Wir leben in einer Welt der Angst. Natürlich dürften da einige aufschreien, dass die Medien uns gezielt Angst machen wollen, Tatsachen verschleiern und andere abändern, um Panikmache zu betreiben. Dennoch sind die Geschehnisse real, der Terror ist real, in etlichen Ländern. Auch im Kino ist diese Botschaft angekommen, das Medium Film nimmt die aktuellen Geschehnisse auf und bringt sie auf die Leinwand, mal unangenehm ehrlich, mal effekthascherisch. Auch Peter Bergs "Operation Kingdom" beschäftigt sich mit solch unangenehmen Fragen und findet unangenehme und dennoch zutreffende Antworten.
OPERATION: KINGDOM
In einer abgeschotteten Wohnstadt in Riad, Saudi-Arabien, wo viele US-Amerikaner leben, wird während eines Softballspiels ein grauenvoller Anschlag begangen, welcher über hundert Menschenleben fordert. Das FBI in Amerika diskutiert, ob man Agenten in die Stadt schickt, um Beweise zu sammeln. Schließlich setzt sich Special Agent Ronald Fleury (Jamie Foxx) über seine Vorgesetzten hinweg und macht sich auf eigene Faust, in Begleitung von vier Kollegen, nach Riad auf. Dort macht ihnen nicht nur die schwierige Suche nach stichhaltigen Beweisen Probleme, sondern auch die komplizierte Kommunikation mit der dortigen Polizei, welche die Amerikaner an der kurzen Leine halten möchte...
Man erkennt gleich, obwohl er nicht die Regie führte, dass Michael Mann als Produzent seine Finger in diesem Film hatte... was ja sicherlich nichts Schlechtes ist, denn der "Mann" versteht sich auf fantastisch inszenierte, intensive Action und Bilder, die einen direkt in die Geschichte hineinziehen. Wer wegen ersterem Punkt eine Sichtung des Thrillers wagt, dürfte sich jedoch verwundert die Augen reiben, denn bis auf einen actiongeladenen, hochspannenden, aber fast schon etwas zu mainstream-lastigen Showdown, bleiben die Waffen über weite Strecken des Filmes im Holster.
Was wir anstattdessen zu sehen bekommen ist aber nicht weniger spannend. Die vier Hauptfiguren des Filmes, gespielt von den sattsam bekannten Hollywood-Stars Jamie Foxx, Jennifer Garner, Chris Cooper und Jason Bateman, stoßen schnell an die Grenzen des Machbaren, was eine saubere Arbeit angeht, denn auch die in Riad stationierte Polizei, die ebenfalls schwer von dem Anschlag getroffen wurde und im Zentrum der Ermittlungen steht, will ein Stück vom Kuchen abhaben. Um ihre Regeln zu befolgen und nicht übel aufzustoßen müssen die vier Amerikaner so manch sauren Drops schlucken. "Operation Kingdom" stellt dabei die Thematik in den Mittelpunkt, wie zwei verschiedene Kulturen, deren Verhältnis durch vergangene Geschehnisse enorm angespannt ist, zusammenarbeiten müssen, um an ihr gemeinsames Ziel zu gelangen. Da muss manch eine Grenze übersprungen mancher Stolz hinuntergeschluckt werden. Und auch wenn man diese Thematik ruhig noch ein wenig tiefer hätte gestalten können und Regisseur Peter Berg das ein ums andere Mal in unangenehme Klischee-Fallen tappt, so ist es doch schön zu sehen, dass man in einem Kriegsfilm, der sich mit der Aufklärung eines grausamen Terroranschlags beschäftigt, auch noch solch ruhige Töne anschlagen kann.
Da wirkt die Mann-typische Wackelkamera, die stets ultranah an den Protagonisten dran ist, schier an ihnen zu kleben scheint, ab und an sogar etwas störend, da auch dann noch wirr mit ihr herumgefuchtelt wird, wenn die Szenerie an sich sehr ruhig ist. Ein gewagtes Stilmittel, welches dann aber doch immer wieder funktioniert, denn Riad ist ein unruhiger Ort und die Kameraarbeit unterstützt diese Unruhe in einer Stadt fernab des Friedens, in welcher Waffen schnell und brutal angewandt werden. Über weitere Strecken ist "Operation Kingdom" aber überraschenderweise ein ruhiger Film, dessen Aussagen mir gut gefallen haben und die auch in der heutigen Zeit viel Wahrheit in sich tragen. Manchmal etwas plakativ, ab und an sogar unreflektiert wird dies sicher nicht jedem Zuschauer so gehen, aber es geht eben auch nicht darum, ebenjenen Zuschauer mit einem guten Gefühl aus dem Film zu entlassen, sondern ihn zu lehren. Dies verdeutlichen besonders die letzten im Film gesprochenen Worte, die einen doch eher traurig stimmen als aufzubauen.
Die Charaktere bleiben dabei weitestgehend hinter ihrem Potenzial zurück. Überraschenderweise ist es beinahe im Alleingang der von Ashraf Barhom wunderbar gespielte Colonel Al-Ghazi, der in seiner zuerst an ein Klischee erinnernden Rolle am meisten Tiefe entwickelt und der im Grunde der stille Held der Geschichte ist, während die von den US-Stars gespielten FBI-Agents doch eher einseitigen "Helden" entsprechen, die weit weniger interessant gezeichnet sind. Besonders Jennifer Garner hat es da als einzige Frau im Bunde, die eben außer ihrer Weiblichkeit auch kaum andere Charaktereigenschaften innehat, ziemlich schwer.
Fazit: Intensiver Thriller mit unangenehm ehrlicher Botschaft und interessanten Ansätzen, die ruhig noch etwas vertieft hätten werden können. Die wenigen Actionszenen sind spannend inszeniert, manchmal aber auch zu sehr im Mainstream verankert.
Note: 3+
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