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Meine Frau, unsere Kinder und ich

Noch einer? Nun gut, man konnte sich sicherlich schlimmere Fortsetzungen vorstellen als einen weiteren Teil rund um die Familien Focker und Byrnes, boten doch beide Vorgänger durchgehend spaßige und temporeiche Unterhaltung. Dass Regisseur Jay Roach für das Projekt aber nicht zurückkehrte und auch nur mit einioger Überzeugung der Stamm-Cast wieder zusammengetrommelt werden konnte, ließ bereits Schlimmeres befürchten: Ist Teil 3 nun also wirklich der Abstieg ins Schwächere der Trilogie?

MEINE FRAU, UNSERE KINDER UND ICH


Greg Focker (Ben Stiller) und seine Frau Pam (Teri Polo) haben nun, fünf Jahre nach dem großen Familientreffen auf Focker Isle, bereits zwei Kinder... und der Geburtstag der Zwillinge steht bevor, wofür natürlich auch Grandpa Jack (Robert De Niro) und seine Frau Dina (Blythe Danner) zu Besuch kommen. Schnell ist dabei aber auch wieder das Chaos perfekt. Denn Jack möchte Greg nicht nur, im Falle seines eigenen, baldigen Ablebens, zum neuen Familienoberhaupt ernennen. Gleichzeitig hat er nämlich auch die Vermutung, dass Greg Pam mit der heißen Pharma-Vertreterin Andi Garcia (Jessica Alba) betrügen könnte...

Um es bereits vorweg zu sagen: Ja, erwartungsgemäß ist "Meine Frau, unsere Kinder und ich" der schwächste Teil der Trilogie. Gute Unterhaltung wird dennoch geboten, im nunmehr dritten Anlauf stimmt aber auch einiges nicht. So fragt man sich schon, warum so ein Tamtam um den Subplot einer Genie-Schule gemacht wird, wenn dieser am Ende gar nicht mehr wichtig ist und komplett im Sande verläuft. Auch übertreiben es die Autoren diesmal doch ein wenig mit der Schrulligkeit ihrer Figuren und lassen diese schließlich mit müdem Slapstick und überzogenem Humor aufeinander los, was so wirkt, als wüsste man nicht, wie man sonst noch einige Lacher aus den altbekannten Figuren hinausholen soll. Gerade Owen Wilsons Kevin ist hier nur noch ein recht nerviger Abklatsch einer zuvor angenehm naiv-schleimigen Figur, der für banale Witzchen herhalten muss. Dabei ist die Vorgehensweise hier doch eigentlich auch wieder sonnenklar: Man braucht kein hammermäßiges Drehbuch, wenn man so viele spielfreudige Stars am Start hat, die so wunderbar miteinander harmonieren. Einmal mehr gehört die Spielfläche hier also auch mal wieder Ben Stiller und Robert De Niro, die sich bereits zum dritten Mal gegenseitig belauern und dabei Blicke und Wörter austauschen, die wirklich spaßig sind. Erst gegen Ende, wenn die beiden sich dann unpassend und blödsinnig in einem Bällebecken bekriegen müssen, übertreibt man es hier auch wieder. Zum Glück gibt es aber dennoch wieder einige sehr gelungene Gags und auch wenn man niemals auf Touchfühlung mit dem brillanten Original kommt, gibt es genügend Einzelszenen, bei denen man auch mal lauter lachen kann: Slapstick und cleverer Dialogwitz geben sich dabei angenehm die Klinke in die Hand. Rein storytechnisch ist das Ganze dann eher lauwarm, ergibt sich den altbekannten Stereotypen und liefert mit der von Jessica Alba reizend gespielten Pharma-Vertreterin dann einen weiteren Subplot, der zwar für Tempo sorgt, als großer Konflikt aber auch nicht so richtig zünden will. Über all diese Schwächen schwingen die Schauspieler aber erneut gut hinweg: Teri Polo und Blythe Danner haben diesmal zwar deutlich weniger zu tun und auch Barbra Streisand und Dustin Hoffman dürfen erst pünktlich zum Finale wieder richtig mitmischen, aber Stiller und De Niro feixen und diskutieren sich zuvor so herrlich durch die einzelnen Plots, dass man wieder einmal viel Freude dabei hat. Was einen großen Mimen wie Harvey Keitel aber dazu verleitet hat, in zwei Szenen als raubeiniger Bauarbeiter durchs Bild zu hüpfen, das weiß man auch nicht so genau. Fazit: Solider Abschluss der Trilogie, in welchem nicht alle Witze zünden und ab und an auch mal übertrieben wird. Der Cast ist dennoch so spielfreudig, dass solche Schwächen rundum vergessen werden können.

Note: 3


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