Direkt zum Hauptbereich

Cinderella (2015)

Die Spielfilm-Remakes von Disney-Klassikern reißen nicht ab, seitdem "Alice im Wunderland" im Jahr 2010 einen solch bombastischen Erfolg feierte, für 2017 sind immerhin schon Neuverfilmungen von "Die Schöne und das Biest" mit Emma Watson und von "Arielle" mit Chloe Grace Moretz bestätigt... und Tim Burton feilt an einem neuen "Dumbo"! Aus der Masse an alten, neuen Disney-Streifen sticht dann aber ausgerechnet Kenneth Branaghs "Cinderella" angenehm heraus... obwohl man gerade an diesen nicht gerade die größten Erwartungen hegte.

CINDERELLA


Das Leben meint es nicht gut mit der jungen Ella (Lily James). Ihre Mutter (Hayley Atwell) hat sie bereits jung verloren und auch ihr Vater (Ben Chaplin) verstirbt, kurz nachdem er sich mit einer neuen Frau (Cate Blanchett), die nun Ellas Stiefmutter ist, vermählt hat. Ella verbleibt somit bei ihrer intriganten Stiefmutter und verzweifelt unter deren schrecklicher Missgunst... bis sie eines Tages im Wald den Prinzen Kit (Richard Madden) kennenlernt. Schon bald darauf beruft Kit einen Ball für das ganze Volk ein, um Ella wiederzusehen. Für das junge Mädchen könnte es die Chance sein, endlich die Liebe ihres Lebens zu finden und ihrer Stiefmutter zu entkommen...

Anders als beim doch arg enttäuschenden "Maleficent" erfindet Regisseur Kenneth Branagh rund um die bekannte Geschichte keinen neuen Mythos, sondern nimmt das Märchen, so wie es ist, und steckt es in ein neues Gewand. Überraschungen gibt es hier für Kenner des Stoffes also keine und die Abänderungen sind dann auch so marginal, dass sie kaum der Rede wert sind. Die Überraschung ist dann aber schließlich, dass das Ganze ziemlich gut funktioniert. Besonders optisch ist "Cinderella" ein wahres Wunderwerk und auch wenn nicht alle Effekte gelungen sind, werden Bilder erschaffen, die wir so schnell nicht vergessen. Untermalt mit dem grandiosen Soundtrack von Patrick Doyle kommt immer wieder eine magische Stimmung auf, wenn wir die aufwendigen Sets und Kostüme sehen, wenn die Gute Fee mit viel Klamauk und Herz Cinderella eine Kutsche herbeizaubert und wenn es im Mittelteil zum Höhepunkt in Form eines prunkvollen Tanzballes kommt. Dass all das unglaublich kitschig und schmalzig inszeniert ist, dürfte nicht wundern, aber immerhin ist es durchgehend schön und mit viel Herzblut gemacht worden. Visuelle Spielereien werden nicht, wie heutzutage im Blockbuster-Kino üblich, in den Vordergrund gerückt, die Effekte ordnen sich der Geschichte unter. Dass es dabei dann zu einigen Längen kommt, da man die eigentlich simple Handlung eben ab und zu doch etwas strecken muss, ist verzeihlich, da die Schauwerte fast immer grandios ausfallen und man dank des Detailreichtums, der in jeder Szene steckt, immer etwas Neues zu entdecken hat. Auch schauspielerisch weiß die Neuauflage zu überzeugen. Richard Madden ist als schöner Prinz gar nicht mal so einseitig und blass, wie man es vermuten würde und auch Lily James kann der Titelrolle einiges an Kraft und Ausstrahlung verleihen, auch wenn etwas weniger verliebtes Lächeln mehr gewesen wäre. Führend agiert hier absolut Cate Blanchett, welcher die Rolle der bösen Stiefmutter ja quasi wie auf den Leib geschneidert ist, und auch Helena Bonham Carter bleibt einem mit einem visuell eindrucksvollen Kurzauftritt noch in Erinnerung. Einzig Stellan Skarsgard hat leider etwas zu wenig Leinwandzeit, um einen stärkeren Eindruck zu hinterlassen. Man sollte zudem auch noch erwähnen, dass "Cinderella" im Gegensatz zu Disney-Remakes wie "The Jungle Book" auch Kindern zu empfehlen ist: Mit sympathischem Witz, großen Emotionen und nicht zu viel Düsternis dürften sich gerade kleinere Mädchen hier sehr wohlfühlen und in der Titelfigur ein neues Idol entdecken... zumindest gegen Ende, wenn diese nicht mehr ganz so passiv agiert. Fazit: Bildgewaltige Neuauflage des bekannten Märchens, charmant, emotional und mit viel Herzblut. Zwar rechtfertigt die simple Geschichte nicht die Länge von fast zwei Stunden, dennoch liefert uns Disney hier ein mitreißendes und romantisches Abenteuer.

Note: 3+


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...