Direkt zum Hauptbereich

Psycho (1960)

Alfred Hitchcock hatte 1960 ziemlichen Ärger mit den Zensoren bezüglich seines neuen Filmes "Psycho". Mal mokierte man sich über eine blitzende Brustwarze in der klassischen Duschszene, dann war anderen der Film zu brutal. Hitchcock ließ sich jedoch nicht beirren und er hatte wieder mal Recht: Der Thriller begeisterte Kritiker und Zuschauer und ist bis heute ein zeitloser Klassiker, der Spannung und Suspense garantiert und kaum angestaubt daherkommt.

PSYCHO


Die junge Marion Crane (Janet Leigh) unterschlägt 40.000 Dollar und möchte mit diesen abhauen, um ein neues Leben zu beginnen. Die Polizei kommt ihr jedoch auf die Schliche und versucht, die Frau ausfindig zu machen. Als es zu regnen beginnt, steigt Marion daher in ein kleines Motel in der Einöde ab. Dort macht sie die Bekanntschaft mit dem einsamen Einsiedler Norman Bates (Anthony Perkins), der das Motel führt und mit seiner kranken Mutter direkt nebenan wohnt. Doch Bates verbirgt ein schreckliches Geheimnis...

So ziemlich jeder, der etwas von Filmen versteht, dürfte die schockierendsten Wendungen von "Psycho" bereits kennen, selbst, wenn er das Werk nie gesehen hat. Aus Respekt und Anstand gehe ich dennoch nicht darauf ein, um mögliche Überraschungen nicht zu verderben. Es muss jedoch gesagt werden, dass Hitchcock es gerade durch diese extremen und vor allem zu seiner Zeit sehr neuartigen Wendungen schafft, den Zuschauer zu packen, zu fesseln und zu schocken. Er lässt sich viel Zeit, um seine Figuren einzuführen und sie mit dem nötigen Background auszustatten, sodass es noch schockierender wirkt, wenn der ganze Thrill eskaliert und die grausamen Puzzleteile zu einem Ganzen geschlossen werden. Die Geschichte an sich ist heute vielleicht nicht mehr ganz so aufregend, da viele Versatzstücke auch in heutigen Thrillern noch immer Verwendung finden und abgenutzt wirken, aber Hitchcock bleibt unerreicht: Wie er mit den Erwartungen des Zuschauers spielt, ihm kaum Zeit zum Luftholen gestattet, ihn immer wieder überrascht, das schaffen die meisten Filme dieses Genres zu heutiger Zeit nicht mal annähernd so intensiv. Die Story an sich ist dabei gar nicht mal so aufwendig und beschäftigt sich einfach nur mit ihren seltsamen Geheimnissen und einer recht ruhigen, dafür aber spannenden Killerjagd. Erst ganz zum Schluss eröffnet man uns, was es mit dem Motel, Norman Bates und den Morden auf sich hat und diese Wendung ist für Nichtkenner der Geschichte definitiv ein wahres Brett. Einige Längen gibt es indes zwar schon, gerade die erste halbe Stunde wirkt im Vergleich zu dem, was danach kommt, ziemlich banal, dennoch ist auch diese wichtig, um die Charaktere einzuführen und sie mögen zu lernen, damit wir später, wenn es dann ums Ganze geht, mit ihnen mitfiebern zu können. Nichtsdestotrotz hätte ein wenig Tempo dem Film hier doch gut getan, denn auch im Mittelteil stagniert die Story ein wenig. Darüber hinweg hilft jedoch der grandiose Anthony Perkins, der hier die Rolle seines Lebens spielt und einen der unheimlichsten Antagonisten der Filmgeschichte erschaffen hat. Jede Geste, jedes Wort, dieses schreckliche Lächeln, brennt sich ins Gedächtnis ein. Auch Janet Leigh gibt überzeugend die Frau, die nicht weiß, wohin mit sich, während der Rest der Darsteller (u.a. Vera Miles und John Gavin) gut, aber auch nicht herausragend agieren. Sie stehen eben alle im Schatten von Perkins, welcher "Psycho" in jeder Szene an sich reißt. Ebenfalls erwähnen sollte man an dieser Stelle natürlich auch den grandiosen Soundtrack, der ausschließlich aus Streichinstrumenten besteht und welcher besonders die Duschszene und das eindrückliche Finale zu wahren Suspense-Meisterwerken macht, sowie auch die wunderbare Kamera, die vor allem in den Planszenen für Staunen sorgt. Eins ist sicher: Alfred Hitchcock hat in seiner Karriere viele wunderbare Filme erschaffen, aber womöglich ist keiner von ihnen so gewagt und intensiv wie "Psycho". Fazit: Zeitloser Klassiker mit gewaltiger Spannung und einem grandiosen Anthony Perkins. Einige kleinere Längen stören da nicht. Das muss wirklich jeder Filmfan gesehen haben!

Note: 2


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se