Dass da eine Fortsetzung kommen würde war doch so klar wie das Amen in der Kirche. Immerhin ist "Fack ju Göhte" bis heute einer der erfolgreichsten Filme, die je in den deutschen Kinos liefen und auch die Zuschauer dürsteten nach mehr, inklusive mir, dem der erste Film tatsächlich überraschend gut gefallen hat. Dennoch hatte ich leichte Zweifel, was die Qualität eines zwanghaft nachgeschobenen Sequels angehen würde und diese Zweifel sind, nachdem ich die noch erfolgreichere Fortsetzung nun endlich gesehen habe, durchaus berechtigt...
FACK JU GÖHTE 2
So ganz ist Zeki Müller (Elyas M'Barek) noch nicht von seinen kriminellen Machenschaften losgekommen. Als seine in einem Teddybär gehorteten Diamanten von seiner Freundin Elisabeth (Karoline Herfurth) versehentlich als Spende zur Partnerschule in Thailand geschickt werden, meldet sich Zeki sofort freiwillig, um mit auf die Klassenfahrt zu kommen, die sie genau dort hinführen soll. Durch einige Umstände reisen jedoch auch die Problemschüler der 10b mit und es herrscht große Konkurrenz dank der mitgereisten Streberschüler vom Schiller-Gymnasium. Während Zeki versucht, die Diamanten wiederzufinden, richten Chantal (Jella Haase), Danger (Max von der Groeben) und Co. wie erwartet jede Menge Chaos an...
Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass Fortsetzungen von erfolgreichen Filmen immer noch mehr von dem bieten müssen, was im Original so gut funktioniert hat. Für das Sequel zu "Fack ju Göhte" musste das bedeuten: Mehr Raum für die schrillen Nebencharaktere, mehr Slapstick, mehr Wortwitz und mehr Peinlichkeiten. Die Qualität bleibt dabei erwartungsgemäß auf der Strecke, da es den Machern nun nicht mehr gelingt, all diese aneinandergereihten Chaos-Szenarien noch gekonnt in eine passende Handlung einzubinden. Die dargestellte Nummernrevue, die diesmal natürlich vor noch aufwendigerer Kulisse stattfindet, um das höhere Budget zu nutzen, bricht dabei recht zusammenhanglos über den Zuschauer hinein, liefert mit enorm hohem Tempo unzählige Szenen, die dennoch alle irgendwie aus dem Zusammenhang gerissen scheinen.
Das ist aber auch kein Wunder bei all den Haupt- und Nebenhandlungen, die sich das doch eher schwache Skript da aufgeladen hat. Zeki sucht seine Diamanten, was er unbedingt geheimhalten muss. Die Konkurrenz zum Schillergymnasium, inklusive oberkorrektem Streber-Lehrer, sorgt für ordentlich Dampf. Chantal und Co. müssen über ihre familiären Vergangenheiten reden, in Thailand wartet das Kultur-Chaos (inklusive obdachloser "Peter-Pan"-Gedenkkinder und Informationen über Naturkatastrophen), das Abi will geschafft werden und dann wäre da natürlich auch noch Zekis Beziehung zu Elisabeth, die durch neue Tiefen geschleift wird.
Bei all diesen Handlungssträngen, die in die randvoll gepackten 116 Minuten gestopft werden, bleiben etliche, aus dem Original noch sehr beliebte Charaktere fast komplett auf der Strecke, mal, weil sie einfach recht flach aus der Handlung geschrieben werden (was für Karoline Herfurths nicht mehr ganz so verklemmte Elisabeth Schnabelstedt ebenso gilt wie für die von Katja Riemann wieder einmal hervorragend gespielte Rektorin Gerster) oder weil sie einfach nur noch wortlos mitgeschleift werden, obwohl man sie für die Handlung gar nicht mehr braucht (was unter anderem für das im Original noch schön geschriebene Mauerblümchen Laura gilt).
Dafür kommen die heimlichen Lieblinge des ersten Teils in den Vordergund, was neben Elyas M'Bareks Zeki natürlich für Chantal und Danger gilt. Besonders Jella Haases Chantal, hier nun sogar prominent auf dem Filmplakat benannt, bekommt weitaus mehr Raum zugestanden, was zwar zum einen hilft, um ihren gar nicht mal so einseitigen Charakter weiter zu beleuchten, sich zum anderen aber auch negativ auswirkt. Die minderbemittelte Asi-Klasse hat bislang hervorragend als Nebencharakter hergehalten, nun wird ihr in den Vordergrund gestelltes, dummdämliches Verhalten auf Dauer dann aber doch ziemlich anstrengend, was dazu führt, dass die weitaus lauteren und auch schwächeren Gags nicht mehr so oft sitzen. Oftmals wird nur noch auf reinen Slapstick gesetzt, ohne dass das Timing stimmen oder dass es handlungstechnisch einen tieferen Sinn haben würde. Zeki fliegt per Paraglyder unfreiwillig übers Meer? Ist drin, aber eigentlich unsinnig. Danger flieht ins Meer, nachdem jemand seine Kondome mit Chilli überzog? Drin, nach zwanzig Sekunden ist die Szene aber vorbei und wird nicht weiter thematisiert.
"Fack Ju Göhte 2" leidet deutlich unter dieser Masse an "too much", dennoch kann man nicht verhindern, dass man doch wieder Spaß hat. Die Schauspieler legen wieder so viel Spielfreude an den Tag, dass man kaum anders kann, als mit ihnen zu lachen und immer wieder erschafft Bora Dagtekin auch grandiose Einzelszenen, die in Sachen Comedy-Timing und Ideenreichtum schlichtweg grandios sind. Dass diese dann von einem ziemlich schwachsinnigen, gegen Ende gar unfreiwillig blödsinnigen Drehbuchgepinsel zusammengehalten werden, wo noch schnell die Moralkeule geschwungen werden muss, fällt zwar auf, aber lachen tut man dennoch immer wieder, denn Charme hat das ganze Ding doch noch.
Fazit: Durch zu viele Nebenhandlungen zerfasert "Fack Ju Göhte 2" merklich, die Gags sind lauer, die Figuren in der schwachen Handlung schlechter geschrieben. Starke Einzelszenen uns spielfreudige Darsteller sorgen dennoch für soliden Spaß.
Note: 4+
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