Es muss nicht immer etwas Schlechtes verheißen, wenn Filme nach ihrer Fertigstellung jahrelang darauf warten müssen, endlich veröffentlicht zu werden. Immerhin verschwand sogar das Horror-Meisterwerk "The Cabin in the Woods" über Jahre hinweg im sogenannten "Giftschrank", da kein Studio das Ding in die Lichtspielhäuser bringen wollte. Im Falle von "You're Next" ist das Lob dann allerdings nicht ganz so groß, denn obwohl der Film auf dem Fantasy Filmfest groß gefeiert wurde, wurde er bei seiner mehrere Jahre später angesetzten Veröffentlichung nur noch mit einem müden Schulterzucken aufgenommen.
YOU'RE NEXT
Die junge Studentin Erin (Sharni Venson) fährt gemeinsam mit ihrem Freund Crispian (AJ Bowen) zu dessen Eltern, die am Wochenende ihren Hochzeitstag feiern wollen. Auch die restliche Familie in Form von Crispians Geschwistern und deren Partnern soll kommen, was für Erin die Chance ist, die ganze Meute endlich einmal kennenzulernen. Doch kleinere Streitereien mit Crispians großmäuligem Bruder Drake (Joe Swanberg) sind nur der Anfang, als plötzlich Pfeile ins Esszimmer schießen und mehrere maskierte Verbrecher bewaffnet versuchen, ins Haus einzudringen. Es dauert nicht lange und der gemütliche Familienabend verwandelt sich in ein Blutbad...
Als harter Horror-Thriller macht "You're Next" an sich keine schlechte Figur und wird Fans des Genres sicherlich entzücken: Die Todesszenen sind größtenteils kreativ, Blut spritzt in Litern und die Spannung wird, nach dem obligatorischen Vorstellen der einzelnen Figuren, ab dem Moment, wo die ersten Fensterscheiben bersten, stark hochgehalten. Wer hier nun das nächste Opfer ist, das ist nicht immer vorherzusehen und dann überrascht das Werk von Regisseur Adam Wingard sogar noch mit zwei recht harten Wendungen, von denen zumindest die erste quasi wie aus dem Nichts kommt, während die letzte kurz vor Schluss doch vorhersehbar erscheint. Nach Logik sollte man dahinter besser nicht fragen, denn das "Warum" gerät dabei weitaus weniger überzeugend. Anstattdessen sollte man sich lieber von der soliden Horror-Unterhaltung berieseln lassen, dank der doch teils recht bösen Splatter-Effekte ein dickes Fell mitbringen und das Ganze auch nicht so ganz ernst nehmen, denn gerade im letzten Drittel drehen die Macher hier mit einem vollkommen überzogenen Finale auf, dass es einfach nur noch lächerlich wirkt. Wer "You're Next" zu diesem Zeitpunkt noch immer als ernsthaften Schocker sehen möchte, dürfte da schwer enttäuscht werden. Aber schon zuvor führt uns der Film mit grauenhaften Dialogen, miesen Schauspielern und langweilig-einseitigen Charakteren in diese Richtung, sodass wir eben einfach nur ein Stück recht harte, stellenweise sehr schwarzhumorige und an "Scream" erinnernde Horror-Kost geboten bekommen, welches einigermaßen einfallsreich seinen Kopf aus der Schlinge zieht. Neben all den ohnehin ziemlich mies geschriebenen Charakteren (mit Ausnahme der Nebenfigur "Zee", die immerhin noch ein bisschen anders gestrickt ist) ist es aber besonders die Hauptdarstellerin, die hier übel aufstößt. Dass sie hier miese Dialoge ohne Ende in den Mund gelegt bekommt, dafür kann Sharni Venson nichts, doch auch ansonsten ist ihr Spiel so unnatürlich und unglaubwürdig, dass es einen schüttelt. Und wenn Venson dann gegen Ende wie eine wilde Furie alles umnietet, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und ihre Kampfeslust auch noch durch eine kleine Geschichte aus der Kindheit erzählt werden soll, dann ist es mit dem guten Willen vorbei und man schleppt sich schließlich durch einen überlangen, vollkommen überzogenen und unfreiwillig komischen Showdown, welcher den Film dann doch recht schwach zu Ende plätschern lässt. Zuvor ist die Horrorunterhaltung für Fans der etwas härteren Herangehensweise aber dennoch eine gute, der Bodycount ist hoch, mit Blut und allerlei kreativen Todesarten wird nicht gegeizt und auch das Tempo bleibt angenehm weit oben. Fazit: Gegen Ende langweilt "You're Next" mit einem recht ätzenden, langen Showdown und die Hauptdarstellerin gehört gestrichen... zuvor kann der Film aber für alle Horror-Fans mit seiner harten Gangart, viel Spannung und einigen heftigen Szenen punkten. Kein Horror-Klassiker, aber immerhin solide Unterhaltung für einen verregneten Abend.
Note: 3-
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