Direkt zum Hauptbereich

The Finest Hours

Wer an Filme über ein Schiffsunglück denkt, der denkt sofort an "Titanic". Nun ist es eigentlich nicht die Schuld dieses grandiosen Blockbusters, dass es seitdem die meisten Werke, die ebenfalls ein tragisches, auf einer wahren Begebenheit beruhendes Unglück auf hoher See zur Thematik hatten, kaum überzeugten, meistens waren es schlichtweg keine guten Filme. Dies gilt auch für den in dieser Woche in Deutschland gestarteten "The Finest Hours", der seine flache Geschichte mit ebenso flachen Charakteren würzt und dabei kaum mehr liefert als gepflegte Langeweile.

THE FINEST HOURS


Im Februar 1952 gerät ein Öltanker unweit der Küste von Massachusetts in Seenot, als ein gigantischer Sturm das Schiff in zwei Teile reißt. Die Überlebenden versuchen auf dem langsam sinkenden, übrigen Teil des Schiffes, am Leben zu bleiben, während die Küstenwache vier Männer aussendet, die mutig genug sind, in den todbringenden Sturm hinauszufahren und die in Not geratenen zu retten. Angeführt von Bernie Webber (Chris Pine) müssen sich die vier Männer gigantischen Wellen und schrecklicher Kälte aussetzen und sind dabei gar die einzigen, die an ein Gelingen der Rettungsaktion glauben...

An "The Finest Hours" funktioniert leider nur sehr wenig. Auf der Habenseite stehen dabei einige spektakuläre Bilder im Inneren des gewaltigen Sturmes, der ganze Schiffe auseinanderreißt. Wie die Männer an Bord ums Überleben kämpfen und sich dabei mit trickreichen Hilfsmitteln wortwörtlich über Wasser halten, das ist recht unterhaltsam. Auch der 3D-Effekt ist gerade in diesen Actionszenen sehr brauchbar, bleibt ansonsten jedoch (wie in den meisten anderen Filmen zur Zeit) sträflich ungenutzt, sodass sich der Aufpreis doch nicht lohnt. Ansonsten lassen Regisseur Craig Gillespie und das Studio Disney so ziemlich alles liegen, was geht. An Spannung mangelt es schon sehr früh, da sich gewisse Abläufe wiederholen, man dank einer extrem flachen Charakterzeichnung mit den Figuren kaum mitfiebern mag und da durch eine durchschaubare Dramatik keinerlei Emotionen aufkommen wollen. Fast der gesamte Cast spielt durchgehend auf Autopilot. Das ist schade, da hier immerhin Könner wie Eric Bana, Chris Pine und Casey Affleck (Bens kleiner, talentierterer Bruder) am Werke sind, da das miese Skript ihnen jedoch kaum eine Herausforderung bietet außer bei starkem Regen und heftigen Winden zu frieren und zu bibbern, werden sie eben alle verschenkt. Besonders Eric Bana hat da das Nachsehen, denn der darf sich noch nicht einmal selbst auf die Rettungsaktion begeben, bleibt am Funkgerät und muss mit einem extrem müden und später herzlich schnell vergessenen Subplot um seine Person zurechtkommen. Eine schnöde Liebesgeschichte, die aufwendig eingeführt, später aber nur noch für besorgte Schmachtereien herhält, soll die ganze Katastrophe erden, dies führt jedoch bloß zu einem gehemmten Tempo, welches jedes Mal fast zum Erliegen kommt, wenn man sich den öden Geschichten rund um Bernies Verlobte an Land widmet, die herzlich wenig zur Story beizutragen hat. Dass das Ganze teilweise auf wahren Ereignissen beruht hilft leider auch nicht viel, denn auch echte Geschichten leben durch ihre Figuren und wenn diese eben nur noch flach herübergerettet werden, steigert dies sicherlich nicht die Dramatik. Und dank Disney werden brutalere, heftigere Geschehnisse auch direkt ausgespart und wenn es mal ein wenig herber zur Sache geht, schwenkt die Kamera schön weg, sodass "The Finest Hours" trotz seiner pikären Ausgangslage stets harmlos und wie nicht richtig von der Leine gelassen wirkt. Gegen Ende nimmt die Dramatik dann zwar ein wenig zu und erhöht die Spannung... der vollkommen kitschige Schluss setzt dem Ganzen dann aber leider auch noch eine unpassende Krone auf, die so einfach nicht schmecken will. Immerhin entstehen durch die mehr als soliden Effekte auf hoher See einige spektakuläre Bilder, aber die Story übertünchen, die stets nur vor sich herumdümpelt und auch die zwischenmenschlichen Konflikte nie unter Kontrolle bekommt, können sie definitiv auch nicht. Fazit: Träger, seelenloser Katastrophenfilm mit blassen Stars, vielen Längen und flachen Figuren. Ein paar tolle Bilder gibts, der Rest ist jedoch Genre-Kino von der Stange: Harmlos, öde und konturlos.

Note: 4-


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se