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Rocky II

"Rocky" war im Jahr 1976 ein Überraschungserfolg, den so kaum jemand kommen gesehen hat. Mit einem geringen Budget gedreht, angetrieben von dem zu der Zeit verarmten Sylvester Stallone, entstand ein Film mit Herz, Seele und Kraft, der ganze drei Oscars gewann und auch an den Kassen extrem erfolgreich war. Dass eine Fortsetzung kommen würde, stand außer Frage, viel interessanter war anstattdessen dann eben eine andere Frage: Würde ein Sequel mit dem Original standhalten können oder ist es eben doch nur ein Aufguss eines Überraschungserfolges?

ROCKY II


Apollo Creed (Carl Weathers) ist sauer über den vergangenen Kampf mit Rocky Balboa (Sylvester Stallone). Obwohl er den Sieg nach Punkten davongetragen hat, verlangt Creed eine Revanche. Balboa selbst jedoch möchte gar nicht wieder in den Boxsport einsteigen und sich anstattdessen ein gemeinsames Leben mit seiner Freundin Adrian (Talia Shire) aufbauen. Als das Geld jedoch knapp wird und Rocky keinen normalen Job mehr findet, denkt er über Creed's Herausforderung nach... und schleppt sich trotz einiger bleibender Verletzungen aus dem vorherigen Kampf wieder in den Ring, um für den zweiten Kampf zu trainieren.

Ich hatte schlimmeres befürchtet, denn in vielen, eigentlich sogar den meisten Aspekten kann "Rocky II" mit seinem Vorgänger locker mithalten. Der Film setzt direkt am Ende des ersten Teils an und erzählt die Geschichte von diesem Punkt an weiter, was eine homogene Fortsetzung ermöglicht, die in Sachen Stil und Optik dem Original sehr ähnlich ist. Musik, Besetzung und auch die Storylines an sich wurden beibehalten und weiterentwickelt und obwohl recht wenig Mut zu neuen Ideen vorhanden ist, habe ich mich wieder zwei Stunden gut unterhalten gefühlt. Gut, einige Längen gibt es immer noch, aber immerhin ist es diesmal die romantische Komponente zwischen Rocky und seiner großen Liebe Adrian, die hier überzeugen kann, da gerade der weibliche Charakter deutlich stärker und glaubwürdiger agiert als im vorigen Film. Gleichbleibend stark geblieben sind die Szenen, die sich mit dem Boxsport an sich auseinandersetzen, erneut haben die berühmten Trainingsszenen, in welchen Rocky wie ein wildes Tier durch die Stadt rennt und natürlich der unausweichliche finale Kampf einiges an Intensität zu bieten. Der Showdown, erneut zwischen Apollo Creed und Rocky Balboa, ist dabei sogar noch ein Stückchen interessanter und spannender geraten, noch heftiger inszeniert und noch auswegloser geschrieben. Da bekommt man gegen Ende glatt ein wenig Herzklopfen angesichts der nicht zu unterschätzenden Spannung, die in diesem kampf mitwirkt. Leider wurde der Kampf diesmal nicht ganz so gut vorbereitet, denn der Konflikt zwischen Creed und Rocky, der zuvor noch schwelte, bekommt hier viel zu wenig Raum und beschränkt sich im Grunde darauf, dass ersterer sauer ist, weil er seinen Gegner unterschätze und zweiterer einfach die Kohle braucht, die er dabei bekommt. Auch ansonsten bleiben die Konflikte diesmal deutlich antriebsloser als im Original. Der Charakter des Paulie agiert diesmal deutlich braver, zwischen Rocky und Trainer Mickey gibt es ebenfalls keine richtigen Streitereien mehr und insgesamt läuft für Rocky doch noch alles ziemlich glatt, nachdem er sich wieder in den Ring gezwungen hat. Da wirkt ein Krankenhausaufenthalt seiner Frau dann doch noch wie eine plötzliche Pflichtübung, ein wenig Brisanz in den Film zu bringen, der ansonsten doch bloß von großen Reden und viel Training handelt und eine Weile lang im Mittelteil vor sich hindümpelt. Aber gut, das kann man dem Original mit einigen Abstrichen natürlich auch irgendwie vorwerfen und dennoch kam gute Unterhaltung dabei raus, was auch auf "Rocky II" zutrifft. So ganz kann man zwar nicht abstreifen, dass es sich hier um eine recht mutlose Kopie handelt, welche ihre Handlungsstränge nur recht marginal abändert und zu wenig Mut zu Neuem mitbringt. Interessanterweise schmälert das den Unterhaltungswert aber kaum. Fazit: "Rocky II" macht einiges besser und einiges schlechter als sein Vorgänger: Die Kampf- und Sportszenen sind erneut fantastisch, auf Handlungsebene ist der Film aber immer wieder äußerst flach geraten. Dennoch gute Unterhaltung, die nicht so weit hinter dem Original zurückbleibt, wie eingangs befürchtet.

Note: 3


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