Kaum ein heute noch lebender Regisseur hat das Kino so sehr revolutioniert wie Steven Spielberg. Und obwohl er so viele Filme gemacht hat, die als absolute Klassiker in die Kinogeschichte eingegangen sind, fällt die Antwort auf sein wichtigstes Werk leicht: "Schindlers Liste". Es ist vielleicht nicht sein bester Film und auch keiner, den jemand als seinen Lieblingsfilm bezeichnen wird, aber Spielberg hat sicherlich nie einen gewichtigeren und ernsteren gedreht. Deswegen ist dieses Werk etwas, was wirklich jeder gesehen haben sollte, auch wenn es alles andere tut als Spaß zu machen...
SCHINDLERS LISTE
Zur Zeit der Besetzung Polens durch die Deutschen reist der erfolglose, deutsche Geschäftsmann Oskar Schindler (Liam Neeson) nach Polen. Er erhofft sich dort durch günstige Arbeiter unter den in Polen lebenden Juden einen großen Gewinn für seine Firma. Seine Idee geht auf und mit Itzhak Stern (Ben Kingsley) gewinnt er zudem auch einen loyalen Kollegen für sich. Als Schindler jedoch kurze Zeit darauf Zeuge wird, wie die Juden in Polen misshandelt werden und die Bekanntschaft mit dem brutalen SS-Offizier Amon Göth (Ralph Fiennes) macht, beginnt er über die Situation nachzudenken und entwickelt einen ganz neuen Plan...
Im Grunde wurde bereits alles über "Schindlers Liste" gesagt und eigentlich bräuchte ich mich nur kurzfassen, sonst würde ich allen anderen Kritikern nur nachreden, die Spielbergs Meisterwerk bejubeln. Ein Meisterwerk ist es auch definitiv, auch wenn kleinere Mängel nicht übersehbar sind. Der Film ist mit über 190 Minuten Laufzeit dann doch etwas zu lang, das Stilmittel, beinahe den gesamten Film in Schwarz-Weiß zu drehen, erschließt sich nicht immer und ab und an tappt das intensive Drama auch mal auf der Stelle.
Doch der Rest ist so großes Kino, dass man es Steven Spielberg, der zur Erscheinung des Films bloß als Blockbuster-Regisseur von Klassikern wie "Der weiße Hai" und "Jurassic Park" bekannt war, kaum zugetraut hätte. Doch wir, die wir den heutigen Spielberg kennen, wir wissen, dass er genau das kann. Spielberg zaubert einen Film auf die Bildschirme, den man zu Lebzeiten nicht mehr vergessen und der einem noch sehr, sehr lange nachhängen wird. Wo andere Regisseure den Holocaust "nur" als Aufhänger benutzen, da zeigt Spielberg diesen in seiner ganzen grausamen Intensität. Er verschönert nichts und erschafft so Szenen, die so echt wirken, dass man das Grauen kaum mehr abschütteln kann. Wer den Holocaust nicht persönlich erlebt hat, der wird wohl nie nachempfinden können, wie schrecklich er war, aber es war wohl kaum jemand filmisch so nah an der Realität dran wie Steven Spielberg mit diesem Film.
Er drehte größtenteils an Originalschauplätzen, unterhielt sich lange mit Zeitzeugen und baute anhand dieser die Charaktere des Films, um diese wahre Geschichte zu inszenieren. Das Ergebnis ist ein wahrer Kraftakt, perfekt in Bild und Ton. Die Bilder von Kameramann Janusz Kaminski lassen uns erschüttert zurück, er findet die passenden Ausschnitte für die kaum zu beschreibende Brutalität, aber auch für die wenigen Funken an Hoffnung und Liebe, die dabei mitziehen. John Williams' oscarprämierte Musik weiß diese Szenen stets perfekt zu untermalen und das weltbekannte Titelthema dürfte man ebenfalls kaum mehr vergessen.
Anhand dieser Intensität, in welcher Spielberg den Holocaust bebildert, gelingt es sogar, heutige Stars komplett hinter ihren Rollen verschwinden zu lassen, sodass wir nicht die großen Namen, sondern die Charaktere sehen. Liam Neeson ist großartig als stiller Held der Geschichte, zu welchem er erst werden muss und Ralph Fiennes wohl einer der angsteinflößendsten, grauenvollsten Bösewichter der Filmgeschichte. Die Szenen, in welchen er aus reiner Freude arbeitende Sklaven von seiner Veranda aus erschießt, um anschließend seine Morgentoilette zu begehen, sorgen für unangenehme Gänsehaut und ein Schauspieler wie Fiennes ist dieser gigantischen Herausforderung mehr als gewachsen. Dies gilt auch für eine sehr untypische Besetzung namens Ben Kingsley, der heute beinahe nur noch als Bösewicht besetzt wird, hier aber die wohl sympathischste und gutmütigste Rolle von allen spielen darf.
Fazit: Ein intensives Meisterwerk. Der von Spielberg bebilderte Holocaust erschafft ein reales Grauen, welches noch lange nachwirkt. Bedrückend, famos gespielt und meisterhaft inszeniert. Spielbergs wichtigster Film ist auch heute noch unvergessen.
Note: 2+
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