Disney segelt weiterhin in sicheren Gefilden und bringt etliche Marken (wieder) ins Kino, die Gewinne absolut garantieren. Über "Star Wars", "Pirates of the Caribbean" oder den im Herbst erscheinenden "Findet Dorie" sichert sich Disney (immerhin mit Qualität und guten Filmen) ab und hat seit einiger Zeit auch Realverfilmungen seiner alten Zeichentrick-Klassiker für sich entdeckt. Deswegen dürfen wir dieses Jahr auch eine Neuverfilmung des Dschungelbuchs erleben, diesmal natürlich mit allerlei CGI und Düsternis...
THE JUNGLE BOOK
Das Menschenkind Mogli (Neel Sethi) wächst nach dem Tod seines Vaters bei den Wölfen im Dschungel auf. Tiger Shir Khan, der Herrscher des Dschungels, hat damit jedoch ein Problem und beginnt, Mogli zu jagen. Moglis Freund und Mentor, der Panther Bagira, möchte ihn deshalb ins Menschendorf schaffen, um ihn vor Shir Khan zu schützen. Für Mogli beginnt eine abenteuerliche Reise durch die Untiefen des Dschungels, ein Ort voller Gefahren...
Storytechnisch unterscheidet sich diese Neuverfilmung nur in einigen, meist erwachseneren Details von der berühmten Zeichentrick-Vorlage. So werden gerade die feindlichen Tiere wie Shir Khan, King Louie und Kaa hier deutlich weniger lustig gezeichnet, sondern sind viel mehr ernsthafte Bedrohungen. Der Ton des Films wird in Abwesenheit der Antagonisten dann zwar auch immer wieder sehr heiter, für kleinere Kinder ist dieser Dschungel-Ausflug dann aber sicherlich doch eine Spur zu heftig, eine Tatsache, die aber auch die Trailer schon andeuteten. Wer dies also schluckt, der dürfte einen recht vergnüglichen, nostalgisch angehauchten Kinoabend erleben, denn Regisseur Jon Favreau nimmt das Original ernst und weiß auch um dessen Bedeutung, weswegen er sogar zwei der Original-Songs mit überträgt und dafür für echte Ohrwürmer sorgt. Auch um die Charaktere kümmert er sich ausgezeichnet: Er verleiht einem Shir Khan die richtige Bedrohlichkeit, Wolfsmutter Raksha Güte, Bär Balu bleibt noch immer so spaßig und liebenswert wie man ihn kennt und Bagira ist erneut der etwas zwiegespaltene, strenge Mentor, der ebenfalls eine Lektion lernen muss. Für Kenner des Originals gibt es diesbezüglich wenig Neues zu entdecken, aber das muss es auch nicht, da diese zeitlose Geschichte auch im neuen Gewand gut funktioniert. Gut, das Anfangsdrittel ist stellenweise etwas zu behäbig und auch im Mittelteil kommt es zu einigen spürbaren Hängern. Dafür sind die Einzelszenen, in denen sich Mogli unterschiedlichen Gefahren und Herausforderungen stellen muss, aber Gold wert. Da ist es schon schwierig, zwischen den Abenteuern in King Louies Tempel, dem Versuch, Honig für Bär Balu zu beschaffen oder dem finalen Duell mit Shir Khan einen klaren Favoriten zu benennen, da diese Szenen allesamt so wunderbar gelungen sind. Einzig das viel zu kurze Scharmützel mit der gigantischen Riesenschlange Kaa fällt hier doch ebenso überschaubar wie enttäuschend aus. Doch die zwei größten Lobaussprüche müssen hier zum einen an die Effektspezialisten und zum anderen an Neel Sethi gehen, der den Film als Newcomer mit erstaunlicher Präsenz und Ausstrahlung trägt und dabei sogar der einzige reale Darsteller ist. Das Effektteam hat indes erstaunliches geleistet: Die Tiere sehen so echt aus, dass es einen erstaunt. Ihre Bewegungen sind perfekt nachempfunden, hier verschwimmen Realität und Tricktechnik immer wieder auf erstaunliche Art und Weise in Form von beeindruckenden Bildern. Ein größeres Problem besteht jedoch ebenfalls im CGI, denn so gut es auch ist, die Realität kann es dennoch nicht ersetzen, sodass der Charme hier gerne mal abhanden kommt, wenn sich die Macher zu sehr in den Möglichkeiten wälzen, die hier möglich sind, wobei der Style über die Substanz siegt. Das und einige Längen in der Handlung, die auch für 105 Minuten eigentlich noch nicht genug hergibt, sorgen dafür, dass "The Jungle Book" eben doch nicht ganz so überzeugend ausfällt, wie man es sich gewünscht hätte. Es ist herzlich, witzig und auch mal rührend, aber das Tempo kann nicht hochgehalten werden und das Zeichentrick-Original hatte hier doch mehr Drive und Charme zu bieten. Fazit: Tricktechnisch top gerät die Handlung ab und zu arg behäbig und das CGI ist ab und zu doch etwas zu viel des Guten. Dagegen stehen jedoch wundervolle, witzige und spannende Einzelszenen und ein beachtlicher Hauptdarsteller. Nicht der große Wurf, aber sicherlich ein schöner Film für einen Familienabend, solange die ganz Kleinen draußen bleiben dürfen.
Note: 3
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