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Kingsman - The Secret Service

Endlich! als ich hörte, dass Matthew Vaughn nach den beiden abgedrehten "Kick-Ass"-Filmen eine erneute, grenzüberschreitende Comicverfilmung nach einer Vorlage von Mark Millar abliefern würde, war ich Feuer und Flamme. Die ersten Ausschnitte und später auch die Kritiken ließen keinen Zweifel daran zu, dass ich mit "Kingsman" wieder einen Film finden würde, der mit all seiner Over-the-top-Action und den wunderbaren Genre-Zitaten wie für mich geschaffen sein würde. Nun habe ich es endlich geschafft, mir Vaughns neuestes Werk noch im Kino anzusehen...

KINGSMAN

Nachdem sein Vater in einem geheimen Einsatz ums Leben gekommen war, gab der junge Gary (Taron Egerton) sein Leben auf, verfiel in Kriminalität und Drogen... bis ihm der mysteriöse Anzugträger Harry Hart (Colin Firth) ein Angebot macht, der Geheimorganisation "Kingsman" beizutreten, in welcher auch Garys Vater diente. Gemeinsam mit anderen jungen Anwärtern muss sich Gary nun lebensgefährlichen Tests unterziehen, denn nur einer von ihnen kann den neuen Posten erhalten und schließlich gegen den verrückten Valentine (Samuel L. Jackson) in die Schlacht ziehen, welcher perfide Pläne schmiedet...

Man mische die klassischen Spionage-Filme mit all ihren abgefahrenen Gadgets und den leicht verdaulichen Geschichten mit comichafter Überbrutalität und fluchenden Sympathisanten... heraus kommt "Kingsman", der neueste Geniestreich von Matthew Vaughn, bei welchem ich tatsächlich mal wieder sehr wenig zu meckern habe. Der Film ist über zwei Stunden verflixt unterhaltsam und insgesamt nur wenige Minuten zu lang geraten, die brutalen, aber phänomenal choreographierten Actionszenen haben richtig Wumms und liefern einiges an Eye-Candy, der Humor ist ein seltsamer Mischmasch zwischen albern und grotesk, trifft dabei aber immer wieder ins Schwarze und auch die Schauspieler scheinen augenscheinlich ziemlich viel Freude an ihrer Arbeit gehabt zu haben. Das Skript gibt uns keine sonderlich originelle Geschichte vor (originell ist da höchstens der Kniff zu nennen, welchen Oberbösewicht Valentine zur Verwirklichung seines finsteren Plans benutzt), arbeitet aber dennoch zumindest ein paar überraschende Wendungen ein, welche weniger die Story an sich als viel mehr die Charaktere betreffen. Diese sind hier nicht so wunderbar ausgeleuchtet wie noch in "Kick-Ass", da es ihnen doch an emotionalen Ballast fehlt, Sympathieträger sind sie dennoch beinahe alle. Leider werden gerade die Nebenfiguren ein wenig vernachlässigt und fallen so in die Kategorie schnell vergessen... was besonders die wenigen Frauencharaktere betrifft. Die Männer spielen im Vergleich aber ganz groß auf: Colin Firth ist herrlich gegen den Strich besetzt und zitiert freudig vor sich hin, Samuel L. Jackson gibt einen komödiantisch starken Bösewicht, Mark Strong agiert souverän wie immer und Newcomer Taron Egerton hat als Hauptakteuer die Zuschauer mit seiner natürlichen und flotten Performance voll auf seiner Seite. Einzig der großartige Michael Caine sieht hier ein wenig so aus, als würde er müde und gelangweilt Dienst nach Vorschrift verrichten, hat jedoch auch nicht allzu viele Szenen abbekommen. Abgesehen von den sträflich vernachlässigten Nebenfiguren kann man eventuell noch kritisieren, dass das Finale nicht allzu beeindruckend gelungen ist und letztendlich in ständigen Zweikämpfen erstickt wird, kaum zu seinem Schluss kommt. Auch dürfte die comichafte Brutalität mit einem extrem hohen Bodycount und viel Blut nicht für jeden Zuschauer so einfach zu ertragen sein... auch wenn diese Szenarien im direkten Vergleich mit "Kick-Ass" ein wenig abgemildert wurden. Mal wieder wird auch "Kingsman" die Zuschauer spalten... wer einen selbstbewussten, spaßigen und wunderbar inszenierten Film sehen will, der sich selbst nie ernst nimmt, der ist hier wie auch schon bei "Kick-Ass" genau richtig. Wer mehr Substanz verlangt und auch eine Abneigung gegen Obszinität und Brutalität mitbringt, und wenn sie noch so over the top ist, der sollte diesen Streifen dann doch erneut meiden.

Note: 2-


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