Direkt zum Hauptbereich

Bad Boys II

"Bad Boys" war einer der ersten Filme von Michael Bay, der heute als von Kritikern verhasster und von Fans geliebter Krachbumm-Regisseur bekannt ist und mit sinnfreien, streckenweise aber wirklich unterhaltsamen Filmen wie "Transformers" und "Die Insel" die Massen in die Kinos lockte. Für die Fortsetzung "Bad Boys II" wurde Bay dann ein stattliches Budget von 130 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt, was weit mehr als hundert Millionen mehr als für den Vorgänger sind. Und das Geld ist sehr klar auf dem Bildschirm zu sehen, leider bringt dem Film dies aber rein gar nichts...

BAD BOYS II


Detective Mike Lowrey (Will Smith) und sein Partner Detective Marcus Burnett (Martin Lawrence) arbeiten noch immer beim NYPD zusammen und sollen diesmal die bisher größte Ecstasy-Lieferung unterbinden. Das geht jedoch schief und die Gangster können mit den Drogen und dem Geld entkommen. Während Lowrey und Burnett versuchen, die Übeltäter ausfindig zu machen und dabei einmal mehr Miami komplett auf den Kopf stellen, wird auch Burnetts Schwester Sydney (Gabrielle Union) in den Drogenkrieg hineingezogen, arbeitet sie doch undercover für den Drogenbaron Johnny Tapia (Jordi Molla)...

Den ersten Teil habe ich mir nun noch einmal angesehen und fand ihn durchaus unterhaltsamer als bei der ersten Sichtung. Damals gab ich "Bad Boys" noch eine mittelmäßige 3-, heute würde ich das ganze vielleicht sogar auf eine 3+ aufstocken, denn trotz Schwächen und einer wirren Geschichte mochte ich den Film und freute mich bereits auf die Fortsetzung, die ich nun zum ersten Mal sehen würde. Diese hat mich nun jedoch nicht nur enttäuscht, sondern schlichtweg angewidert. Dass Michael Bay kein guter Regisseur ist, beweist er in den letzten Jahren immer wieder, dennoch mag ich einige seiner Filme sehr, wie "Armageddon" oder der erste "Transformers"-Teil. Doch wenn Bay mal kein solides Skript am Start hat und ihm einfach alles scheißegal ist, er dieses innere, ziemlich durchgeknallte und im Kopf wirklich nicht ganz wachgewordene Kind rauslässt, dann kommt so etwas wie "Bad Boys 2" dabei raus. 
Man muss Bay zu Gute halten, dass er Actionszenen inszenieren kann. So ist die Autoverfolgungsjagd auf der Autobahn, inklusive Fahrzeugschlepper und einem außer Kontrolle geratenen Boot, wunderbar spektakulär und auch das Finale hält einige wirklich imposante Szenen bereit. Der Rest dieses Werkes ist jedoch so ekelerregend, so überlang, so wirr und unlustig, dass die zweieinhalb Stunden, die ich damit verbringen musste, eine wahre Geduldsprobe waren. Es sollte klar sein, dass ein Film, der sich schlichtweg nur auf seine Actionszenen reduziert, in Sachen Handlung und Charaktere langweilen wird, sobald (zwangsläufig) irgendwann während den ganzen zweieinhalb Stunden Krachbumm auch mal eine klitzekleine Pause eingelegt wird. Diese Pausen hält Bay zwar so kurz, dass sie kaum auffallen, da er letztendlich doch noch irgendetwas in die Luft fliegen lässt, die Frage ist nur, wieso er seine Charaktere überhaupt reden lässt, denn sie haben schlichtweg nichts zu erzählen. 
Die Dialoge bewegen sich auf Kindergarten-Humor, es werden Phrasen geschmettert, es wird sich angeschrieen und die bösen Buben werfen natürlich nur so um sich mit Flüchen. Im Grunde war es das, der Rest besteht aus sinnlosen "Wuuuza"-Gags (die Bay wohl so köstlich fand, dass er diese Therapie-Szenen immer wieder einspielt) und natürlich aus ganz viel Action, die irgendwann dann eben auch nicht mehr beeindruckend ist, da sie stets nach dem gleichen Muster ablaufen: Lawrence und Smith (deren Chemie hier auch nur noch aus Phrasen und coolen Posen besteht) kommen irgendwo hin, Schüsse fallen, sie fahren den Bösen nach, streiten sich dabei und legen die halbe Stadt in Schutt und Asche. Über zwei Stunden lang kann man so niemanden wirklich bei Laune halten, das hätte Bay klar sein müssen. Aber es ist ihm anscheinend egal, wenn er nur immer wieder etwas in die Luft fliegen lassen kann. 
Genauso egal scheint ihm eine gewisse Moral zu sein, denn gerade in "Bad Boys II" nimmt dieser sogenannte "Humor" derart groteske Züge an, dass ich mich wirklich angewidert gefühlt habe. Nicht falsch verstehen, ich mag schwarzen und heftigen Humor, wenn er uns aber so wie hier einfach vor den Latz geknallt wird, aus einem Einbruch ins Leichenschauhaus, bei welcher Smiths Charakter die Brüste einer toten Frau begafft, ein minutenlanger "Gag" gemacht wird, der einfach nur ekelhaft ist, dann kann und will ich nicht lachen. Und Bay zieht dieses Ding immer weiter durch: Leichen aus einem Leichenwagen fallen auf die Straße und werden von Smith und Lawrence über den Haufen gefahren und die Zuschauer sollen sich doch bitte darüber beömmeln, wie die beiden spätere Leichen (ja, Bay steht anscheinend auf Tote, die wehren sich halt nicht mehr) auseinandernehmen und dabei wahlweise kotzen oder es einfach ziemlich cool finden. Wer so etwas lustig findet, sollte vielleicht mal darüber nachdenken, was da oben nicht richtig läuft.
Fazit: Menschenverachtender Blockbuster mit pausenloser Action. Handlung ist egal, Charaktere sind es auch, Hauptsache es kracht. Dass der Humor dabei so pietätlos und ekelhaft ist, spielt dieser unglaublich miesen und anstrengenden Fortsetzung keinesfalls in die Karten.

Note: 5+


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid