Noch gestern unterhielt ich mich mit meinem besten Freund mal wieder über Filme und wir kamen auf den Schauspieler Ed Harris zu sprechen. Beide waren wir der Meinung, dass Harris sicherlich nicht nur in guten Filmen mitspielt, dass er es aber dennoch stets schaffen würde, eigentlich blassen Charakteren seinen Stempel aufzudrücken, diesen Figuren noch etwas einzuhauchen, was sie irgendwie besonders macht. Nun habe ich direkt am nächsten Tag zufällig "Ein riskanter Plan" gesehen und auch hier setzt sich dieses Muster fort: Es ist kein guter Film, Harris' Antagonist bleibt eher blass, aber der Schauspieler dahinter ist groß.
EIN RISKANTER PLAN
Der Aufschrei der zuschauenden Passanten ist groß, als in einem New Yorker Hotel ein Mann namens Nick Cassidy (Sam Worthington) auf den Fenstersims steigt und droht, aus dem einundzwanzigsten Stock in die Tiefe zu springen. Die Polizeipsychologin Lydia Mercer (Elizabeth Banks) versucht alles, um den Mann von seinem Suizid abzuhalten und tatsächlich bleibt Cassidy auch erst einmal auf dem Sims stehen. Mit fortschreitender Dauer des Einsatzes beginnt Lydia jedoch zu glauben, dass weit mehr dahinter steckt als ein einfacher Suizidversuch...
Erst einmal sollte man den deutschen Verleihern eintrichtern, dass es manchmal einfach cleverer ist, die Original-Titel beizubehalten. Wieso man aus dem wesentlich sinnigeren "Man on a Ledge" im deutschen einen einfallslosen und ziemlich nichtssagenden Titel wie "Ein riskanter Plan" machen muss, bleibt mir völlig schleierhaft. Natürlich, den Film an sich, der auch nicht sonderlich gut ist, rettet das nicht, aber ich verstehe den Sinn hinter diesen Titeländerungen nicht. Der Film an sich ist dann den Aufschrei nicht wert, denn es handelt sich hier schlicht und einfach um einen relativ schematischen Action-Thriller mit zwischenzeitlichen, mal längeren und mal kürzeren Ausflügen ins Heist-, Drama- und Wirtschaftsthrillergenre, der über weitere Strecken einigermaßen unterhält, allerdings schon während dem Rollen des Abspanns wieder vergessen ist.
Die Geschichte an sich ist auf beiden Seiten ziemlicher Murks: Sie ist trotz vieler Wendungen arg vorhersehbar und der Zuschauer selbst wird all die Zusammenhänge schon viel eher begriffen haben als einige der Charaktere, gewollte Aha-Momente verpuffen so sehr lieblos. Zudem muss sich die an sich ja nette, aber eben auch keinesfalls originelle Geschichte auch durch etliche Plotholes kämpfen. Oftmals gewinnt der Zufall über die ordentliche Planung in diesem "riskanten Plan", weswegen das alles doch schon sehr willkürlich wirkt. Würde ein Charakter in einer Sekunde nur etwas anders handeln, wäre wohl absolut alles für die Katz. Dank des hohen Tempos und nur weniger Längen, in denen ich zwischenzeitlich sogar drohte, das Interesse an der Hatz zu verlieren, kann man über solcherlei Logiklücken zwar hinwegsehen, wenn die intelligente und vertrackte Geschichte aber eben das Hauptargument des Films ist, dann sollte da schon etwas mehr geboten werden.
Ein wenig Action gibt es zwar auch, diese nimmt aber einen deutlich geringeren Stellenwert ein und mehr als Standardware wird uns während eines Einbruchs in ein Hochsicherheitsgebäude eben auch nicht geboten. Es ist alles ganz nett, aber eben auch nichts, was wir nicht irgendwo schon mal origineller oder spannender gesehen hätten. Da nützt auch die recht erfrischende Medienkritik wenig, die sich über geifernde Reporter oder lechzende Passanten, die Cassidy sogar zum Sprung ermutigen, damit sie Blut spritzen sehen, hinzieht, was man in einem Mainstream-Film wie diesem zwar selten sieht, womit man es hier aber auch ein wenig übertreibt. Immerhin wird man durch zwischenzeitliche Hänger dann doch mit einem sehr spannenden Finale belohnt, bei welchem ich dann doch mitgefiebert habe, auch wenn die Vorhersehbarkeit sich zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht abschalten mag.
Dass ich doch etwas gepackt war, das lag sicherlich nicht an den Charakteren, die durchgehend fade und blass gezeichnet sind. Man kann Sam Worthington, der beinahe den gesamten Film auf einem Fenstersims verbringen muss und dementsprechend bewegungslimitiert arbeiten muss, zu einer solchen Leistung zwar nur gratulieren, allerdings hätten versiertere Schauspieler wohl auch noch mehr herausgeholt. Selbiges gilt für Elizabeth Banks, welcher ich die angeschlagene Polizeipsychologin nicht wirklich abnehmen wollte und neben den soliden Ed Harris und Jamie Bell gibt es mit der von Genesis Rodriguez gespielten Angie sogar noch einen Nebencharakter, der nervig und mies gespielt zugleich ist... kein gutes Zeichen.
Fazit: Solider Thriller mit spannenden Momenten. Die Story ist jedoch ebenso vorhersehbar wie unlogisch und packt daher nur selten, weswegen man den Film angesichts solcher Lücken doch schnell wieder vergessen wird.
Note: 4+
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