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Rocky Balboa

Natürlich waren die Zweifel laut, denn als Sylvester Stallone sechzehn Jahre nach dem eher unrühmlichen, eigentlichen Abschluss seiner "Rocky"-Reihe nun noch einen sechsten Teil ankündigte, klang das alles schon ziemlich nach Verzweiflung, um seiner im Sande verlaufenen Karriere durch die Wiederbelebung seiner ikonischsten Figur wieder etwas Aufwind zu geben. Es hat aber überraschenderweise zu beiden Seiten geklappt: Stallones Karriere ist wieder eine beeindruckende und er zählt noch heute zu den begehrtesten Actionstars. Und sogar der Film ist gut geworden.

ROCKY BALBOA


Nach dem Tod seiner Ehefrau Adrian (Talia Shire) lebt Rocky Balboa (Sylvester Stallone) zurückgezogen. Dem Boxsport hat er sich abgewandt, die Beziehung zu seinem Sohn Robert (Milo Ventimiglia) ist in die Brüche gegangen. Auch der derzeitige Schwergewichts-Weltmeister Mason Dixon (Antonio Tarver) hat schwer zu kämpfen, da ihn die Fans angesichts der leicht gewonnenen Fights nicht mehr ernst nehmen... er braucht einen spektakulären, neuen Kampf. Die Idee kommt flott: Rocky und Dixon sollen gegeneinander antreten und einen Schaukampf zweier Box-Generationen austragen, was Zuschauer in Masse anlocken soll. Das Angebot reizt Balboa und so steigt er in hohem Alter tatsächlich noch einmal in den Ring...

Es war bislang selten eine gute Idee, alte Filmlegenden wieder in der Jetztzeit in die Kinos zu holen, wovon besonders Indiana Jones ein Lied trällern kann. Im Falle Rockys klappte dies aber erstaunlicherweise, der Film überzeugte Kritiker und Fans und schnitt auch an den Kinokassen sehr gut ab. Natürlich läuft dabei nicht alles glatt, denn einige Schwachpunkte schnappt sich "Rocky Balboa" aus den eben auch noch perfekten Original-Teilen mit ins Jahr 2007: Da wäre zum einen die teils doch etwas langatmig erzählte Geschichte, die hier zwar sinnlicher und tiefgründiger erzählt wird als in dem schnöden "Rocky V", aber ab und an dennoch ein wenig Tempo vermissen lässt. Zudem sind nicht alle Subplots gut ausgearbeitet: Wo die Beziehung zwischen Rocky und seinem Sohn einiges an Dampf bietet sind gerade zu Beginn die Szenen zwischen der Titelfigur und einer alten Bekannten aus seiner früheren Zeit, welche er in seiner Heimat wiedertrifft, ein wenig seltsam. Warum Rocky sich gerade zu dieser Frau und ihrem Teenager-Sohn hingezogen fühlt, wird (außer der Nostalgie, welche eh den ganzen Film bestimmt) nie ganz klar. Zum Glück verzichten die Macher aber auf eine romantische Komponente, welche hier gar nicht gepasst hätte, und retten so auch diese Figuren vor einem billigen Klischee. Zuletzt weiß auch der finale Kampf, auf welchen solch ein "Rocky"-Film ja immer hinsteuert, nicht so ganz zu überzeugen. Die Choreographie ist zwar wieder top, aber diesmal hat man es mit der Epik und den wirren Bildbearbeitungen doch ein wenig übertrieben. Einige Super-Zeitlupen weniger, ein paar weniger rasante Schnitte oder unnötige Schwarzweiß-Unterlegungen hätten hier sicher nicht geschadet, denn durch diese manchmal unfreiwillig komische Überzogenheit verliert der Kampf einiges an Intensivität. Das ist jetzt einiges zum Meckern, in der Summe sind diese negativen Punkte dann aber doch nicht so viel wert, da "Rocky Balboa" ansonsten ein guter Film geworden ist. Er vermischt die alte, nostalgische Stimmung mit einer neuen, in unserer heutigen Zeit angelegten Geschichte und spricht somit sowohl Kenner der Originale als auch neue Fans an. Es ist aber besonders für die alten Fans schön, noch einmal in Rockys Welt einzutauchen, die alten Schauplätze zu besuchen, dem wunderbaren Soundtrack von Bill Curdi zu lauschen und einige alte Bekannte wiederzutreffen. Neben Sylvester Stallone, der hier erneut eine überraschend intensive Glanzleistung aufs Parkett legt, treffen wir nämlich auch den gewohnt grummeligen Burt Young als Adrians Bruder Paulie und den leider vor kurzem verstorbenen Tony Burton als Apollo Creeds ehemaligen Trainer Everson wieder. Talia Shire ist hingegen nicht mehr dabei, weswegen auf die bekannten "Adrian"-Rufe verzichtet werden muss. Durch all diese Komponenten ergibt sich ein nostalgischer Blick in die Vergangenheit, der aber auch durch seine neue Geschichte einigermaßen überzeugt. Wirkliche Wagnisse geht auch dieser neuere Teil nicht ein, aber er zeigt, dass Stallone noch immer zu seinen Wurzeln zurückkehren kann und dabei nach dem starken "Rocky III" und dem wegweisenden Original den besten Film der Reihe abliefern kann. Mit ein wenig Rückbesinnung und einem nett überlegten Skript eben. Fazit: Rocky kehrt zurück und auch wenn nicht alle Klischees umschifft werden ist es dennoch eine schöne Rückkehr. Mit viel Nostalgie, Witz und Tiefe und einem starken Sylvester Stallone ist es ein wirklich netter Abschluss einer ebenso netten, aber eben auch nicht überragenden Sportler-Drama-Reihe, welcher nun auch endlich wieder Wert auf mehr Drama und weniger auf den störenden B-Movie-Charme legt,

Note: 3+



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