Im August 2010 wurden in Chile 33 Bergarbeiter bei einem schrecklichen Unglück verschüttet. Alle überlebten wie durch ein Wunder, saßen jedoch ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt zwischen den massiven Felswänden fest. Eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreiben kann und es war nur eine Frage der Zeit, bis man diese auch filmisch umsetzen würde. Dies ist nun geschehen und in einem achtbaren Rahmen, denn "69 Tage Hoffnung" hat zwar sicherlich seine Schwächen, trifft aber auch genau dahin, wo es treffen soll...
69 TAGE HOFFNUNG
Am 05. August 2010 fahren 33 Bergleute in die Mina San Jose, um dort zu arbeiten und Gold abzubauen. Das Gestein hat sich jedoch durch die vielen Arbeiten verschoben und schließlich kommt es zum Unglück: Ein gigantischer Fels im Inneren des Berges bricht weg und die Arbeiter werden innerhalb der Steinwände eingeschlossen. Mario Sepulveda (Antonio Banderas) übernimmt die Kontrolle über Essen und Vorräte, um die Männer möglichst lange am Leben zu halten. Währenddessen versucht draußen der Minister für Bergbau, Laurence Golborne (Rodrigo Santoro) mit gigantischen Bohrern einen Weg zu den Verschütteten zu finden...
Es klingt böser, als es gemeint ist, aber heutzutage kann auf der Welt kaum mehr ein größeres Unglück passieren, ohne dass wenige Jahre später daraus ein Film gemacht wird. Nachdem die Menschen erst aufschrieen, als es die ersten Filme über die Terroranschläge des 11. September auf die Leinwände schafften, hat sich dies nun weitestgehend gelegt... und es stand auch nicht zu befürchten, dass man sich über eine filmische Adaption des Minenunglücks in Chile aus dem Jahr 2010 aufregen würde, ist dies doch eher eine Geschichte, welche Mut und Kraft verleiht und den Glauben an die Menschheit in Extremsituationen stärken kann. Dabei war ich zu Beginn von "69 Tage Hoffnung" noch arg enttäuscht und dies liegt an einem ganz einfachen Punkt: In der Realität war dies für Zuschauer und besonders Beteiligte natürlich unglaublich dramatisch, als Film sehen wir jedoch Bergleuten dabei zu, wie sie innerhalb der Mine auf Rettung warten... viel mehr geschieht da nun mal nicht und da kann der Film eigentlich sogar recht wenig für. Wo keine großartige Handlung ist, da kann man gerade bei einer realen Geschichte eben auch nicht viel tun. So kommt es doch rasch zu einigen herben Längen, besonders da die Charaktere an sich nicht so interessant geschrieben sind, dass man ihnen nun gerne über zwei Stunden lang durch das Drama folgen möchte. Und da auch medienkundige Menschen von vornherein wissen, wie all dies ausgegangen ist, bleibt das Mitfiebern bereits früh auf der Strecke. Da hilft es auch wenig, dass die Schauspieler einiges an Herzblut mit hineingeben: Antonio Banderas chargiert zwar streckenweise unangenehm, bringt aber später eine ungeheure Präsenz mit ein. Und überraschenderweise ist es gerade Rodrigo Santoro, der ansonsten ja eher für seine etwas naiveren Schönlingsparts bekannt ist, der hier einige Leistungen von beachtlicher Qualität zeigt und als Mann der ersten Reihe bei der Rettungsaktion wortwörtlich alles gibt. Sobald die Handlung jedoch ihren ersten, richtigen Fortschritt gemacht hat (nach gut einer Stunde, in der sich eben leider sehr wenig tut), wird "69 Tage Hoffnung" aber spürbar besser. James Horners Soundtrack (der letzte, den er vor seinem tragischen Tod im Jahr 2015 fertigstellen konnte) kommt plötzlich viel stärker zum Ausdruck, für die Charaktere geht es um mehr, Spannung und Drama steigen förmlich mit jeder Minute. Und auch wenn da viel Pathos mitwirkt, kann man schließlich nicht umhin, sich packen zu lassen von dieser Geschichte, die so wahr ist, dass man es kaum glauben kann. Und die letzten Minuten sind, auch wenn man den Ausgang kennt, wahres Fingernägelkau-Kino, von welchem man kaum die Augen lassen kann, welches einem sogar mal die Tränen in die Augen treibt. Das steht dann schon relativ krass zum arg behäbigen und schluderigen ersten Teil und wegen der ersten Hälfte, die doch fix langweilt, kann hier auch keine wirklich gute Note vergeben werden. Aber eben doch eine deutlich bessere, als es zu Beginn noch den Anschein machte. Fazit: Nach einer filmisch sehr laschen und langwierigen ersten Hälfte steigert sich der Film in ein packendes Drama, mit einem tollen Score und unerwarteter Spannung.
Note: 3+
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