Ich mag es nicht, wenn Serien zu lange laufen. "Lost" profitierte damals unheimlich davon, dass die Macher bereits während der Produktion der dritten Staffel wussten, wann Schluss sein würde und so konnte die Serie perfekt auf ihr Ziel zusteuern... etwas, was man beispielsweise von "The Walking Dead" noch nicht behaupten kann. Nun ist während der dritten Season von "Dexter" dieser Zenit noch lange nicht erreicht, die Qualität sinkt aber im Vergleich zu den beiden vorigen Seasons so weit, dass man sich Gedanken darüber macht, ob die Serie noch fünf weitere Staffeln qualitativ durchhalten kann...
DEXTER - STAFFEL 3
Gerade erst ist Dexter Morgan (Michael C. Hall) dem Gesetz mit einigen Tricks entkommen, nun bahnen sich schon die nächsten Schwierigkeiten an. Ungeplant tötet er in Notwehr den Cousin des prominenten Staatsanwaltes Miguel Prado (Jimmy Smits), der sich diesem Fall anschließend mit ungeheurer Macht widmet. Gleichzeitig sieht er in Dexter jedoch auch so etwas wie einen wichtigen Helfer und Freund in dem Fall und es dauert nicht lange, bis der Serienkiller selbst die düsteren Seiten des Staatsanwaltes kennenlernt. Zudem verkompliziert sich auch Dexters Beziehung zu seiner Freundin Rita (Julie Benz) und Angel Batista (David Zayas) bekommt einige neue Herausforderungen im Morddezernat auf den Leib geschrieben...
"Dexter" ist immer noch gut, das steht vollkommen außer Frage. Allerdings leistet sich die Serie in dieser dritten Staffel doch zum ersten Mal einige herbere Schnitzer, die durchaus ärgerlich sind. Zum einen verpasst diese Season es, ihre Geschichte wirklich in den Einklang mit den beiden vorhergehenden Staffeln zu bringen. Viele Storys werden gar nicht mehr aufgenommen, über rückwirkende, belastende Ereignisse wird gar nicht mehr gesprochen, was nach all dem, was besonders gegen Ende der zweiten Staffel geschehen ist, doch etwas merkwürdig herüberkommt. Für Einsteiger lohnt sich die Staffel dennoch nicht, da auf die Entwicklung der Charaktere weiterhin eingegangen wird. Der größte Knackpunkt befindet sich jedoch in der Storyline, welche den Hauptantrieb für diese zwölf Folgen stellt: Die Beziehung zwischen Dexter und Miguel, die einige Höhen und Tiefen durchläuft. Mutig und spannend wissen die Macher, wie sie hier einige Neuheiten aus der Serie kitzeln, dennoch dümpelt dieser Plot recht vorhersehbar vor sich hin und weiß einen dank einiger Längen und logischen Ungereimtheiten, die noch nie so auffällig waren, nicht so wirklich zu fesseln. Besonders gestört hat mich, dass der Beziehung zwischen Dexter und Miguel zwar so viel Zeit eingeräumt wird, ich mit dem neu eingeführten Charakter des Staatsanwaltes nicht warm geworden bin. Mal ganz davon abgesehen, dass man sich flott zusammenreimen kann, wo das Ganze hinführen wird, bleibt die "Freundschaft" zwischen den beiden einfach viel zu sehr auf der Behauptungsebene und auch Miguel taugt kaum als ernstzunehmende Figur, da Jimmy Smits diesen immer wieder nah an der Grenze zur Karikatur anlegt und die entsprechende Tiefe des Charakters hier nicht erreicht wird, trotz viel Background-Geschichte. Da kommen die altbekannten Figuren erneut besser weg, an der Spitze natürlich weiterhin der grandiose Michael C. Hall als Dexter Morgan. Auch wenn er dieses Mal gefühlt ein wenig mit gebremstem Schaum fährt, seine trockenen Kommentare und seine spitzfindige, morbide Art zeigt keine Ermüdungserscheinungen. Bei den Nebenfiguren erfahren diesmal besonders David Zayas als Angel Batista und Lauren Velez als Maria LaGuerta einiges an neuer Tiefe, während Jennifer Carpenter und C.S. Lee diesmal weniger zu tun haben bzw. ihre alten emotionalen Subplots hier eben nur nochmal wiederholt oder aufgewärmt werden, was für Stagnation sorgt. Darüber hinaus bietet die Serie aber noch immer gewohnt spannende und unterhaltsame Unterhaltung. Die Kriminalfälle, wobei diesmal der Fall des "Häuters" im Mittelpunkt steht, sind clever und verschachtelt erzählt und auch die privaten Belange der Charaktere haben erneut genug Dampf. Diesmal gelingt es dabei nur nicht mehr so gut, alle Plots miteinander zu verbinden. Schafften Staffel 1 und 2 noch ein wunderbares Konstrukt, unter dem alle Handlungen clever zusammenliefen, so laufen die meisten Geschichten der Figuren nun in der ersten Hälfte der Staffel nebeneinanderher, was ein wenig Tempo und Wendungsreichtum kostet. Fazit: "Dexter" verliert sich zeitweilig sogar ein wenig im Mittelmaß. Der Hauptplot ist nicht gut genug ausgearbeitet, das Tempo fehlt, die Verbindung zu den vorherigen Geschichten funktioniert nicht. Dank gut aufgelegten Darstellern, einigen starken Subplots und einer spannenden Inszenierung bleibt die Serie aber dennoch unterhaltsam genug, um innerhalb des Genres aus den Konkurrenz-Serien hervorzustechen.
Note: 3
Kommentare
Kommentar veröffentlichen