Keira Knightley hat es geschafft. Nach ihrem Durchbruch mit "Kick it like Beckham" und der grandiosen "Fluch der Karibik"-Trilogie ist sie aus Hollywood bis heute nicht mehr wegzudenken. Aus dem Blockbuster-Kino ist sie weitestgehend verschwunden und agiert weitaus öfter in kleineren Perlen, wofür sie auch schon mit der ein oder anderen Oscar-Nominierung bedacht wurde, zuletzt für ihre Rolle in "The Imitation Game". Nicht jedem gefällt dabei ihr offensichtlicher Hang zum Overacting, ich sehe Knightley jedoch nach wie vor gerne, besonders da sie sich in den letzten Jahren auch wieder abwechslungsreichere Auftritte an Land gezogen hat.
"Abbitte" teilt sich innerhalb seiner zwei Stunden in zwei recht unterschiedliche Hälften auf. Die ersten gut fünfzig Minuten kann man dabei besonders atmosphärisch und technisch als beinahe meisterhaft bezeichnen. Wie verschiedene Szenarien aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet werden, wie daraus ein Großes, Ganzes entsteht, das hat schon eine besondere Qualität. Auffällig ist dabei auch der Soundtrack, der immer wieder verbunden mit alltäglichen Geräuschen (zum Beispiel dem Tippen einer Schreibmaschine) auftritt und für ein wohliges Gefühl sorgt. In Kombination mit einem rasanten, aber niemals hektischen Schnitt und einer mutigen Kameraführung sieht "Abbitte" einfach fantastisch aus und das sehr gute Skript hilft dabei natürlich noch. Inszeniert wie ein spannender Thriller kommt dieses einfühlsame, wenn auch ab und an etwas zu kitschige Drama daher, mit starken Wendungen und unter die Haut gehenden Einzelszenen. Besonders Robbies Erlebnisse an der Front brennen sich nachhaltig ins Gedächtnis ein und der fünfminütige Shot, in welchem er und seine Kameraden an einem besetzten Strand ankommen und diesen überqueren, ohne dass ein Schnitt die Szene unterbricht, das ist ganz große Filmkunst. Bis zum überraschenden, zielsicheren und konsequenten Finale, welches den ein oder anderen Zuschauer verärgern dürfte, mich jedoch begeistert und zu Tränen gerührt hat, packt der Film. Leider gibt es aber ab und an einige Längen und besonders in der zweiten Hälfte, wenn der rasante Schnitt ein wenig nachlässt, macht sich die langsame Erzählung ein wenig breiter, als sie hätte sein müssen. Es fällt auf, dass die zweite Hälfte lang nicht mit der ersten Dreiviertelstunde konkurrieren kann, da man sich nach der Halbzeit doch ab und an ein wenig im Kreis dreht und eigentlich gar nicht so viel zu erzählen hat... aber man kann ja einfach mal so tun. Dadurch versanden einige emotional tiefschürfende Momente jedoch, da sie aufgrund ihrer Langatmigkeit nicht genügend Kraft entwickeln. Hier ist zum Beispiel Brionys Versorgung eines schwer verletzten Soldaten im Krankenhaus zu nennen. Schauspielerisch ist "Abbitte" dafür aber wieder ganz großes Kino. Keira Knightley arbeitete hier nach "Stolz und Vorurteil" zum zweiten Mal mit Regisseur Joe Wright zusammen und ist gewohnt gut, die beiden Stars des Films sind jedoch ein wunderbarer und vollkommen losgelöster James McAvoy, der sich mit diesem Auftritt sein Ticket in die A-Liga Hollywoods erkaufte, und die junge Saoirse Ronan, die so eiskalt und berechnend agiert, dass es schon wieder schade ist, dass sie in der Filmbranche im Vergleich zu anderen Kolleginnen ihren Alters nie so ganz Fuß fassen konnte. In Nebenrollen gefallen zudem bekannte Gesichter wie Benedict Cumberbatch, Juno Temple und Vanessa Redgrave, auch wenn gerade ersterer doch etwas zu wenig Leinwandzeit abbekommen hat. Insgesamt ist "Abbitte" trotz einiger Längen und einer vergleichweise behäbigeren zweiten Hälfte ein sehr empfehlenswerter Film, top gespielt, emotional wagnisreich und sehr ehrlich.
