Direkt zum Hauptbereich

The Expendables 3

Tja, das war wohl kein intelligenter Schachzug. Mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass sich mit einer niedrigeren Altersfreigabe automatisch mehr Menschen in die Kinos locken lassen, schnitten Stallone und Co. ihre Action-Fortsetzung "The Expendables 3" so zurecht, dass in den USA das beliebte PG13-Rating erreicht werden konnte und sogar in Deutschland reichte es für eine FSK ab 16 Jahren. Das ging nach hinten los, denn Teil 3 der Reihe ging an den Kinokassen, wohl auch wegen der FSK-Geschichte, ziemlich böse baden.

THE EXPENDABLES 3


Bei einem Routineauftrag entdeckt Barney Ross (Sylvester Stallone), dass sein ehemaliger Partner und jetziger Todfeind Conrad Stonebanks (Mel Gibson) noch am Leben ist. Stonebanks verletzt daraufhin einen von Barneys Mitstreitern schwer, was Ross selbst wieder auf einen Rachetrip schickt. Diesmal will er sein altes, in Ruhestand gesetztes Team jedoch zuhause lassen und greift daher auf junges, frisches Blut zurück. Dies geht jedoch gehörig schief und schon bald braucht Ross wieder die Verstärkung seiner alten Freunde rund um Lee Christmas (Jason Statham) und all die anderen Haudegen...

Eigentlich stand dem Ganzen doch nichts mehr im Wege. "The Expendables 2" war besser gewesen als sein direkter Vorgänger und eine weitere Steigerung hätte durch den nochmal vergrößerten Cast und noch spaßigere Actionszenen definitiv stattfinden müssen... und wäre auch mehr als möglich gewesen. Aber irgendwie ist "The Expendables 3" dann doch nicht wirklich was geworden, da man hier doch einige Fehler begangen hat. Die zwanghafte Zuneigung zu einem PG13-Rating, welches dann lustigerweise weniger Zuschauer brachte, fällt dabei zwar auf, ist aber halb so schlimm. Klar, es ist alles ein wenig sauberer, weitaus unblutiger und mainstreamlastiger, aber das Konzept der alten Action-Haudegen, die noch einmal kräftig auf den Putz hauen, wird dadurch nicht wirklich beeinflusst. 
Schlimmer ist da eher, dass man sich über einen großen Teil der Laufzeit eben von den alten Stars verabschiedet, um die Tore für die neue Generation a la Kellan Lutz und Ronda Rousey zu öffnen. Da diese aber nicht einmal annähernd den gleichen Charme versprühen wie Lundgren, Crews und Co. zieht sich der Mittelteil, in welchem Stallone das Team zusammenruft und erst einmal mit jedem Einzelnen über dessen Berufsauffassung und Fähigkeiten quatscht, enorm in die Länge. Richtige Action, wie man sie aus den Vorgängern kennt, gibts nur zu Beginn und am Ende zu sehen, dazwischen wird erstaunlich viel gequasselt. 
Man könnte meinen, dass Stallone und sein Team durch eben diese Geschwätzigkeit und das deutlich niedrigere Tempo versuchen, so etwas wie eine originelle Geschichte und tiefere Charaktere in das Franchise einzuführen... aber dem ist natürlich nicht so. All diese Dialoge dienen dazu, noch ein wenig Sprüche zu klopfen und zumindest irgendwie die deutlich zu lange Laufzeit vollzukriegen, denn ausschließlich nur mit Krawall lässt sich dies eben auch nicht machen, auch wenn es wohl deutlich unterhaltsamer wäre als dieses Aneinander-Vorbei-Gerede des ersten Drittels, in dem auch handlungstechnisch nach den ersten beiden, soliden Actionszenen so gar nichts rumkommt. Es gibt eine neue Truppe und schließlich stößt die alte dazu, sodass man ein gigantisches, an Stars nicht mehr armes Team zusammenbekommt... bis es soweit ist, dauert es allerdings geschlagene anderthalb Stunden und das dann folgende, wirklich sehr unterhaltsame und krachende Finale kann nur selten darüber hinwegtäuschen, dass wir zuvor eben einen sehr geschwätzigen und leeren Film gesehen haben, mit den üblichen flachen Charakteren und nur noch mäßig unterhaltsamen Frotzeleien zwischen den einzelnen Stars. 
Da muss die enorm namhafte Besetzung also wieder den Karren aus dem Dreck ziehen, die wohl noch nie so groß war wie hier: Harrison Ford ersetzt Bruce Willis, der mit seinen Gagenforderungen gegen eine Wand redete, außerdem sind auch noch Antonio Banderas und Wesley Snipes dabei, während all die alten Recken (u.a. auch wieder Jet Li und Arnold Schwarzenegger) vorbeischauen. Manch einem von ihnen hätte ich definitiv mehr Leinwandzeit gegönnt, während Li und Ford aber nur wenige Szenen bekommen haben, können wir uns immerhin an Mel Gibson ergötzen, der mit seinem irren Charme sicherlich der beste Bösewicht der gesamten Reihe ist. Sylvester Stallone indes überzeugt nur durch physische Kraft und bleibt schauspielerisch sehr blass, was übrigens auch für Wesley Snipes und Jason Statham gilt.
Fazit: Im Finale gibt es endlich wieder richtig viel zu sehen und zu lachen, vorher schleppt sich der Film jedoch durch geschwätzige Dialoge und ziemlich viel Leerlauf, was angesichts der Star-Armada ein wenig schade ist.

Note: 4+




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se