Die dritte Staffel verschaffte der bisher wahnsinnig spannenden und packenden Thriller- und Crime-Serie "Dexter" einen kleinen Dämpfer, war diese in Sachen Storytelling und Charakterentwicklung doch ein deutlicher Schritt zurück. Zum Glück gehören solche Fehler mit der vierten Season aber wieder der Vergangenheit an, denn hier kehrt Dexter zu dem zurück, was er schon zu Beginn war: Mordsspannende, spaßige und tiefgründige Unterhaltung, die absolut süchtig macht und mit harten Bandagen spielt!
DEXTER - STAFFEL 4
Trotz Hochzeit und erstem, eigenem Kind zieht sich Dexter Morgan (Michael C. Hall) nicht plötzlich ins Familienleben zurück, auch wenn die Beziehung zu Rita (Julie Benz) kritischer wird. Viel mehr beschäftigt ihn und die gesamte Mordkommission in Miami ein neuer oder eher altbekannter Serienkiller, der über Jahrzehnte hinweg nach einem bestimmten Muster mordete und nun wieder aufgetaucht ist. Dexter jagt ihn auf eigene Faust, kommt dem Mann dabei jedoch so nahe, dass er schon bald in Gefahr schwebt. Und auch Debra (Jennifer Carpenter) wird auf unangenehme Weise in den Fall miteinbezogen, denn mit Frank Lundy (Keith Carradine) kehrt ein alter Bekannter vom FBI zurück, der sich auf der Jagd nach dem "Trinity"-Killer befindet...
Zum Glück, kann man da nur jauchzen, denn die dritte Staffel scheint tatsächlich nur ein kleiner, aber merklicher Ausrutscher gewesen zu sein. Mit der vierten Season besinnen sich die Macher nun also wieder auf ihre Stärken und schicken Dexter in sein bisher vielleicht spannendstes und emotionalstes Gekniffel. Erneut schaffen die Menschen hinter der Serie es perfekt, den einen großen Fall, die etlichen Einzelschicksale der Nebenfiguren und Dexter Morgans eigene Miseren zu einem Geflecht zu verbinden, wohingegen all diese Themen in der dritten Staffel ja eher nur nebeneinander herliefen und damit Tiefe vermissen ließen. Mit Staffel 4 wird Dexter nun erneut mit seiner Vergangenheit und seinem Tötungsdrang konfrontiert und bekommt es dabei mit einem mehr als ebenbürtigen Gegner zu tun. Dieser von John Lithgow fantastisch gespielte Antagonist (um dessen Identität diesmal von Anfang an kein Geheimnis gemacht wird) ist es auch, der diese zwölf Folgen klar anführt und um den es hier merklich geht. Dieser Hauptplot ist dabei nicht nur extrem spannend und gibt uns einige grausame Schocker-Cliffhanger, erschreckt und fesselt uns, er ist auch sehr tiefgründig gestaltet. Hier ist kein Vergleich mehr zu dem etwas nervigen Miguel aus Season 3 erkennbar, Arthur Mitchell ist ein ebenso grausamer wie hassenswerter Schurke, dem aber eine eigene, fasznierende und so auch noch nicht gesehene Geschichte gegönnt wird. Neben dieser Jagd haben auch die bekannten Nebenfiguren wieder einiges auszufechten. Der in der dritten Staffel eingeführte Joey Quinn, gespielt von Desmond Harrington, schafft es hier auch endlich, die Zuschauer für sich zu gewinnen, er erfährt mehr Tiefe und Greifbarkeit. Darüber brauchten sich die alteingesessenen Jennifer Carpenter, David Zayas und Lauren Velez bislang eh keine Gedanken machen und ihre Storys sind dabei ebenfalls so gut wie eh und je. Besonders Carpenter bekommt in dieser Staffel einige beachtlich emotionale Momente, was sich auch auf die gesamte Stimmung auswirkt: "Dexter" war wohl bislang selten so kompromisslos, so brutal und so schockierend. Die Macher gehen Risiken ein, opfern Figuren und sorgen mit teils zwar vorhersehbaren, teils auch mörderisch cleveren Wendungen dafür, dass wir das Interesse definitiv nicht verlieren. Da spielt sich diesmal auch C.S. Lee als Sidekick Masuka gut ein, der diesmal mehr zu tun hat, als bloß den sprücheklopfenden Pausenclown zu spielen und stärker charakterisiert wird. Knackpunkt bleibt jedoch immer noch der Subplot um die Beziehung zu Rita, die diesmal soapige und bisweilen arg nervige Züge annimmt. Die Konflikte zwischen ihr und dem mal wieder fantastischen Michael C. Hall als Dexter Morgan nehmen immer wieder Dampf raus und wirken neben dem großen Ding, dass da abläuft, wie Kinderkram. Fremdgeknutsche, Unzuverlässigkeit, Eheberatung... all dies sorgt zwar ab und an für netten Schwung, dennoch verliert sich ihre Beziehung schon bald in einem ewigen Hin und Her aus Streiterei und Liebschaften. Das sorgt dann doch wieder für ein paar Längen und generell muss man weiterhin zweifeln, ob die Serie, die jetzt gerade erst ihre Halbzeit hat, diese Power noch über vier Staffeln wird durchhalten können. Denn schon hier könnte sich ein nahes Ende anbahnen und wie man dieses noch hinauszögern möchte, wird interessant zu sehen sein. Fazit: "Dexter" ist wieder gut! Staffel 4 ist extrem spannend, sehr emotional und endlich wieder erzählerisch ansprechend geraten. Kleinere Subplot-Fehler stören zwar, aber insgesamt ist die neue Killer-Hatz wieder mal gelungen und sorgt diesmal auch für tiefgründige und schockierende Enthüllungen und Wendungen.
Note: 2-
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