Note: 2-
ABBITTE
1935: Cecilia Tallis (Keira Knightley) lebt mit ihrer Mutter Emily (Harriet Walter) und ihrer kleinen Schwester Briony (Saoirse Ronan) auf einem vornehmen Anwesen. Sie führt eine heimliche Beziehung zu dem aus ärmlicheren Verhältnissen stammenden Gärtner Robbie Turner (James McAvoy), von der auch Briony nichts weiß... weshalb sie die folgenden Geschehnisse, unter anderem ein versehentlich abgesendeter, vulgärer Brief an Cecilia und ihr heimlicher Liebesakt in der Bibliothek, falsch deutet und in Robbie einen Triebtäter vermutet. Nachdem es einen Fall von Vergewaltigung auf dem Gelände gegeben hat und Briony mit ihrem Verdacht, dass es Robbie war, zur Polizei geht und dort eine vage Aussage macht, wird dieser mitgenommen. In den nächsten Jahren leidet Briony unter schweren Schuldgefühlen, als ihr die Bosheit ihrer Tat bewusst wird..."Abbitte" teilt sich innerhalb seiner zwei Stunden in zwei recht unterschiedliche Hälften auf. Die ersten gut fünfzig Minuten kann man dabei besonders atmosphärisch und technisch als beinahe meisterhaft bezeichnen. Wie verschiedene Szenarien aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet werden, wie daraus ein Großes, Ganzes entsteht, das hat schon eine besondere Qualität. Auffällig ist dabei auch der Soundtrack, der immer wieder verbunden mit alltäglichen Geräuschen (zum Beispiel dem Tippen einer Schreibmaschine) auftritt und für ein wohliges Gefühl sorgt. In Kombination mit einem rasanten, aber niemals hektischen Schnitt und einer mutigen Kameraführung sieht "Abbitte" einfach fantastisch aus und das sehr gute Skript hilft dabei natürlich noch. Inszeniert wie ein spannender Thriller kommt dieses einfühlsame, wenn auch ab und an etwas zu kitschige Drama daher, mit starken Wendungen und unter die Haut gehenden Einzelszenen. Besonders Robbies Erlebnisse an der Front brennen sich nachhaltig ins Gedächtnis ein und der fünfminütige Shot, in welchem er und seine Kameraden an einem besetzten Strand ankommen und diesen überqueren, ohne dass ein Schnitt die Szene unterbricht, das ist ganz große Filmkunst. Bis zum überraschenden, zielsicheren und konsequenten Finale, welches den ein oder anderen Zuschauer verärgern dürfte, mich jedoch begeistert und zu Tränen gerührt hat, packt der Film. Leider gibt es aber ab und an einige Längen und besonders in der zweiten Hälfte, wenn der rasante Schnitt ein wenig nachlässt, macht sich die langsame Erzählung ein wenig breiter, als sie hätte sein müssen. Es fällt auf, dass die zweite Hälfte lang nicht mit der ersten Dreiviertelstunde konkurrieren kann, da man sich nach der Halbzeit doch ab und an ein wenig im Kreis dreht und eigentlich gar nicht so viel zu erzählen hat... aber man kann ja einfach mal so tun. Dadurch versanden einige emotional tiefschürfende Momente jedoch, da sie aufgrund ihrer Langatmigkeit nicht genügend Kraft entwickeln. Hier ist zum Beispiel Brionys Versorgung eines schwer verletzten Soldaten im Krankenhaus zu nennen. Schauspielerisch ist "Abbitte" dafür aber wieder ganz großes Kino. Keira Knightley arbeitete hier nach "Stolz und Vorurteil" zum zweiten Mal mit Regisseur Joe Wright zusammen und ist gewohnt gut, die beiden Stars des Films sind jedoch ein wunderbarer und vollkommen losgelöster James McAvoy, der sich mit diesem Auftritt sein Ticket in die A-Liga Hollywoods erkaufte, und die junge Saoirse Ronan, die so eiskalt und berechnend agiert, dass es schon wieder schade ist, dass sie in der Filmbranche im Vergleich zu anderen Kolleginnen ihren Alters nie so ganz Fuß fassen konnte. In Nebenrollen gefallen zudem bekannte Gesichter wie Benedict Cumberbatch, Juno Temple und Vanessa Redgrave, auch wenn gerade ersterer doch etwas zu wenig Leinwandzeit abbekommen hat. Insgesamt ist "Abbitte" trotz einiger Längen und einer vergleichweise behäbigeren zweiten Hälfte ein sehr empfehlenswerter Film, top gespielt, emotional wagnisreich und sehr ehrlich.
Note: 2-
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