Direkt zum Hauptbereich

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

Dass nach dem Ende der grandiosen "Harry Potter"-Filmreihe 2011 nicht endgültig Schluss sein würde, war eigentlich klar. Die Geschichte rund um die magische Welt und den bebrillten Zauberlehrling, der gegen dunkle Mächte kämpft, brachte dem Studio Warner Bros. so viel Geld ein, dass es im Grunde sicher war, dass man die Marke fortan nicht ungenutzt lassen würde. Und deswegen geht es jetzt, fünfeinhalb Jahre nach dem Finale der Reihe, weiter. Beziehungsweise geht es einige Schritte zurück, denn basierend auf einem Schulbuch Harry Potters erwarten uns nun in den nächsten Jahren fünf Teile, welche vor den Ereignissen der Hauptreihe angesiedelt sind und die mit "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" ihren langersehnten Anfang nehmen...

PHANTASTISCHE TIERWESEN UND WO SIE ZU FINDEN SIND


Amerika in den 20er Jahren: Der Zauberer Newt Scamander (Eddie Redmayne) kommt mit einem Koffer voller magischer Wesen in New York an, wo er seine Tiersammlung erweitern möchte. Durch einen unglücklichen Zufall können jedoch einige der Tiere entkommen und richten erheblichen Schaden in der Stadt an. Während Scamander versucht, die Wesen wieder einzufangen, wird auch das amerikanische Zaubereiministerium auf ihn aufmerksam und weit entfernt braut sich eine finstere Macht zusammen, welche einen Krieg zwischen Zauberern und Muggeln auslösen könnte...

Diesmal schrieb "Harry Potter"-Autorin sogar das Drehbuch und das konnte ja eigentlich nur Gutes bedeuten, lieferte sie so ihre magische Kreativität, welche in ihren Romanen stets mitfloss, für eine neue, nicht auf Büchern beruhende Filmreihe gleich mit. Und ja, Rowling hat wieder mal einige wirklich fantastische Ideen aufgefahren, die uns zum Ende des Kinojahres noch einmal wirklich staunen lassen. Über die wunderbare Artenvielfalt der titelgebenden Tierwesen bis hin zu einigen phänomenalen Actionszenen und den aus den Originalfilmen herrlichen Details, die so im Hintergrund herumfliegen und diese Welt lebendig machen, gibt es einiges zu sehen. Auch einige Anspielungen auf spätere Ereignisse sind für Kenner der Potter-Welt dabei und es macht viel Spaß, sie alle zu entdecken. 
Leider ist der Rest des Films dann doch irgendwie schwierig geworden und so sehr ich mich auch bemühte, den Film zu mögen, ich habe es irgendwie nicht geschafft. "Phantastische Tierwesen" hat mich trotz seiner visuellen Pracht und seinen etlichen Ideen nie in seinen Bann ziehen können, ich war nie wirklich drin in dieser Geschichte und irgendwie war ich sogar ganz froh, als nach 130 mal sehr ereignisreichen, mal aber auch sehr zähen Minuten der Abspann lief. Das mag daran liegen, dass der Film die verschiedenen Handlungen nicht ganz verbinden kann und etwas uneinheitlich zwischen harmlosem Fantasy-Spaß und düsterer Action hin und her springt, ohne dass es eine Einheit ergeben würde. Es mag auch daran liegen, dass die Geschichte als solche in diesem ersten Film doch recht zahnlos ausfällt und im Grunde gar nicht so viel zu erzählen hat, aber einfach mal so tut, als wäre das alles ganz groß. Ein ähnliches Problem kennen wir beispielsweise aus den arg mittelmäßigen "Hobbit"-Filmen von Peter Jackson. 
Und ein weiteres Problem ist David Yates, der Mann, der die letzten vier "Harry Potter"-Filme inszenierte und schon damals ab und zu an seine Grenzen stieß. Auch hier wird wieder ersichtlich, dass Yates nicht der richtige Mann für einen solchen Job ist: Die Kamera kann diese fantastische Welt nicht passend einfangen und in Sachen Tempo muss Yates auch noch einiges lernen, denn er nimmt immer wieder unangenehm den Fuß vom Gas, setzt unpassende Schnitte und lässt an sich spaßige Actionszenen viel zu schnell enden, um zum nächsten, irgendwie schwammig gefilmten, inhaltsleeren Dialog zu rudern. Dass er in dem Bereich Erfahrung hat, ist nicht von der Hand zu weisen, dennoch bleibt seine Inszenierung weiterhin zu blass, zu emotionslos, um wirklich zu berühren. Dies gelingt ihm nur in Einzelszenen, wenn er während des Showdowns einige grandiose Wendungen offenbart oder wenn er sich für die Entwicklung des sympathischen Muggels Jacob etwas Zeit nimmt. 
Schauspielerisch wird hier ebenfalls kaum jemand gefordert. Eddie Redmayne spielt klar unter seinen Möglichkeiten und von Jon Voight und Colin Farrell ist erstaunlich wenig zu sehen. Neben dem heiß ersehnten Gastauftritt eines Top-Stars in einer für die Fortsetzungen wichtigen Rolle hinterlassen allenfalls Katherine Waterston als etwas tollpatschige Aurorin und Dan Fogler als staunender Muggel, der immer wieder in Schwierigkeiten gerät und der die besten Szenen des Films locker beherrscht, einen tieferen Eindruck. 
Fazit: "Phantastische Tierwesen" bietet nette Fantasy-Unterhaltung und charmante, spaßige Einzelszenen. Die Handlung bietet jedoch nicht viel und zieht sich merklich, wobei Schwung und Tempo ebenso wie eine saubere Inszenierung schmerzlich vermisst werden.

Note: 3-






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...