Direkt zum Hauptbereich

Fifty Shades of Grey

Es war der größte Hype seit "Twilight" und genau deswegen war ich nie sonderlich interessiert daran, mir "Fifty Shades of Grey" anzusehen. Bei all dem Mediengetöse rund um enttäuschende Romanvorlagen, in Kinosäälen masturbierende Frauen und dem ganzen Geschmachte hatte ich die Lust an dem eigentlichen Film schnell verloren und mir diesen wahrscheinlich nie angesehen, wäre er nun nicht im Amazon-Prime-Angebot enthalten. Nun habe ich ihn also gesehen und darf (wieder einmal) sagen, dass der große Hype schlichtweg unbegründet war...

FIFTY SHADES OF GREY


Die junge Literaturstudentin Anastasia Steele (Dakota Johnson) soll als Vertretung für ihre Freundin Kate (Eloise Mumford) ein Interview mit dem millionenschweren Unternehmer Christian Grey (Jamie Dornan) führen. Sofort fühlt sich Anastasia von seiner etwas groben und dennoch sehr charmanten Art angezogen. Die beiden sehen sich öfter, nähern sich an, bis Anastasia klare Gefühle für den kalten Mann im Anzug entwickelt. Dieser besitzt jedoch gewisse Vorlieben, die für ihn unabdinglich sind. Wenn Anastasia Christian behalten möchte, muss sie sich ihm unterwerfen...

Natürlich könnte ich in meiner Kritik zu "Fifty Shades of Grey" jetzt auf den üblichen Medientrubel eingehen, wieso ein schlechtes Buch (so sagt es sich zumindest, ich kenne die Vorlage nicht) eine Verfilmung brauche, dass das Sadomaso-Thema im Mainstream-Kino-Bereich eh viel zu glatt angepackt wird, ein Film für unausgefüllte Frauen, mehrfacher Preisträger der Goldenen Himbeere, FSK-Streitereien und, und, und... aber das muss ja nun nicht sein. Deswegen betrachte ich das Werk, welches viele verärgert und manche nur genervt hat, jetzt auch ganz nüchtern als das, was es sein soll. Als einen einfachen Film mit eigener Thematik. Und so schlecht habe ich mich dann auch gar nicht unterhalten gefühlt, auch wenn meine Erwartungen ohnehin nicht riesig waren. 
Auf der Habenseite besitzt "Fifty Shades of Grey" dann aber doch weit mehr als man ihm nach all den Unkenrufen so zugetraut hätte. Da wäre zum einen die durchaus fähige Regie von Sam Taylor-Johnson (übrigens die Ehefrau von "Kick-Ass" Aaron Taylor-Johnson), die tatsächlich sehr schöne Bilder erschafft, welches diesen kleinen Liebesfilm (und viel mehr ist es ja auch eigentlich nicht) tatsächlich aussehen lässt wie einen gigantischen Blockbuster. Auch die Sexszenen, natürlich das Hauptargument des Films, werden sehr schön bebildert ohne sich dabei an etwaiger Nacktheit zu ergötzen. Nacktheit ist da, sie gehört dazu und ist zwanghaft ein Muss für diesen Film. Die schönen Bilder entstehen dabei nur teilweise durch die gut gebauten Körper von Anastasia und Christian, viel mehr legt die Regisseurin ein gutes Gespür für das Zusammenspiel von Musik und Bild an den Tag, traut sich auch mal mutigere Shots zu und bekommt dadurch immer wieder die Kurve. 
Auch geht es, gerade in der zweiten Hälfte, für ein Stück Mainstream-Kino, welches uns mit einer doch arg lapidaren und gedehnten Story unterhalten möchte, doch einigermaßen hart zur Sache und wer nun sagte, dass auch der Pornofilm es innerhalb Hollywoods wieder in die Lichtspielhäuser schafft, dürfte zumindest bei manchen Einzelszenen gar nicht so Unrecht haben... auch wenn hier eher auf eine gewisse Sinnlichkeit eingegangen wird als auf Hardcore-Spielchen, denn die eigentliche Thematik, welcher die beiden Hauptakteure hier verfallen, wird natürlich nie voll und ganz vom Zaum gelassen. 
Dass man sich auf diese auch vorab so sehr gestürzt hat und der Film beinahe durchgehend auf seine sexuellen Szenen zurechtgestutzt wurde, lässt schließlich erkennen, wie flach der Rest dabei anmutet. Die Charaktere bekommen kaum ein wirkliches Eigenleben und gerade der Charakter der Anastasia Steele ist ein wahres Rätsel. Aber gut, vielleicht ist das der Zeitgeist, denn schon in "New Moon" musste ich mich fragen, wie sich das unschuldige Mädchen so sehr von einem Egomanen aller erster Güte (Jacob) anziehen lassen konnte. Dass sich Anastasia dann tatsächlich in diesen doch recht unheimlichen, sie stalkenden, herrischen Grobian verliebt, dürfte eigentlich nur durch sein vieles Geld und sein gutes Aussehen erklärbar sein. Auch später durchläuft Anastasia einige äußerst dürftere Wandlungen, gerade ihre letzte Entscheidung kommt, angesichts dessen, was sie sich zuvor hat aussetzen lassen, wie aus dem Nichts, was vollkommen willkürlich wirkt. Immerhin verleiht Dakota Johnson dieser Person aber noch eine gewisse Kraft, kann schauspielerisch durchaus glänzen und in Sachen Nacktheit auch wunderbar mutig sein. Für Jamie Dornan gilt dies nicht, denn außer seinen Muskeln hat er wenig zu bieten, er bleibt in der Rolle des Christian Grey durchgehend blass.
Fazit: Sehr schön bebilderte Liebesgeschichte für Erwachsene, die aber an einer flachen Handlung und manch schlecht geschriebenem Charakter leidet. Die Sexszenen sind für einen solchen Film angemessen, können dem Hype aber nicht standhalten.

Note: 3-




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se