Die Glanzzeit war anscheinend vorbei und das musste sogar Sylvester Stallone merken: "Rocky IV" war zwar an den Kinokassen ein Erfolg, fiel bei Kritikern und Fans aber fast komplett durch. Dadurch lässt sich wohl auch erklären, warum diesmal ganze fünf anstatt drei Jahre bis zu einem nächsten Teil vergingen und welcher den tatsächlichen Abschluss der Reihe markieren sollte. Ein Comeback fand zwar 2007 unter anderen Bedingungen statt, ansonsten bringt dieser Film das Franchise aber tatsächlich zu einem klaren Ende. Leider jedoch zu einem, welches nicht wirklich befriedigend ausfällt...
ROCKY V
Privat läuft es für Rocky Balboa (Sylvester Stallone) nach seinem letzten Sieg nicht mehr gut. Sein Geld ist durch einen fatalen Vertragsfehler verschwunden, sein Haus muss versteigert werden, sodass er zusammen mit Ehefrau Adrian (Talia Shire) und Sohn Robert (Sage Stallone) zurück in die alte Heimat ziehen muss. Rocky möchte erneut in den Ring steigen, um wieder an Geld zu kommen, doch die Ärzte raten ihm weniger bleibender Hirnschädigungen davon ab. Deswegen versucht sich Rocky letztlich als Manager und bringt den jungen Aufsteiger Tommy Gunn (Tommy Morrison) nach ganz oben. Als jedoch der skrupellose Geschäftsmann George Washington Duke (Richard Gant) auftaucht und versucht, die beiden gegeneinander auszuspielen, brennt schnell wieder die Luft...
Irgendwie hätten die Macher doch merken müssen, dass diese Geschichte als Teil und besonders als Abschluss der "Rocky"-Reihe nicht wirklich funktioniert. "Rocky" war bei allen privaten und emotionalen Subplots immerhin noch immer die Geschichte über den Boxsport und über einen Kämpfer, der es allen anderen beweist. Dass dies hier nun fehlt wird durch die Story zwar recht clever und klar vorausgesetzt, aber das Endergebnis kann nicht befriedigen, da sich trotz neuer Ansätze einfach vieles wiederholt, was wir schon in den Vorgängern überzeugender gesehen haben. Rocky ist schon wieder in Geldnot, er muss schon wieder gegen seinen Willen zurück in den Beruf, er muss sich erneut mit seiner Frau auseinandersetzen, die Rocky am liebsten gar nicht mehr als Kämpfer antreten lassen möchte und er muss am Ende eben wieder eine Lektion lernen. Etwas wirklich Neues kommt dabei nicht herum, obwohl die Hauptfigur nun klar vom Boxer hin zum Manager und Trainer springt und es da eigentlich etliche Möglichkeiten gegeben hätte, dem Thema etwas bislang nicht Gesehenes abzugewinnen. Anstattdessen verlässt man sich auf einen überraschend dialoglastigen, actionarmen und geschwätzigen Film, der nur selten wirklich Tempo aufnimmt und in seinen zwischenmenschlichen Konflikten nicht so wirklich überzeugt. Im Grunde hat die Beziehung zwischen Vater und Sohn hier einiges an Dampf, wobei sich aber viel zu viel einfach in Wohlgefallen auflöst... da haut der Sohn einem frechen Mitschüler einfach eins auf die Zwölf und sämtliche Feindschaft löst sich sofort in Luft auf. Auch der Hauptplot um Rocky als Manager des protzigen Tommy und die Konkurrenz mit dem schmierigen Duke funktioniert nicht, da auch hier wieder jede Menge Klischees bedient werden und gerade der finale Kampf (diesmal nicht im Ring, sondern auf der Straße) enttäuscht... zu wenig Spannung und eine fehlende Intensität in der Box-Inszenierung, welche gerade die Teile 1 und 3 perfekt auf den Punkt brachten sorgen dafür, dass wir uns schnell langweilen. Dennoch gibt es natürlich auch einige positive Punkte. Mit welcher Hingabe und Sentimentalität "Rocky V" auf Eckpunkte der vorigen Teile zurückblickt und diese mit der jetzigen Story verwebt, ist schon rührend und generell deutet die Atmosphäre hier tatsächlich auf einen klaren Abschied einer Legende hin, was stetig zu spüren ist. Auch Sylvester Stallone kann schauspielerisch zum Glück wieder überzeugen und lässt so seine läppische Performance in dem seltsamen B-Movie "Rocky IV" vergessen. Auch Talia Shire und Burt Young bekommen endlich wieder mehr Gelegenheit zu glänzen und dürfen aus ihren Rollen als Stichwortgeber ausbrechen. Dank einiger wirklich netter Szenen, guten Ansätzen und einem sympathischen Figuren-Ensemble ist der fünfte Teil dem miesen vierten so auch recht deutlich überlegen, kann mit der Trilogie jedoch nicht mithalten und markiert so einen recht gezwungenen, langatmigen und zahmen Abschluss einer ehemals wirklich netten Filmreihe. Fazit: Dem Abschluss der Original-Reihe fehlt es an zündenden Ideen und Tempo und sogar die Boxszenen haben keinen Wumms mehr. Dank einiger emotional zündender Szenarien und guten Schauspielern keine Bauchlandung, aber dennoch kein Vergleich zu den früheren "Rocky"-Filmen...
Note: 4+
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