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Hüter der Erinnerung - The Giver

Erst vor zwei Tagen habe ich "Maze Runner" und nun hab ich mir gleich den nächsten ersten Teil einer Jugendbuchreihen-Verfilmung angesehen, natürlich in der Hoffnung, erneut eine Perle zu finden. Bei all den düsteren Fantasy-Romanverfilmungen des Jahres 2014 ging "The Giver" neben "Maze Runner", "Mockingjay" und "Divergent" ziemlich unter und lief eher unter meinem Radar. Aber nun gut, den Film hab ich jetzt gesehen und habe letztendlich eigentlich nicht viel verpasst.

THE GIVER

In einer zukünftigen Welt lebt der junge Jonas (Brandon Thwaites) mit seinen Freunden Fiona (Odeya Rush) und Asher (Cameron Monaghan) in einer Zivilisation, welche nach einem schrecklichen Geschehen auf der Erde neu aufgebaut wurde. Keine Emotionen, keine Lügen, strikte Regeln... die Menschen leben in einer Perfektion, welche keine Konflikte zulässt und verhindern soll, dass sie sich erneut selbst auslöschen. Jonas kann daran auch, da er es nicht anders kennt, nichts aussetzen... zumindest solange, bis er in einer Zeremonie zum neuen "Hüter der Erinnerung" erklärt wird. Fortan geht er bei dem mysteriösen "Geber" (Jeff Bridges) in die Lehre, welcher Jonas all die verschollenen und vergessenen Geheimnisse enthüllt. Doch Jonas kann damit schwer umgehen und plant einen Aufstand gegen die perfekte Welt...

Die Story klingt gar nicht mal so uninteressant, auch wenn wir so etwas in verschiedenen Variationen in unterschiedlichen Filmen ja ähnlich schon mal gesehen haben. Aber man kann das Rad ja nicht immer neu erfinden und die Geschichte klingt doch mal wie gemacht für emotional bewegende Szenarien, spannende Konflikte und starke Charaktere. Leider bekommen wir davon nur recht wenig geboten, was besonders daran liegt, dass "The Giver" seine Prämisse schnell in schmerzhaftem Kitsch ersäuft, ohne dabei wirklich in die Tiefe zu gehen. Szenarien, die viel emotionales Potenzial aufweisen, werden verkürzt, ihr nötiger Freiraum wird einfach nicht gegeben. So fallen sich der Geber und Jonas nach einem schmerzhaft gelüfteten Geheimnis weinend in die Arme... anstatt diese Szene aber auszukosten, die Emotionen der Charaktere zu beleuchten und dem Zuschauer sichtbar zu machen, wird einfach mit einem groben Schnitt zur nächsten Szene gesprungen, sodass man vollkommen unbewegt bleibt. Generell rusht der Film ziemlich fix durch seinen recht dünnen Plot, wobei dann zwar keine großartigen Längen entstehen, die Geschichte sich aber auch kaum entfalten kann. Wenn es dann wirklich eng wird im letzten Drittel und so etwas wie Spannung aufkommen soll, ist es dafür aber bereits längst zu spät, da der Zuschauer bei dem kruden Mix aus Kitsch und Kälte längst auf Durchzug geschaltet hat und ihn das selbstverständlich offene und unbefriedigende Ende, welches auf die wohl noch kommenden Fortsetzungen hinweist, nicht mehr wirklich interessiert. Auch die Schauspieler werden oft im Regen stehen gelassen. Während Jeff Bridges dafür natürlich viel zu gut ist und immerhin ab und zu glänzen kann, ist es schon schockierend wie sehr Meryl Streep und besonders Katie Holmes hier unter ihren Möglichkeiten bleiben. Und Hauptdarsteller Brandon Thwaites ist zudem eine vollständige Enttäuschung, es ist schlichtweg unverständlich, warum man eine so fade, blasse Nulpe ohne Ausstrahlung und mit gerade mal zwei Gesichtsausdrücken (blöd grinsend und traurig) als neues Gesicht einer Reihe besetzt hat. Klingt nun alles etwas härter, als es ist, denn die simplen, aber treffsicheren Stilmittel funktionieren, die Story bleibt trotz ungenutztem Potenzial einigermaßen interessant und es gibt doch noch einige Szenen, die unterhalten können... in fähigeren Händen wäre aber wirklich mehr drin gewesen als ein solch kurzweiliges, hinter den Möglichkeiten zurückbleibendes, wirres Werk. Schade drum.

Note: 4+



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