Als "Citizen Kane" 1941 in die Kinos kam, galt er als Flop, der sogar von Kritikern zerrissen wurde. Sogar bei der Oscarverleihung, während welcher der Film den Preis für das beste Originaldrehbuch in Empfang nehmen durfte, gab es Buhrufe zu hören. Heute gilt das Werk als vielleicht der beste Film aller Zeiten, steht in zahlreichen Listen auf Platz 1 und wird gerne als das wichtigste Werk des Hollywood-Kinos berufen. Nun konnte auch ich endlich diese große Lücke füllen und mir "Citizen Kane" zum ersten Mal ansehen...
CITIZEN KANE
Im Jahr 1941 stirbt der legendäre Zeitungsmagnat Charles Foster Kane (Orson Welles) alleine und einsam in seinem Bett, "Rosebud" ist das mysteriöse letzte Wort, das ihm über die Lippen kommt. Eine Gruppe Männer möchte einen Kurzfilm über das legendäre Leben Kanes erstellen, dabei scheitern sie jedoch an Oberflächlichkeit und möchten sich anstattdessen dem Geheimnis um sein letztes Wort widmen, welches ihnen vielleicht bei Informationen helfen könnte. Deswegen begeben sie sich auf die Suche nach Kanes ehemaligen Vertrauten... und durch ihre Erzählungen wird das ganze Leben des Mannes aufgeblättert.
Orson Welles führte gleichzeitig Regie und bekleidete die Hauptrolle... und musste sich in Hollywood 1941 zur Entstehung seines Debütfilmes einigen Schwierigkeiten entgegenstellen. Mit einem damals hohen Budget von 700.000 Dollar sprengte er bereits die Grenzen des Geldes, was ihm eigentlich für den Film zugestanden hatte... das Studio bewilligte die Finanzen dennoch, was gerade bei einem Debütanten, der einen Film ohne große Stars drehte, doch verwunderte. Als der Film dann für das führende Studio einen groben Verlust von 150.000 Dollar verursachte, stand Welles Karriere im Grunde schon vor dem Aus. Doch mit der Zeit kristallisierte sich "Citizen Kane" für viele als Meisterwerk heraus und hat sich bis heute einen Posten in der Filmgeschichte gearbeitet, welchen so kaum ein anderes Werk innehat. Und sogar ich, der ja schon oftmals mit legendären Klassikern in Kontakt kam und nicht alle von ihnen ebenso toll fand, mochte den Film und habe mich zwei Stunden lang gut unterhalten gefühlt. Man merkt Orson Welles an, dass er ein unglaublich versierter Regisseur sein muss, denn das Werk strotzt vor Details. Die Kamera ist für einen Film diesen Alters erstaunlich effizient und trotz oder vielleicht gerade durch das Schwarzweißbild entsteht eine erstaunliche Bildgewalt, in der einzelne Szenen durch ihre Optik gewinnen. In Sachen Story verbindet der Film gekonnt Rückblenden und Szenen aus der Gegenwart, was zu dieser Zeit noch nicht gang und gäbe war. Der Plot um die Journalisten, welche dem Leben Kanes auf den Grund gehen, ist dabei nur der Aufhänger, um über weitere Rückblenden sein ganzes Leben beziehungsweise seine markantesten Eckpunkte ans Licht zu bringen. Was dabei passiert, das ist heutzutage nicht mehr sonderlich neu, dennoch ist der stetige Aufstieg und spätere Fall eines einflussreichen Mannes auch hier sehr interessant umgesetzt worden, mit starken Dialogen und sehr fähigen Schauspielern, einigen sehr intensiven Szenen und markanten Charakteren. Zwischendurch treten dabei aber auch einige Längen auf, wenn sich gewissen Abschnitten im Leben des Magnaten zu lange gewidmet wird, so ist zum Beispiel das Debakel rund um die Gesangskünste seiner zweiten Frau auf Dauer nur noch minder interessant. Zudem spricht "Citizen Kane" weniger die Emotionen des Zuschauers an, da sich von den meist rundum eher unsympathischen Figuren keiner ins Herz spielen möchte. Das sorgt zwar dafür, dass ein intensives Spiel ensteht, aber keines, dem man wirklich emotional folgen möchte. Es wäre zwar falsch, das Werk als kühl und berechnend zu bezeichnen, aber darüber hinaus folgt nicht viel, was uns so richtig in Erinnerung bleibt. Da stimmt es vielleicht sogar, was damals einige Kritiker sagten: Ein großer Film, den man aber womöglich nicht unbedingt ein zweites Mal sehen wird, denn dafür ist zu wenig darin, dass konkret heraussticht. Fazit: Schöner Klassiker, dem das Herz fehlt, der dank intensiver Geschichte, tollen Schauspielern und einer wunderschönen Optik aber auch heute noch immer überzeugt und sogar aktuell wirkt.
Note: 2-
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