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Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt

Ab dem Ende der Neunzigerjahre war der klassische Disney-Zeichentrickfilm in einer kleinen Krise. Die neuesten Streifen wie "Tarzan", "Mulan" oder "Hercules" konnten, obwohl künstlerisch allesamt meisterhaft, an den Kinokassen meist nicht mehr den gewünschten Erfolg verbuchen, da mittlerweile Animationsfilme deutlich mehr Anklang fanden. 2001 zählte "Atlantis" also zu den bis heute letzten, klassischen Zeichentrickfilmen des Mausstudios. Und wo die Kassen erneut nicht sonderlich gut klingelten, hat sich immerhin die Qualität bewährt, auch wenn die ganz großen Jubelschreie ausbleiben dürften.

ATLANTIS


Der schusselige, junge Professor Milo Thatch ist schon sein ganzes Leben lang auf der Suche nach der sagenumwobenen, vor tausenden Jahren im Meer versunkenen Stadt Atlantis. Als er durch Whitmore, einen alten Freund seines verstorbenen Großvaters, auf das "Tagebuch des Hirten" stößt, welches ihm den Weg nach Atlantis weisen kann, macht er sich auf, die Stadt zu finden, gemeinsam mit einer von Whitmore finanzierten Expedition aus Experten. Nachdem viele Gefahren überwunden wurden, erreichen Milo und die anderen tatsächlich die verloren geglaubte Stadt... und sie entdecken sogar eine lebendige Zivilisation, die jedoch am Rande ihres Auslöschens steht.

"Atlantis" gehört sicher zu den düstereren Streifen von Disney. Es gibt hier zwar durch skurille Nebenfiguren auch immer wieder einiges zu lachen, der Verlauf der Story ist jedoch insgesamt sehr ernst und durch viele Actioneinlagen für die Kleinsten auch sicher zu belastend. Ältere werden sich jedoch an der schönen Geschichte erfreuen, die detailreich auf verschiedene Legenden und Verschwörungen eingeht und sich dabei auch nicht zu schade ist, mal aus den üblichen Klischees in der Figurenkonstellation auszubrechen... auch wenn hier letztendlich doch so einiges an den acht Jahre später erschienenen "Avatar" erinnert. Der Zeichenstil erinnert an "Hercules" und erschafft wunderbare Bilder, besonders wenn Computeranimationen in Form von prachtvollen Landschaften oder gigantischen Meereskreaturen dazustoßen. Der tolle Soundtrack tut sein übriges, um solch epische Szenen zu untermalen, die Figuren sind sehr liebevoll und verfügen teilweise über einen wirklich brillanten Wortwitz (über den Sprengstoffexperten Vinnie, der eigentlich lieber ein Blumengeschäft aufmachen möchte, hab ich mich immer wieder köstlich amüsiert), wobei Kleinere jedoch erneut im Regen stehen gelassen werden, diese kommen aber immerhin mit den slapstick-mäßigen Auftritten des skurillen Boudelaire auf ihre Kosten. Ansonsten ist die Story wirklich nett, flott und ohne Längen herübergebracht, erzählt nichts Neues, unterhält aber bis zum recht harten Finale sehr gut. Leider scheint es "Atlantis" mit dem Erzählen seiner Geschichte jedoch unglaublich eilig zu haben und hetzt vor allem ab dem Zeitpunkt, wenn die stark dezimierte Expedition die verlorene Stadt erreicht, beinahe atemlos durch die Handlung, sodass für ein besseres Ausarbeiten der Charaktere nur noch wenig Zeit bleibt, einige zu blassen Stichwortgebern verkommen. Brillant ist dabei aber der Oberbösewicht, der hier nicht sofort verraten werden soll (auch wenn jeder gewiefte Filmkenner diesen Braten Meilen gegen den Wind riechen wird)... aber der ist dann wirklich mal fies und gemein. Insgesamt ist "Atlantis" sehr unterhaltsam, wunderbar gezeichnet und verfügt über Humor udn Tiefe gleichermaßen, die Geschichte hätte jedoch etwas mehr Ruhe vertragen können, hier hätte man sich nicht so zu hetzen brauchen, denn die zweite Hälfte verfliegt nahezu und verpufft dabei gelegentlich wirkungslos. Dennoch ein schöner Disney-Film, dem das Zeug zum Klassiker fehlt, der aber dennoch in jedes Filmregal gehört.

Note: 3+


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