ganz entmutigt wollte man die Zuschauer dann wohl doch nicht aus dem Film entlassen (auch wenn beide Möglichkeiten doch irgendwie etwas Ermutigendes hätten). Ein schöner Film für Verliebte oder die, die es ganz vielleicht noch werden wollen. Und natürlich auch deren beste Kumpels.

Note: 3

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