Direkt zum Hauptbereich

Bee Movie - Das Honigkomplott

Ich bin ein recht ängstlicher Mensch. Neben Höhenangst, Klaustrophobie und einem generellen Unwohlsein in der Nähe von Krabbeltieren macht mir meine ziemlich anstrengende Phobie vor Bienen und Wespen, die aus einem kleinen Kindheits-Trauma herrührt, am meisten zu schaffen. In meiner Nähe muss es nur summen und ich werde unruhig und wenn ich mir der Anwesenheit eines solchen Tieres bewusst werde, muss ich bereits direkt panisch das Weite suchen. Dies ist aber nicht der Grund, warum ich mir "Bee Movie" bislang nicht angesehen habe, viel mehr habe ich mich zuvor für diesen Animationsfilm nicht interessiert. Da dieser jedoch auch im üppigen Netflix-Angebot vertreten ist, habe ich mir nun doch mal diese anderthalb Stunden Zeit genommen...

BEE MOVIE 

Honigbiene Barry ist gelangweilt vom arbeitsreichen Leben im Bienenstock. Bei einem Rundflug außerhalb der heimischen vier Wände lernt er endlich die Welt kennen... und dabei auch den Mensch Vanessa. Während seine Bienenfreunde ihn für verrückt erklären, genießt Barry das abenteuerliche Leben an der frischen Luft, bis er bemerkt, dass die Menschen den schwer erarbeiteten Honig stehlen und verkaufen, dabei sogar Bienen auf Farmen gefangen halten. Empört macht sich die kleine Biene auf, diesen Handel vor Gericht zu stellen und die Menschheit zu verklagen...

Ich habe eigentlich nicht viel erwartet. Der Trailer sah immerhin ganz witzig aus, doch ich glaubte nicht daran, dass die Gags so über anderthalb Stunden zünden würden und rechnete mit Unterhaltung, bei welcher die Kleineren mehr Spaß haben würden als die Erwachsenen, aber es ist tatsächlich das Gegenteil eingetroffen. Der Film sprüht förmlich vor ironischen Seitenhieben, welche man nur ab einem bestimmten Alter wirklich verstehen kann, wartet mit starken Actionszenen und schönen Animationen auf, mit einem wummernden und wunderbaren Soundtrack und auch mit einigem an cleveren Dialogen. Der tiefere Sinn erschließt sich erst beim näheren Hinschauen und offenbart dabei eine erstaunliche Sozialkritik, welche nicht mit erhobenem Zeigefinger, aber dennoch ernsthaft vorgetragen wird. Für gelungene Witzchen bleibt dennoch genügend Zeit und auch wenn die richtig lauten Lacher fehlen, sind gerade die Seitenhiebe auf Personen des öffentlichen Lebens, wie Sting, Ray Liotta oder Larry King, wirklich herrlich. Die 90 Minuten vergehen tatsächlich wie im Flug, die Story ruht sich nicht auf Gegebenheiten aus, sondern nimmt immer wieder einigermaßen überraschende Wendungen und wartet mit einem wirklich schönen, erinnerungswürdigen Finale auf, welches vielleicht ein wenig zu verkitscht ist, aber dennoch absolut passt. Dennoch kann "Bee Movie" nicht ganz herausragen aus dem soliden Mittelfeld des Animations-Genres, denn das ganze wirkt schon etwas strange, wenn eine Biene sich in eine menschliche Frau verliebt und die das offenbar auch noch ganz klasse findet, wenn ein zorniger Geschäftsmann der Biene sogar sexuelle Neigungen vorwirft (in einem Film ohne Altersbegrenzung, der klar für die Kleineren beworben war) oder wenn die Menschheit darüber, dass die geflügelten Tierchen sprechen können, kaum erstaunt ist und dies mit einem lockeren Nicken hinnimmt. Das tut der Unterhaltung zwar kaum einen Abbruch, sorgt aber ab und an doch für ein wenig verwirrtes Kopfschütteln, da man es sich hier doch etwas einfach macht und die tieferen Stellen überfährt. Auch das ständige Geplapper der nicht immer wirklich sympathischen Hauptfigur ist, auch wenn von Bastian Pastewka sehr gut synchronisiert, irgendwann ein wenig anstrengend, was auch für den Film als solches gilt, denn dieser kennt kaum Ruhepausen und liefert irgendwann zu viel des Guten. Dennoch ein spaßiger Film, der einige wichtige, innere Werte hat und dessen Gag-Level erfreulich hoch ist. Wer auf die etwas kruden Handlungselemente und den zu hyperaktiven Hauptcharakter wenig gibt, der wird hier sicher seine Freude haben.

Note: 3

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se