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Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt

Manche Schauspieler spielen gewisse Rollentypen so dermaßen gut, dass sie lange, vielleicht sogar für immer, nur noch auf diese Charaktere besetzt werden. Das ist manchmal ein wenig schade, da man so kaum erfährt, was sonst noch aus diesen Mimen herauszuholen wäre, bei Steve Carell dauerte es gar bis zum 2014 erschienenen "Foxcatcher", wo er zum ersten Mal einen Part spielte, der ganz anders funktioniert als seine bekannten sympathischen Looser. In dem Comedy-Drama "Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt" ist er jedoch wieder in seiner Paraderolle zu sehen... und rettet dabei einen zunächst arg schwierigen Film.

AUF DER SUCHE NACH EINEM FREUND FÜRS ENDE DER WELT


Die Apokalypse ist nah: In drei Wochen wird ein gigantischer Asteroid auf der Erde einschlagen und alles Leben auslöschen. Dodge Petersen (Steve Carell) hat nun, so kurz vor dem Ende seines Lebens, das Gefühl, seine Zeit nicht genutzt zu haben. Seine Frau hat ihn verlassen, er lebt alleine und ohne Freunde. Eines Tages trifft er jedoch auf die lebensfrohe Penny Lockhart (Keira Knightley), welche ihre Familie besuchen will, die jedoch weit außer Landes wohnt. Gemeinsam brechen die beiden zu einer Reise auf, um ihren letzten Tagen einen Sinn zu geben... und kommen sich dabei schließlich sogar näher.

Der Trailer sah wirklich süß aus und auch die Besetzung ließ einiges hoffen. Aus dem Film von Lorene Scafaria ist aber ein sehr unentschlossenes Werk geworden, welches offenbar nie genau weiß, wo es nun eigentlich hin möchte und daher etliche Genres zusammenmischt, die so nicht aufeinander passen möchten. Da wird wild zwischen sympathischer Komödie, kitschiger Romantik und intensivem Drama gewechselt, sodass es einen immer wieder aus der Bahn wirft. Wären diese verschiedenen Richtungen besser aufeinander abgestimmt, hätte tatsächlich ein guter Film daraus entstehen können, leider folgen die Tonwechsel aber so plötzlich, stellenweise so radikal, dass man ab und zu gar verwirrt den Kopf schütteln muss. Nach einem wirklich hübschen, ersten Drittel, in welchem der Humor klar die Führung nimmt, stürzt sich "Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt" schon früh in eine vorhersehbare Romanze, die an sich ja ganz süß ist, aber auch nicht so richtig Funken schlagen möchte. Das liegt daran, dass Steve Carell und Keira Knightley als Paar nicht so richtig überzeugen und nicht glaubwürdig wirken. Carell spielt seine Rolle als sympathischer, aber unzufriedener Looser zwar wieder wirklich nett und hat dabei sämtliche Elemente klar unter Kontrolle, an Keira Knightley beißt er sich aber die Zähne aus: Ihre Darstellung ist zu groß und streckenweise wirkt ihr Overacting gar etwas anstrengend, was besonders den Drama-Elementen nicht steht. Da weiß Carell mit seiner leisen und nuancierten Performance die Zuschauer weitaus mehr für sich einzunehmen, Knightley wirkt darin eher wie ein Fremdkörper. Darüber hinaus gibt es sicherlich einige sehr schöne Ideen in Einzelszenen, so zum Beispiel ein Restaurant, dass während des drohenden Weltunterganges zu einer Partybude umgebaut wurde, in welchem ohne Ende Drogen und sogar Sex angeboten werden. Auch das Treffen mit einem Trucker, welches hier nicht näher gespoilert werden soll, hält einige Überraschungen bereit. Im Gesamtkontext kann die Regisseurin all diese schönen Einfälle aber nicht sinnig verbinden und springt so wild durch die unterschiedlichen Tonfälle hindurch, sodass kein überzeugendes Gesamtbild entsteht. Der Zuschauer ist dann irgendwann ähnlich verloren wie die netten, aber unter ihrem Niveau bleibenden Gastauftritte von Stars wie Martin Sheen, Patton Oswalt oder Adam Brody. Ganz so schlimm, wie es sich hier liest, ist es dann aber doch nicht, denn insgesamt entfaltet sich schon ein netter Spaß, mit einigen teils wundervollen Einzelszenen und einem ganz starken Hauptdarsteller. Auch das dramatische und emotionale Ende weiß zu gefallen, wenn sich die Autorin schließlich doch auf ein Genre festlegt und auch die romantische Komponente sinnigeres Gewicht erhält. Insgesamt wäre aber am Ende deutlich mehr drin gewesen. Fazit: Wildes Genre-Gehopse, welches nie richtig zusammenfindet. Dank einem starken Steve Carell und einigen schönen Einzelszenen doch noch ein netter Film, aus dem aber weitaus mehr herauszuholen gewesen wäre, hätte man die Genres besser verbunden.

Note: 3-


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