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Meine Braut, ihr Vater und ich

Das klang doch alles viel zu gut, um wahr zu sein: Robert De Niro und Ben Stiller (zwei talentierte Männer von völlig unterschiedlichen Fächern) zusammen in einer Familienkomödie, die sich in den USA zum Überraschungserfolg mauserte und sogar die Kritiker überzeugte. Aber kann so ein Projekt wirklich gut gehen in einer Zeit, in der alle nur noch über dummen Fäkalhumor und zotige Gags lachen? Aber Überraschung: "Meine Braut, ihr Vater und ich" ist nicht nur so gut, wie es alle behauptet haben, es ist sogar sicherlich eine der besten Komödien überhaupt und lädt dabei zum Immer-wieder-Gucken ein.

MEINE BRAUT, IHR VATER UND ICH


Greg Focker (Ben Stiller) möchte seiner Freundin Pam (Teri Polo) endlich einen Heiratsantrag machen... sich dafür aber die Erlaubnis ihrer Eltern einholen, die er noch nie zuvor getroffen hat. Als die beiden zur Hochzeit von Pams Schwester Deborah (Nicole DeHuff) für ein Wochenende zur Familie fliegen, könnte sich Gregs Chance also endlich ergeben. Doch ganz so leicht ist es doch nicht: Pams Vater Jack (Robert De Niro) stellt sich als knallharter, ehemaliger CIA-Agent heraus, der alles tun würde, um seine Tochter zu schützen. Unter dem Druck, Jack gerecht zu werden, tappt Greg schon bald in ein Fettnäpfchen nach dem anderen und das Wochenende droht, ins komplette Chaos abzudriften...

So weit, so vorhersehbar. Und es dürfte natürlich niemandem überraschen, wenn jedes Fettnäpfchen, in welches Greg latscht, ein wenig größer ist, und jeder Versuch, das Chaos einzudämmen, noch viel Schlimmeres zur Folge hat. Das hätte leicht in unlustigen Klamauk abdriften können, aber das tut es nicht, denn Regisseur Jay Roach hat ein unglaublich gutes Gespür für Timing bewiesen. Er reiht nicht eine Katastrophe an die andere, sondern nimmt sich dazwischen immer wieder Zeit, die Figuren zur Ruhe kommen zu lassen, miteinander zu interagieren. Nicht alles muss krachen, manchmal reichen eben auch Peinlichkeiten, die im Dialog entstehen... und wie Greg sich versucht, aus einer peinlichen Situation herauszureden und es dabei nur noch schlimmer macht, das ist mindestens ebenso witzig wie die größeren Szenarien, wenn er beispielsweise im Garten einen Brand verursacht. Dabei verrät Roach auch seine Figuren nicht und macht sie nicht zu Abziehbildern: Greg ist zwar ein Tollpatsch, aber auch ein wirklich netter Kerl, der sich in sehr ungünstige Umstände verwickelt. Wir leiden und sympathisieren mit ihm und können uns auf gewisse Weise sogar mit ihm identifizieren, wenn er herzlich, aber leider fehlgeleitet versucht, noch alles zum Guten zu wenden. Ähnlich verhält es sich mit Robert De Niros Jack Burnes, der leicht in ein Klischee hätte abdriften können, der dank eines lockeren Geheimnisses um seine Figur und einige sehr herrliche Eigenarten aber durchgehend glaubwürdig wirkt. Da ist es natürlich auch ein unfassbares Glück, dass sich Stiller und De Niro hier in absoluter Hochform präsentieren und dabei unglaublich gut miteinander harmonieren. Kleine Blicke und Gesten (wie bei einem nächtlichen Autorennen) reichen da völlig und beide sind hier komödiantisch so dermaßen gut aufgelegt, ohne es auch nur einmal zu übertreiben, dass allein durch diese beiden der Spaß bereits mehr als gerechtfertigt ist. Und als wäre das noch immer nicht genug, gefallen auch die Nebenfiguren. Zwar bekommen nicht alle genügend Raum, aber besonders Blythe Danner als herzensgute Mutter, Owen Wilson als Pams schleimiger Ex-Freund und Jon Abrahams als ihr leicht zugedröhnter Bruder (auch hier werden Kiffer-Klischees angenehm ausgelassen) wissen herauszustechen und in Erinnerung zu bleiben. Dann wird alles mit einem flotten Soundtrack gepaart und zum Schluss gibt es sogar noch ein wenig Herz obendrauf, was "Meine Braut, ihr Vater und ich" sicherlich zur perfekten Komödie für jedermann macht: Für Familien, frisch verliebte Paare oder Freunde, jeder wird sich hier etwas rausnehmen können. Das Comedy-Timing ist schlichtweg perfekt, die Schauspieler fantastisch, die Ideen schier grenzenlos. Einige winzige Längen gibt es zwar und ganz selten rutscht man auch mal in vermeidbare Fäkalitäten ab, aber das ist kaum der Rede wert. Fazit: Brillante Komödie mit herausragendem Timing, zwei fantastischen Hauptdarstellern, hohem Tempo und immer neuen, herrlich witzigen Ideen. Sicherlich eine Vorzeige-Komödie, die zeigt, wie man es machen sollte.

Note: 2+


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