Direkt zum Hauptbereich

Eine Frage der Ehre

Manchmal ist es wirklich erstaunlich, zu was das Format BluRay in der Lage ist und wie es sogar ältere Filme in ganz neuem Glanz erstrahlen lässt. Das gilt sehr oft für die Zeichentrickklassiker der Disney-Studios, die oft wie neu aussehen, aber auch für manch andere Filmperle. Beeindruckt war ich auch von der Bildqualität von "Eine Frage der Ehre", eine der ersten BluRays, die je auf den Markt kamen und welche direkt zeigte, was das Format so kann. Denn der Film aus dem Jahr 1992 erstrahlt tatsächlich noch einmal ganz neu und das hohe Alter von mittlerweile vierundzwanzig Jahren ist ihm kaum anzusehen...

EINE FRAGE DER EHRE


Auf dem US-Marineinfanterie-Stützpunkt Guantanamo Bay wird der Soldat Santiago offenbar von zwei anderen Soldaten gefoltert, wobei er zu Tode kommt. Der junge Navy-Anwalt Daniel Kaffee (Tom Cruise) soll gemeinsam mit Lieutnant Commander JoAnne Galloway (Demi Moore) als Verteidiger auftreten und die beiden Männer herausboxen. Erst sieht Kaffee die Sache nicht als wichtig an und ist sich sicher, dass die beiden Soldaten schlichtweg Mörder sind und sie ohnehin ins Gefängnis wandern werden. Je länger er sich jedoch mit dem Fall beschäftigt und darin ermittelt, desto mehr scheint sich alles zu einem Militärkomplott zu entwickeln, welches bis in die obersten Etagen der Führungspositionen reicht...

Mit "Eine Frage der Ehre" ist Regisseur Rob Reiner ein durchgehend spannender und packender Justiz-Thriller gelungen. Obwohl der Film weitestgehend durch seine Dialoge, durch karge Büro- und Gerichtsräume lebt, besitzt die Handlung ein hohes Tempo und ist dabei spannender und intensiver als der Großteil der modernen Actionkracher, die ihr Publikum durch ein möglichstes Maximum an Explosionen und Schießereien taubschießen wollen... sehr gut zu sehen beim aktuellen "Jack Reacher"-Film, leider ja ebenfalls mit Tom Cruise, der zeigt, dass auch er nicht immer nur in guten Filmen mitspielt. 
Damals, als er noch weitaus jünger und lausbubiger aussah als heute, zeigte er dennoch bereits die gleiche enorme Schauspielkraft, die er auch heute noch besitzt. Cruise beherrscht den ohnehin von vielen Stars bevölkerten Film, er reißt uns mit und gibt das genaue Tempo vor. Cruise findet für jede Szene genau die richtige Ausstrahlung und wenn er gegen Ende dann zitternd vor seinem wichtigsten Zeugen steht, dann reichen ganz wenige, kleine Gesten, um seine Angst greifbar zu machen. Demi Moore bleibt dagegen etwas zurück, bekommt im Gegensatz zu Cruise aber auch weit weniger Gelegenheiten, um ihre doch eher einseitige, wenn auch interessante Rolle richtig hervorstechen zu lassen. Neben hervorragenden Nebendarstellern wie Kiefer Sutherland, Kevin Pollok und ganz besonders Kevin Bacon wäre da aber natürlich auch noch Jack Nicholson zu erwähnen. Seine Rolle fällt zwar weitaus kleiner aus, als es Trailer und das Cover erahnen lassen (auf letzterem wird er noch vor Demi Moore als zweiter Hauptdarsteller aufgelistet), doch in den wenigen Szenen, in denen er dann auftritt, frisst er förmlich den Bildschirm auf, Mit einer Intensität, die nur ganz wenige außer Nicholson so brillant an den Tag legen können, spielt er sich als schwer zu durchleuchtender Colonel so stark in die Verstände der Zuschauer, dass es trotz der verhältnismäßig kleinen Rolle glatt noch für eine Oscarnominierung gereicht hat. Wer Nicholsons Darstellung in diesem Film gesehen hat, der weiß, dass dies vollkommen gerechtfertigt geschehen ist. 
Auch die Handlung des Filmes weiß zu überzeugen, Natürlich finden sich dabei einige bekannte Klischees des Genres wieder und es gibt zwischendurch auch mal einige Längen, aber dennoch kann Rob Reiner das Interesse des Publikums durchgehend wachhalten. Mit einigen interessanten Ideen und Wendungen, die durchgehend sinnig und nicht nur in der Handlung sind, um einzig und allein zu schocken, fesselt der Film über seine kompletten 138 Minuten und tappt in kaum eine Falle, die die Charaktere und die Geschichte so hergeben würden. So wird auf eine Lovestory glücklicherweise verzichtet und auch die Nebenfiguren sind niemals so einseitig geschrieben, wie man es zu Beginn noch denken würde. Bis zum packenden Finale, welches allein durch sein Dialogfeuer lebt und bei welchem man vor den Autoren definitiv den Hut ziehen muss, habe ich mich also trotz kleinerer Schwächen hervorragend unterhalten gefühlt.
Fazit: Packender Justiz-Thriller mit grandiosen Schauspielern und einer spannenden Geschichte, welche mit grandiosen Dialogen aufwartet. Trotz kleinerer Längen ein klarer Top-Film des Genres.

Note: 2





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se