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Jungfrau (40), männlich, sucht...

Judd Apatow lässt mich stets mit recht vielen zwiespältigen Gefühlen zurück, ganz gleich, ober an den Filmen, die ich mir angesehen habe, als Autor, Produzent, Regisseur oder alles auf einmal beteiligt gewesen ist. Einzig der von ihm mitproduzierte "Superbad" hat mich wirklich sehr gut unterhalten, während ich mit anderen, hoch gelobten Komödien wie "Beim ersten Mal" oder "Männertrip" doch recht wenig anfangen konnte. Da "Jungfrau (40), männlich, sucht...", bei dem Apatow Regie führte (was er eigentlich recht selten tut) jedoch im üppigen Netflix-Programm mit aufgeführt ist, habe ich ihn mir nun trotzdem angesehen.

JUNGFRAU (40), MÄNNLICH, SUCHT...


Andy Stitzer (Steve Carell) ist vierzig Jahre alt, arbeitet in einem Technikladen... und ist noch Jungfrau. Als seine Kollegen David (Paul Rudd), Cal (Seth Rogen) und Jay (Romany Malco) von diesem kleinen Geheimnis während eines gemeinsamen Pokerabends erfahren, beschließen sie, Andy endlich zu einer Nummer zu verhelfen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und einigen vermasselten Partys, während denen Andy unter anderem vollgekotzt und beinahe zu Tode gefahren wird, lernt er während der Arbeit die dreifache Mutter Trish (Catherine Keener) kennen. Zwischen beiden scheint sich etwas Ernstes zu entwickeln, doch als es dann tatsächlich intimer wird, stößt Andy auf einige Probleme...

"Jungfrau, 40, männlich, sucht..." war für Apatow einer der ersten Ausflüge ins Bereich des Kinos, vorher beschäftigte der Mann sich weitestgehend auf den TV-Bildschirmen. Es ist nun schön ersichtlich, dass der Regisseur und Autor auch damals schon einen gewissen Hang zur Überlänge und zur aus dem Ruder laufenden Geschichte hatte, die auch ja seine heutigen Werke nach wie vor immer etwas trüben und auch diesem Film muss man das leider ankreiden. Die Komödie grast mit der Zeit mehrere belanglose Subplots ab und hält sich mehrere Szenen mit ihnen auf, um sie später für nichtig zu erklären, was den eigentlich doch recht flotten Verlauf immer wieder hemmt. Zudem ist der Humor Apatows auch noch immer nicht ganz meiner... die wirklich lauten Lacher bleiben bis auf zwei Szenen aus dem Bereich Slapstick vollständig aus und auch zwischen den Schmunzlern und dein einzelnen, gelungenen Gags vergeht immer wieder eine zu lange Zeit, in welcher der Film in überlangen Dialogen und der ein oder anderen Story-Verlängerung stagniert. Witzig wird es aber zum Glück so gut wie immer, wenn Andys leicht tumbe, aber herzensgute Freunde David, Cal und Jay auftreten und dabei jegliche Szenen an sich reißen. Doch auch Steve Carell macht selbstredend einen guten Job und bewies sich damals als Perfektbesetzung für komödiantische Timings und zurückhaltend-überforderte Charaktere. Neben ihm spielt Catherine Keener erfrischend umsichtig und sympathisch, vielleicht ein wenig zu nett und standardisiert, aber immerhin nicht glatt und perfekt, wie es in solch romantischen Komödien bei den Love Interests ja leider immer wieder der Fall ist. Leider schleift sich die Komödie nach einigen mutigen Abdriftungen in die doch eher dramatischeren Gefilde zu einem zu rührseligen und vorhersehbaren Happy End, welches doch etwas cleverer hätte eingefädelt werden dürfen... aber dann wäre uns wohl die alberne, aber herrlich witzige Tanzsequenz entgangen, in welcher die Schauspieler zu einem Song des Musicals "Hair" abfeiern, was einige Lacher bringt. Zuvor hat man diese mit einer genialen Haarwachs-Sequenz und einer zum Schießen komischen Verhütungsmittel-Lehrstunde mit einigen prollenden Vätern und frühreifen Kids zwar auch schon gehabt, aber die Zeiten zwischen solch starken Szenen sind doch etwas lang geraten und so ist auch diese Komödie von Apatow trotz guter Schauspieler und wirklich schönen Ansätzen nur im Mittelmaß einzuordnen.

Note: 3-


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