Direkt zum Hauptbereich

The Ides of March - Tage des Verrats

Ben Affleck ist das beste Beispiel: Schauspieler, die sich hinter die Kamera wagen und als Regisseur eigene Filme in die Lichtspielhäuser schaffen, können wunderbar funktionieren. Im Falle Affleck ist man sogar geneigt zu sagen, dass er als Regisseur gar besser ist als (eher limitierter) Schauspieler. Im Falle von George Clooney fällt dies schwerer zu sagen, denn dass der Mann einer der besten Mimen unserer heutigen Zeit ist, dürfte kaum jemand verneinen und da können seine Regiearbeiten noch so gut sein, vor der Kamera möchte man ihn nicht missen... dafür gibts mit "The Ides of March" nun also einen Film von und mit George Clooney. Ob diese Mischung funktioniert?

THE IDES OF MARCH

Der junge Stephen Meyers (Ryan Gosling) arbeitet für den Gouverneur Mike Morris (George Clooney), welcher als Präsident kandidiert und gegen seinen Konkurrenten Pullman momentan einen erbitterten Kampf um die Gewinnung wichtiger Stimmen führt. Meyers ist bekannt dafür, perfekte PR zu entwickeln und bringt Morris dadurch gekonnt immer wieder nach vorne, sichert ihm die Gunst der Wähler. Allerdings machen schon bald Intrigen im innersten Kreis von Morris' Vertrauten die Runde. Als die Geheimnisse Gefahr laufen, an die Presse zu gehen, ist das Chaos perfekt und ausgerechnet Meyers gerät ins Kreuzfeuer...

Mit Filmen über Politik tue ich mich immer ein wenig schwer, da ich selbst recht wenig von Politik verstehe und mich auch nicht übermäßig dafür interessiere. So hatte "Ides of March" bei mir eigentlich von vornherein keine Chance und hat sie dennoch recht optimal genutzt. Clooney schafft es, die Umstände eines Wahlkampfes und die Probleme, die dabei in Sachen Presse, persönliche Probleme und ans Licht kommende Geheimnisse entstehen, spannend wie einen waschechten Thriller zu gestalten. Ohne großartige Längen bleibt man einigermaßen gefesselt vom Geschehen und dabei braucht es eben keine wilden Verfolgungsjagden oder Schießereien, um eine gute Spannung zu erzeugen, denn das erledigen schon die messerscharfen Dialoge und die undurchsichtige, clevere Handlung. Besetzt mit dem Nonplusultra an Stars haben wir hier eine Menge wunderbar nuancierter Schauspieler, die ihr Bestes geben... herausragen tut dabei natürlich der vor gut einem Jahr tragisch verstorbene Philip Seymour Hoffman, der jegliche Szenen an sich reißt. George Clooney genügt eine Routine-Leistung, die dennoch intensiver ist als vieles, was seine Kollegen so treiben, und in starken Nebenrollen wissen Paul Giamatti und Marisa Tomei zu gefallen. Evan Rachel Wood fällt eine Schlüsselrolle zu, ihre Leistung darf gerne als grandios betitelt werden, während Ryan Gosling seine (von mir nicht wirklich gemochte) Standard-Leistung abzieht. Seinen Fans wird es gefallen, die Kritiker jubeln, für mich reicht das aber nicht, auch wenn er die einzelnen Gefühle mittlerweile doch stärker an den Zuschauer bringt als im unterkühlten "Drive". Leider verliert "The Ides of March" zwischendurch ein wenig an Fahrt, ein paar Wendungen weniger, auch wenn sie noch so treffsicher und überraschend sind, hätten gut getan und den Film gegen Ende nicht so sprunghaft und gewollt hakenschlagend wirken lassen. Für einen Polit-Thriller aber eine sehr beachtliche Leistung, denn trotz aller Kälte, einigen liegen gelassenen Chancen und einem Hang zu wenig Tiefgang hat mich das Ganze gepackt... wenn auch nicht über die ganze Länge.

Note: 3+

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...