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Vor ihren Augen

US-Remakes von qualitativ erfolgreichen Produktionen aus dem Ausland sind schon mehrfach in die Hose gegangen, sodass sich auch die Notwendigkeit solcher Neuverfilmungen nicht immer erschließt. Warum die gleiche Geschichte erneut verfilmen, wenn man sich einfach das Original ansehen kann? Aber die Amerikaner sind da eben eigen und lesen ohnehin nicht gerne Untertitel, weswegen man alles, was außerhalb irgendwie Rang und Namen hat, eben auf amerikanischem Boden neu anschmeißen muss. Wie auch der Thriller "Vor ihren Augen", der so ein Remake ist...

VOR IHREN AUGEN


Jessica Cobb (Julia Roberts) arbeitet bei der Terrorabwehr, als ein Mordfall in ihren Tag hineinprescht, der sich genau an der Moschee abspielt, welche sie und ihre Kollegen bewachen. Bei dem Opfer handelt es sich um Jessicas Tochter Caroline (Zoe Graham), was die Mutter vollkommen aus der Bahn wirft. Ihr Kollege Ray Kasten (Chiwetel Ejiofor) nimmt sich den Spuren an und hat rasch einen Verdächtigen gefunden... dennoch reichen die Beweise nicht aus. Jessica wird indes ungeduldig und sucht auf eigene Faust nach dem Killer, um Rache zu nehmen.

Zuallererst: Ich kenne das Original nicht. Ich weiß, dass es damals den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewann, gesehen habe ich den Film aber dennoch nicht, weswegen ich mich auf das Remake freute, da ich ja keine Vergleiche ziehen kann... und die Story klang eben doch interessant genug. Letztendlich habe ich einen sehr soliden Film gesehen, der aus dem Thriller-Genre zur heutigen Zeit aber keineswegs herausstechen kann. Die Inszenierung gerät derweil sogar ein wenig dröge, Regisseur Billy Ray findet zu keinem Zeitpunkt einen erinnerungswürdigen Kniff, scheint seine Schauspieler sogar etwas antriebslos abzufilmen. Angesichts dessen, dass der Film über gewisse Strecken dann auch generell etwas langsamer verläuft, sind Längen da natürlich unvermeidlich. So richtig scheint Ray nicht in sein Produkt reingefunden zu haben, weswegen das alles hier ganz nett ist, aber nichts einen wirklich aus den Socken haut. Einzig eine spannende Verfolgungsjagd in einem Baseballstadion im Mittelteil ist gut inszeniert, wobei man solcherlei Szenarien in anderen Filmen auch schon besser gesehen hat. Immerhin versteht er sich aber darauf, Spannung zu erzeugen und diese auch in actionhaltigeren Szenen durchzusetzen. In Sachen Story hat man natürlich den Vorteil, wenn man das Remake nicht kennt... dennoch war ich hier trotzdem nicht gänzlich angetan. Eine Wendung gegen Ende sieht man in dieser Form zwar tatsächlich nicht kommen, der große, angekündigte "Wow"-Effekt bleibt aber dennoch aus und zeigt uns nur wieder, dass gewisse vorherige Aktionen gar nicht nötig gewesen wären. Generell eiert "Vor ihren Augen" gerade in der ersten Hälfte zu oft um gewisse Aktionen herum und steht sich dabei selbst im Wege, verschließt die Augen vor den großen Emotionen, kann aber auch seine Thriller-Geschichte nicht genügend verpacken. Das liegt vielleicht auch daran, dass wir über die handelnden Figuren viel zu wenig erfahren, gerade Eijofors Ray Kasten besitzt kaum kantigere Eigenschaften, die ihn irgendwie über den Stand eines Normalo-Gesetzeshüters hinausheben. Dafür ist die Leistung des Hauptdarstellers aber einmal mehr brillant, mit wie viel Energie er sich in diese Rolle begibt, das ist schon beeindruckend. Julia Roberts gibt ebenfalls alles, übertreibt es dabei aber immer wieder mal, während Nicole Kidman weniger gefordert ist. Für Serienfans sind Dean Norris und Michael Kelly in gar nicht mal so kleinen Rollen mit dabei, die sich gegen die Superstars schön ins Feld stellen und nicht zurückbleiben. Zurückbleiben tut auch der Film als Ganzes nicht, denn man wird immer wieder mit spannenden Szenen unterhalten und kann auch längst nicht alle Wendungen vorhersagen. Dabei ist der Thriller aber auch immer wieder zu dröge inszeniert und zu einfallslos geschrieben. Fazit: Solider Thriller mit netten Spannungsspitzen und gut aufgelegten Schauspielern. Leider ist all das so behäbig inszeniert und willkürlich abgespult, dass man sich zwischendrin immer wieder zu langweilen beginnt.

Note: 3-

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